Samstag, 15. September 2012

Sehr viel mehr Ärger

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Walter Pierce saß in Joes Wohnzimmer auf der Couch und hatte seinen Block vor sich auf den Knien. Darauf hatte er bereits die ganze Zeit Notizen gemacht. Lelya, Nadja und auch Maria hatten ihm die gesamte Geschicht erzählt. Immer wieder hatte der Anwalt nachgefragt oder einem der Anwesenden war noch etwas eingefallen. Nun wurde schon seit fast einer Minute geschwiegen. Alle starrten den kleinen Mann mit dem schlecht sitzenden Anzug an und warteten, was er nun als Fazit verkünden würde.

"Ich muss Ihnen leider sagen, dass das ein hochproblematischer Prozess werden kann.", begann er dann seufzend. Lelya schluckte heftig. Schon als sie erwähnt hatte, dass es auf dem Papier ein gemeinsames Sorgerecht gab, hatte er die Nase gerümpft und gemeint, dass dies eben keine reine Formalie wäre und schon gar keine Kleinigkeit. "Die Internationalen Abkommen für den Umgang mit Scheidungskindern sind sehr strikt. Und auch die Amerikanischen Einwanderungsbehörden verstehen wenig Spaß, wenn es um dieses Thema geht."

Lelyas Unterlippe bebte. Sie hatte Mühe sich zu beherrschen. Nadja griff sanft nach der Hand ihrer Mutter und drückte sie zart. Auch Maria drückte sich an ihre Mutter. "Ich wollte damit einfach nur sagen, dass dies kein Zuckerschlecken wird. Ich würde nicht sagen, dass wir keine Aussicht auf Erfolg haben. Zum Beispiel ist die Tatsace, dass ihr Ex-Mann hier in Seattle ist, eher ein Gewinn für uns, als ein Problem." Der Anwalt blickte in etwas ratlose Gesichter. "Lassen Sie mich das erklären. Wenn er die Klage aus der Ukraine heraus verschickt hätte, wäre die Antwort der Amerikanischen Behörden recht einfach gewesen. Es wäre für Sie alle drei die Ausweisung gewesen. Man hätte sie unter behördlicher Aufsicht nach Kiew gebracht und dort hätte der Sorgerechtsprozess geführt werden müssen. Danach hätte es Ihnen freigestanden allein oder, je nach Ausgang des Prozesses, mit den Kindern, wieder in die USA einzureisen und erneut Arbeitserlaubnis zu erhalten."

"Wir werden ausgewiesen? Wir müssen nach Kiew?", kiekste Maria panisch und richtete sich spontan auf dem Sofa auf. "Maria, sei still. Das hat er doch gar nicht gesagt.", versuchte Lelya ihre Tochter zu beruhigen. "Nun aber, da ihr Ex-Mann hier ist.", fuhr der Anwalt fort, "gibt es keinen Grund Sie auszuweisen. Der Sorgerechtsprozess kann also hier geführt werden. Und das macht es schon mal erheblich einfacher. Das muss auch unser vorrangiges Ziel sein. So paradox es sich anhört, aber wir müssen erreichen, dass ihr Ex-Mann hierbleibt. Aus Kiew kann er, zumindest juristisch gesehen, sehr viel mehr Ärger verursachen als hier vor Ort."

2 Kommentare:

  1. *seufz*
    Wir haben ja alle befürchtet, dass das ne böse Sache wird. Nun bestätigt sich das also und wir müssen jetzt hoffen, dass niemand Mykola auf die Idee bringt, zurückzukehren.
    Wobei ich aber gar nicht glaube, dass es das ist, was Mykola will. Er will auch die Kinder nicht. Der will einfach nur Kohle und die Möglichkeit, faul zu sein und gut dabei zu leben.
    Das kann man doch nutzen oder? Allerdings muss dann auch ein für allemal Ruhe sein. Mykola mit Geld abzufüttern ohne Verzichterklärung auf Sorgerecht und was weiß ich käme der ja bald wieder und würde mehr fordern. Hat Lelya nicht ein bisschen angespart?

    Alles nicht so einfach *haare rauf

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  2. Mykola scheint sich vielleicht doch nicht so gut informiert zuhaben, sonst hätte er den Prozess doch von zuhause einfädeln können. Aber seine Gründe sind ja, dass er Geld haben will, die Kinder sind ihm doch völlig egal.
    Gut wäre es sicherlich, wenn er in den USA negativ auffallen würde. Mal hören, was der Anwalt so für spitzfindigkeiten drauf hat. Vielleicht zerreisst er ihn bei der Anhörung ja in der Luft. Sein Verhalten in der Vergangenheit spricht ja nicht gerade für ihn.

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