Donnerstag, 6. September 2012

Noctambule III: Erfolglose Suche

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Sergej war mehr als schlecht gelaunt. Seine Suche in der letzten Nacht hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht. Zwar hatte er sich an jedes erreichbare Haus geschlichen und versucht, die Einwohner dort auszukundschaften, doch Miriam hatte er nicht finden können. Wütend hatte er nach einer Jagd außerhalb der Stadt den Heimweg angetreten und zu seinem Unmut auch noch Armand und Anya in trauter Zweisamkeit mit ihrem Kind vorgefunden.


Natürlich schalt Sergej mit sich selbst. Dort saß sein Freund und hatte allen Grund zur Freude und zum Glück. Sergej gönnte es ihm auch von Herzen, nur erinnerte ihn Armands Glück gerade massiv an sein eigenes Unglück. Zudem lag noch immer der Duft von Sex in der Luft und die leuchtenden Augen der Beiden bestätigten ihm nur das, was er gerade nicht wissen wollte.
Er hatte noch lange nicht alle Häuser abgeklappert und würde auch die ersten bei seiner Suche erneut aufsuchen müssen. Entweder hatte er nicht alle Zimmer oder alle Bewohner sehen können und so lange er nicht davon überzeugt war, dass Miriam nicht dort sein könnte, würde er wieder und wieder nachsehen. Und dann würden die Häuser auf der anderen Seite des Flusses noch drankommen, wobei er sich dabei wenige Chancen ausrechnete. Das waren nur Bauernhöfe und er fand keinen Grund für die Bauern, am Fluss entlang zu spazieren und Miriam zu entdecken, wenn die Felder vorbereitet werden mussten.
Die wildesten Ideen spukten in seinem Kopf herum. Er überlegte, wie er tagsüber eine Suche abhalten konnte, doch diesen Gedanken musste er sehr schnell wieder verwerfen. Er wäre selbst viel zu auffällig und würde die Menschen eher erschrecken statt Hilfe von ihnen zu erhalten. Der Gedanke an einen Steckbrief setzte sich fest. Er konnte vielleicht Nachrichten hinterlassen und kleine Zettel an Bäume oder Häuser kleben. Und was sollte er drauf schreiben? 'Miriam, wenn du kannst, komm heute um Mitternacht zur Brücke!' ? Wieviele Menschen würden dann dort lauern, um zu sehen, wer ein verbotenes Rendezvous abhielt? In welche Falle würde er selbst oder auch Miriam dabei tappen? Das war viel zu gefährlich, aber irgendwie ließ ihn diese Idee nicht los.
"Sobald ich Anya und den Kleinen sicher untergebracht habe, kann ich dir bei deiner Suche helfen." erklärte Armand und schaute Anya beim Stillen zu. Sergej, der sich bemühte, nicht hinzusehen, sondern lieber seine Stiefel ein wenig zu reinigen, wusste, was sein Freund damit meinte. Hier im Wald war es nicht sicher genug für die unerfahrene Mutter. Sie brauchte ein Dach über dem Kopf und jemanden, der sich um sie kümmerte. Nicht umsonst hatte Armand seinem Butler Maurice eine Nachricht zukommen lassen. Damit hatte er Maurice aus Lyon zurückbeordert, wo er ursprünglich die Reise in den Norden Europas hatte organisieren sollen.
"Wäre gut." meinte Sergej nun. "Aber ich verstehe nicht, dass Miriam nicht von sich aus nach uns sucht. Sie muss doch wissen, dass wir sie nicht einfach aufgeben." Er seufzte verständnislos und raufte sich mit beiden Händen die Haare. Anya schaute ihn mitfühlend an und musste an Armand denken, der sich mindestens genauso wie Sergej gefühlt haben musste bei seiner Suche nach ihr.
"Ich weiß, dass sie dich sehr liebt und die ganze Zeit über weigerte zu glauben, dass dir etwas geschehen sein könnte, Sergej." versuchte sie ihn zu trösten und richtig, sein Blick ruhte nun hoffnungsvoll auf ihr.
"Wenn sie kann, dann wird sie alles versuchen, um uns zu finden, glaub mir!" Armand legte seinen Arm um ihre Schultern und schaute ernst zu ihr herunter. Sie verstummte und überlegte, was sie wohl falsch gemacht haben konnte. Sergej nahm ihr die Mühe ab und stieß einen Fluch aus.
"Wenn sie kann!! Ganz toll! Das muss ja bedeuten, sie kann nicht!" knirschte er nun. Anya schloss benommen die Augen und verfluchte sich selbst.
"Aber das muss doch nicht gleich das Schlimmste bedeuten, Sergej!" versuchte sie etwas zu retten. Armand drückte sanft ihre Schulter und hob seine schwarzen Augen zu seinem Freund.
"Sie hat Recht, Sergej. Vielleicht findet sie keine Möglichkeit, unauffällig nach uns zu suchen. Nicht, weil sie gefährdet sein könnte, sondern weil sie uns, speziell Anya und Raoul nicht gefährden will. Wir müssen Geduld haben, mein Freund." Sergej schnaufte, doch sein Blick ruhte mit neuer Hoffnung auf Armand.

1 Kommentar:

  1. Geduld ist eine schlimme Forderung in der Situation. Genau so gut kann man einem Kind vor dem Weihnachtsabend sagen, es müsse eben noch Geduld haben. Das Ergebnis ist das Selbe: Zerknirschte Fügung in das nicht zu ändernde Schicksal.

    Aber scheinbar bin ich nicht der einzige, der nicht auf die Idee mit dem Gedächtnisverlust kam. Sergej hat sie auch nicht, und vermutet hinter ihrer Unfähigkeit sich zu melden das Schlimmste.

    Schade, dass er sich entschieden hat, die Häuser auf der anderen Seite des Flusses nicht zu durchsuchen. Genau dort wäre er schließlich fündig geworden.

    Nun kommt der Butler also zurück? Nichts mehr mit der Reise nach Lyon und darüberhinaus. Das wäre doch die optimale Flucht vor den Sanghieri. Wenn sie jetzt in der Gegend bleiben wird das alles noch verkomplizieren. Die Truppe mit der die Italiener das nächste mal auftauchen wollen, wird sicher nicht mehr so leicht zu überrumpeln sein.

    Lg
    Joe

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