Dienstag, 18. September 2012

Noctambule III: Familienpläne

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Es war doch später Nachmittag geworden, ehe Catherine sich von ihrer Nachbarin verabschieden konnte. Da die Höfe weit auseinander lagen, hatte sie noch einen langen Fußmarsch vor sich, doch der störte sie nicht. Im Gegenteil, sie genoss die Bewegung an diesem milden Frühlingstag und hatte sehr gute Laune. Sie liebte diese Zeit der Ruhe und Einsamkeit, in der sie ungestört ihren Gedanken nachhängen und so manche Fragen ordnen konnte.


An diesem Tag gab es vieles zu ordnen. Nur kurz beanspruchten sie die Gedanken an die bevorstehende Niederkunft. Die Frau war jung und gesund, das Kind entwickelte sich prächtig und das junge Paar freute sich aufgeregt auf die Geburt und das neue Leben als kleine Familie.
Schließlich schwenkte sie gedanklich  zu ihren Söhnen um. Bei Adolphe und Noel machte sie sich wenig Sorgen. Zwar wünschte sie sich sehr, dass die beiden jungen Männer mehr ausgingen und vielleicht endlich einmal eine junge Frau finden würden. Catherine würde sich sehr freuen, eine junge Familie im Haus zu sehen und ihre Hauptaufgaben der Schwiegertochter übertragen zu können. Zudem wäre es auch noch schön, Großmutter zu werden und sich der Betreuung der Kinder zu widmen, während die Mutter der Arbeit nachging. Doch das schien noch lange nur ein Wunsch zu bleiben. Keiner der beiden älteren Söhne machte Anstalten, eine Familie zu gründen.
Wesentlich mehr Sorgen machte sie sich um ihren Jüngsten. Er hatte das schreckliche Ereignis und den Verlust seiner Lehrstelle offensichtlich nicht gut verkraftet. Dafür hatte sie zwar Verständnis, doch hätte sie sich gewünscht, dass er tatsächlich den Bitten seiner Brüder nachkommen und auf dem Hof helfen würde, wenn er sich schon nicht wirklich um eine neue Ausbildung oder Arbeit kümmerte.
Zwar war er schmächtig und hager gebaut, doch auch die Arbeit als Bäcker hatte gute Körperkräfte erfordert. Lächelnd erinnerte sich Catherine, wie er stöhnend nach Hause kam, weil er den ganzen Tag schwere Getreidesäcke hatte schleppen müssen. Yanis' dünner Körper barg mehr Kraft, als man ihm zutraute. Catherine war davon überzeugt, dass Yanis auch eine andere Arbeit finden würde, wenn er sich nur bemühte.
Doch das tat er nicht, sondern zog sich von der Familie zurück, grübelte, blieb den ganzen Tag fern ohne dass man wusste, was er tat und zu allem Überfluss schlief er noch bis Mittags. Catherine nahm sich vor, strenger mit ihrem Jüngsten umzugehen und ihn zur Arbeit anzutreiben, statt immer nur auf der armen Belle herumzuhacken.
Der Gedanke an Belle ließ Catherine vor Mitleid tief aufseufzen. Sie hatte echtes Mitgefühl mit dem jungen Mädchen, das von Tag zu Tag trauriger zu werden schien. Sie war davon überzeugt, dass es nicht gut sein konnte, so verbissen zu versuchen, das Gedächtnis wieder in Gang zu bringen, wie Belle es versuchte. Daher hatte sie sich gefreut, dass das Mädchen heute zu Hause bleiben wollte und freiwillig das Waschen und Aufhängen der Wäsche angeboten hatte.
Für Adolphe war Belle uninteressant, wie Catherine schnell bemerkt hatte. Doch ihrer aufmerksamen Beobachtung waren die Blicke von Noel nicht entgangen. Immerhin war es auch Noel gewesen, der ihr den Namen Belle gegeben hatte und es war für die stolze Mutter offensichtlich, dass Noel sie gerne betrachtete.
Leider hatte Belle in ihrer Scheu und Nachdenklichkeit noch gar nicht bemerkt, dass Noel an ihr interessiert war. Das würde noch ein wenig dauern, doch Catherine wusste genau, dass Noel ihr diese Zeit gerne gab. Schließlich war ihr mittlerer Sohn seinem verstorbenen Vater am ähnlichsten und auch der war ein sanfter Riese gewesen, dessen größte Eigenschaft die Geduld gewesen war.

1 Kommentar:

  1. Ach arme Catherine.

    Da hast du das Mädchen schon fast als Schwiegertochter adoptiert und mit deinem Sohn verheiratet und nun wartet zu Hause nur ein leeres Bett.
    Ich bin mal gespannt, ob die gute Mutter herausbekommt, was da ihr jüngster angestellt hat.

    Im Schlimmsten Fall erwartet sie jedenfalls das Schicksal alsbald einen Sohn zu verlieren. So oder so... Überlebt er den Kampf mit Anya und Armand, so geht er ins Kloster - Überlebt er ihn nicht, wird er wohl auch nicht zurückkommen.

    Nun bin ich aber gespannt, wie Mama auf das Fehlen ihres lieb gewonnenen Schützlings reagiert.

    LG
    Joe

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