Sonntag, 16. September 2012

Mykolas Rechnung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mykola verbrachte seine Zeit mit ausgedehnten Spaziergängen. Gelegentlich leistete er sich auch ein Busticket um an etwas weiter entfernte Orte der Stadt zu kommen. Der Anwalt hatte ihm versichert, dass es schon ungewöhnlich schnell war, dass ein Gerichtstermin so schnell gefunden worden war. Normalerweise hätte man deutlich länger darauf warten müssen. Doch Mykola war eigentlich auch das noch zu langsam. Auch wenn das Hotel in dem er wohnte mit großem Abstand das billigste der ganzen Stadt zu sein schien, belastete dies natürlich sein Budget sehr arg.

Und auch wenn der Anwalt den Zuschuss, welchen die Botschaft in Sorgerechtsprozessen als Unterstützung gewährte, bekommen hatte, blieb noch ein guter Batzen ürig, den Mykola selbst zu bezahlen hatten. Immer wieder hatte er seine Barschaft durchgerechnet und bedauerte nun fast, dass er nicht den Sommer über noch auf dem Schiff gearbeitet hatte. Er hätte ohne weiteres auch erst auf dem Rückweg in Seattle an Land gehen können. Man hatte ihm das sogar explizit angeboten. Doch er war zu ungeduldi gewesen. Das hätte seine Geldreserven mehr als verdoppelt.

Seine größte Angst war, dass Lelya nun den Prozess unnötig in die Länge zog und er sich schließlich seinen Anwalt und auch seine Unterkunft nicht mehr leisten konnte. Ohne Unterkunft würde er wohl den Sommer über noch ein paar Tage aushalten können, doch ohne Anwalt war er allen Behörden gegenüber vollkommen aufgeschmissen. Auch seinen Englischkenntnissen hätten ein paar weitere Monate auf dem Kreuzfahrtschiff wohl besser getan. Doch diese Chance war ein für alle mal verstrichen. Die Angelegenheit würde sich jetzt klären und zwar innerhalb von etwa 14 Tagen. Dann wäre sein Geld alle. Er könnte es auch noch einen knappen Monat aushalten, doch dann hätte er kein Geld mehr für die Rückreise und müsste auf die Hilfe der Botschaft bauen.
Und selbst um diese zu erreichen würde er noch gut 300 Dollar brauchen. Schließlich lag die Botschaft in Washington D.C. komplett am anderen Ende der USA.

Am Freitag hatte er es noch einmal an der Schule versucht und gehofft, er könnte sich noch ein paar Minuten mit Maria unterhalten. Es hatte ihm wirklich gut getan, wie locker sie es anging. Und auf ihr ruhten auch alle Hoffnungen für den Prozess. Doch offensichtlich endete Freitags der Unterricht früher. Als er an der Schule angekommen war, lag sie totenstill und verlassen vor ihm.

Das schlimmste war ihm die Langeweile. Doch die verbrachte er mit langen Streifzügen und an einem großen Kiosk entdeckte er sogar eine Ukrainische Zeitung, in welcher er jeden Artikel verschlang. Doch sehnte er den Montag herbei. Den Weg zum Gerichtsgebäude hatte er sich am Wochenende gut eingeprägt. Er wollte auf keinen fall zu spät kommen.

2 Kommentare:

  1. Och, ihm geht bald das Geld aus? Wie Schaaade.
    Mh, da es ja am Besten ist, wenn Mykola in den USA bleibt, sollte Lelya ihm genug Geld zum dableiben geben,das aber schriftlich dokumentieren und von ihm unterschreiben lassen. Das kann sie dann auch vor Gericht verwenden, dass er kein Geld hat, um für sich und auch für die Kinder aufzukommen.
    Es wird ein schmutziger Prozess werden, Mykola hat im Prinzip ja nichts zu verlieren. Er ist ohne Geld hergekommen und hofft auf den großen Geldregen. Hoffentlich wird ihm diese Suppe ordentlich versalzen. Er war in der Vergangenheit kein guter Vater, hoffentlich wird das zum Tragen kommen, so dass er den Prozess verliert. Lelya das alleinige Sorgerecht bekommt und Mykla im Idealfall sogar nach Ablauf des Touristenvisas ausgewiesen wird.

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  2. Also scheint Mykola so schnell wie möglich wieder zurück zu wollen. Während er seine Scheinchen zählt, hofft Lelyas Anwalt, dass er sich so lange wie möglich in Seattle aufhält... Der schnöde Mammon ist aber dagegen. Das müsste man doch mit einer kleinen Spende irgendwie klären können?
    Andererseits, wer will diesem Drecksack schon Geld in den Hals stopfen, damit er gut leben kann?
    Aber was will Mykola in Kiew? Wenn er doch schon mal hier ist, könnte er doch auf Familienzusammenführung bauen? Das müsste ihm das Aufenthaltsrecht sichern, denke ich? Und wenn er das planen sollte, wieso sucht er sich nciht schon mal einen Job?
    Weil er faul ist und andere Chancen sieht, denke ich. Ich habe nur keine Ahnung welche. Denn dass er Maria bei sich haben will, bezweifle ich zutiefst. Und sie wird das auch nicht wollen.
    Aber Lelya wegen Kindesentführung anzuklagen, bringt ihm herzlich wenig anderes. Sie kann im schlimmsten Fall verurteilt werden, es gibt eine Geldstrafe, das Aufenthaltsrecht wird entzogen und sie mnuss zurück nach Kiew mit den Kindern. Was hat er davon? *kopf kratz* Da muss einfach noch mehr im Busch sein und es liegt vor meiner Nase. Ich brauche eine Brille *seufz

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