Dienstag, 11. September 2012

Ich müsste sie dringend sprechen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Lelya saß allein am Esstisch. Sie hatte dennoch die gewohnte Portion Abendessen zubereite und seufzte leise. Es war viel zu viel und so würde es wohl morgen noch einmal das Gleiche geben. Die Stille in der Wohnung war ungewohnt. Maria war kein wirklich lauter Mensch aber irgendwelche Geräusche drangen immer aus ihrem Zimmer. Mal war es das Gedudel eines Computerspiels oder mal die Musik, mit welcher Lelya so gar nichts anfangen konnte. Die Stille die nun herrschte, erinnerte sie an die grauenvolle Situation in der sie steckte.

"Verdammt!", fluchte sie leise vor sich hin, während sie begann den Tisch abzuräumen. Sie hatte so lange am Scheitern ihrer Ehe geknabbert. Sie hatte so lang gebraucht all das hinter sich zu lassen und endlich zu der Erkenntnis zu kommen, dass es nicht ihre Schuld gewesen war. Einen Freund oder Liebhaber versagte sie sich seitdem. Sie hatte auch Maria zu liebe nicht mit Männern anbandeln wollen und daher auch keinerlei Versuche in die Richtung unternommen. Doch nun kam es ihr so vor, als habe sie mit voller Absicht und Blind eine Lücke in Marias Leben offen gelassen, welche sie besser geschlossen hätte.

Denn nun war etwas völlig undenkbares passiert und Mykola war wieder aufgetaucht. Und er war noch nicht zur Tür hereingekommen, da offenbarte sich bereits, wie sehr Maria ein Vater fehlte. Doch für Alternativen war jetzt keine Zeit. Sie hatte Maria bei Nadja versteckt und hoffte, dass dies fürs Erste gut gehen würde. Doch eine Dauerlösung konnte es ja nicht sein. Mykola hatte nicht den Eindruck erweckt, er würde sich damit zufrieden geben, nun unverrichteter Dinge wieder zu verschwinden.

Als es an der Tür klingelte, ließ Lelya vor Schreck fast einen Teller fallen. Wer konnte das um diese Zeit sein? Hatte Maria sich durchgesetzt und war von Nadja wieder hergebracht worden? Oder würde Mykola es doch wagen, hier noch einmal aufzutauchen, trotz ihrer Warnung? Mit zittriger Hand nahm Lelya den Hörer der Freisprecheinrichtung ab und schaute auf den kleinen Monitor. Ein Mann im Anzug stand unten vor der Tür. "Hallo?", fragte sie in den Hörer. "Pjorczyk mein Name, Frau Musarova?" Der Mann beugte sich zum Lautsprecher hin.

"Ja?", sagte Lelya nur verwirrt. "Ich müsste Sie dringend sprechen. Ich brauche auch nicht in die Wohnung zu kommen. Würden sie mich nur gerade ins Haus lassen?" Lelya zögerte. "Worum geht es denn?" "Ich möchte das weitere Vorgehen besprechen, bezüglich ihres Ex-Mannes.", kam es blechern aus dem Hörer. Wortlos hängte Lelya ein und drückte auf den Türöffner. Das Bild blieb ihr noch einige Sekunden erhalten, so konnte sie sen, wie die Tür hinter dem Mann ins Schloss fiel, ohne dass Mykola ihm ins Haus gefolgt wäre. Wenig später klopfte es an der Wohnungstür.

Lelya hängte die Sicherheitskette ein und öffnete den Spalt. Das schien den Mann draußen nicht zu überraschen. "Guten Abend, Frau Musarova. Lassen sie mich ihnen kurz diese Unterlagen geben.", bat er und reichte einen Umschlag durch die Tür. Lelya nahm verdutzt das Papier an. "Die Vorladung ist damit zugestellt. Wir sehen uns vor Gericht.", tönte der Mann gutgelaunt, "Ihre Töchter sind ebenfalls vorgeladen. Da sie minderjährig sind, gelten sie mit Ihen zusammen vorgeladen!", erklärte er noch kurz. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem kleinen Blickfeld des Türspalts. Lelya öffnet noch die Tür und schaute auf den Flur, doch da schlossen sich die Aufzugtüren bereits wieder und der Flur lag menschenleer vor ihr.

2 Kommentare:

  1. Ach Lelya...
    Wie kannst du einen Mann reinlassen, der sich nicht mal als Anwalt vorstellt, sondern nur irgendeinen Namen benutzt und von deinem Exmann faselt? Du hättest doch einfach die Türe zu lassen können!

    Nun hat sie also eine Vorladung und darf vor Gericht erscheinen. Also muss bereits eine Klage anliegen. Und es betrifft alle drei Frauen seiner Familie. Mykola ist und bleibt ein Arschloch!

    Selbst der beste Anwalt wird ihr wohl nun zur Geduld raten, aber ich an ihrer Stelle würde mir sofort einen Anwalt besorgen. Und ich würde mich mit Joe kurz schließen, denn er kümmert sich ja um Nadja und er hat Erfahrungen oder Beziehungen.

    Nun bin ich ja mal gespannt. Hoffentlich erfährt auch Maria davon, dass ihr ach so unschuldiger Papa gleich eine Klage einreicht, kaum dass er einen Fuß in den Staaten hat. Das macht doch mal nachdenklich, oder?

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  2. Da muss ich Kay absolut Recht geben: Wie kann Sie in der Situation einen wildfremden Mann ins Haus lassen? Auch wenn der im Anzug auftaucht, könnte er die Tür eintreten und sonst was mit ihr anstellen. Zu was Mykola fähig ist, wissen wir ja.
    Nun sollte sie sich wirklich auf dem schnellsten Wege einen Anwalt suchen und gegen was auch immer in der Vorladung steht, angehen.

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