Sonntag, 30. September 2012

Mittellosigkeit als Schlüssel

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Was bedeutet das jetzt?", flüsterte Nadja zu Joe, während sie aufstanden. "Das bedeutet vor allem, dass du aus der Sache heraus bist.", meinte er leicht spitz, "In drei Monaten ist dein 18. Geburtstag vorbei und niemanden hat dein Sorgerecht zu interessieren. Aber was das für deine Mutter und Maria bedeutet, kann ich nicht einschätzen. Lass uns mit Pierce reden." Pjorczyk blieb mit Mykola vorn am Tich sitzen und versuchte ihm zu erklären, was die Verhandlung ergeben hatte.

Pierce war bereits aufgestanden und kam mit Lelya zusammen nach hinten. "Ich denke, wir bsprechen uns kurz auf dem Flur?", schlug er vor. Die kleine Gruppe ging durch die Tür und bis zum Ende des Flurs. "Nun, das hätte weit schlimmer ausgehen können.", erklärte Pierce als Erstes. "Was haben wir denn nun zu tun?", hakte Nadja nach. "Du hast gar nichts zu tun. In drei Monaten bist du volljährig und kannst wohnen wo du möchtest. Ebenso du nicht und Sie auch nicht.", gab Pierce mit Blick auf Lukas und Joe zurück. "Das Verfahren dreht sich ab jetzt schon nur noch um Maria und Sie." Bei den letzten Worten sah er Lelya an.

"Und was habe ich zu tun?", bohrte sie nach. "Das ist schon ein bisschen schwieriger. Das Gericht verlangt eine Sorgerechtsvereinbarung aus der Ukraine zu erhalten. Und natürlich sollte dies eine Vereinbarung sein, die auch durchgeführt wird. Wenn also un das alte Scheidungsurteil mit dem gemeinsamen Sorgerecht eingereicht wird, krankt es ja daran, dass es sich eben in der Realität nicht um ein gemeinsames Sorgerecht handelt. Das würde uns also erneut vor die Frage stellen, ob das Gericht oder vielmehr ein Staatsanwalt, das nicht als Kindesentführung bewertet. Wir brauchen also ein Dokument, dass auf das alleinige Sorgerecht für Sie abstellt."

Lelya seufzte. "Das heisst, ich muss zurück in die Ukraine und bis in drei Monaten einen Sorgerechtsprozess beendet haben? Das ist schon fast unmöglich, selbst wenn ich heute losfliege. Außerdem brauche ich ja dazu meinen Ex-Mann und der wird wohl kaum mitspielen. Im Gegenteil, er wird versuchen jeden Prozessbeteiligten zu bestechen, damit das Ganze möglichst lange dauert." Pierce nickte, machte dabei aber eine abweisende Handbewegung. "Richtig und falsch.", erklärte er, "Richtig, dass es keinen Zweck hat, zu versuchen einen Ukrainischen Sorgerechtsprozess hier zum Thema zu machen. Falsch, dass es die einzige Möglichkeit ist. Im übrigen haben wir ja gerade im Prozess gehört, dass ihr Ex-Mann mittelfristig mittellos ist. Das mit den Bestechungen kann also so wild nicht sein.

Aber zurück zum Kern der Sache. Was dem Gericht vermutlich ebenfalls genügen würde, wäre eine Anwaltliche Vereinbarung zwischen Ihnen und Ihrem Ex-Mann, in welcher er förmlich auf die Ausübung des Sorgerechts verzichtet. Und in der Mittellosigkeit, könnte der Schlüssel dazu liegen."

Lelya knetete ihre Hände. Mykola bezahlen, damit er verschwand? Das war, was er von Anfang an gewollt hatte. Noch immer glaubte sie nicht an irgendwelche Erzählungen von Familienleben. Er hatte vermutlich seinen Job verloren und wollte nun auf möglichst einfache Weise an Geld kommen. "Ich will mit ihm und seinem Anwalt reden.", nickte Lelya dann.

1 Kommentar:

  1. Aaaha! Das wäre also etwas, was man ja quasi sofort klären könnte. Wenn der Drecksack Kohle haben will, dann soll er sie bekommen und sein angebliches Interesse an Maria einfach fallen lassen.
    Allerdings wird es sehr teuer werden. Ich traue Lelya zwar zu, dass sie einiges inzwischen auf die hohe Kante gelegt hat, aber Mykola wird versuchen, wirklich alles auszureizen, was geht. Und dabei hat er noch nicht einmal erfahren, wer Joe ist. Wenn er DAS rausfindet, wirds ne Preiserhöhung geben, da bin ich mir sicher.

    Jetzt bin ich mal gespannt, wie Maria reagieren wird. Sie ist ja nun mitten im Geschehen und erlebt nun einen Teil des wahren Gesichts ihres Vaters.
    Und Joe? Der scheint noch immer innerlich die Fäuste zu ballen. Und das kann ich so richtig gut verstehen!

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