Samstag, 29. September 2012

Die Verhandlung ist geschlossen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Etwas ratlos starrte der Richter in den Zuschauerraum. Für einen Augenblick wollte er in Betracht ziehen, die beiden älteren Kinder übersetzen zu lassen. Vielleicht konnten sie ja aufschreiben, was ihr Vater gesagt hatte. Unabhängig voneinander. Dann war die Wahrscheinlichkeit, dass sie beim dabei betrogen relativ gering. Doch das würde das Verfahren zu einer Posse machen. Und eigentlich war es auch nicht zulässig, denn so konnte die Stenographin ja gar nicht mitschreiben, was gesagt wurde.

Außerdem war für diese Verhandlung eigentlich nur eine halbe Stunde angesetzt. Und davon waren nun schon gut 12 Minuten herum. Keine Situation in der man sich eine solche Spielerei leisten konnte. Er blätterte kurz im Gerichtsinternen Telefonbuch um die Dolmetscher durchzugehen. Es gab jede menge die Spanisch, Französisch oder auch Deutsch konnten. Es waren auch ein paar exotischere dabei, doch Ukrainisch stand nicht auf der Liste. Und selbst wenn es das getan hätte, so wäre immer noch fraglich gewesen, ob derjenige dann auch spontan Zeit hätte.

Etwas feindselig glitt sein Blick zu Pjorczyk. "Diese Verhandlung kann heute nicht beendet werden. Und das ist der Klägerseite anzulasten. Die Information, dass ein Dolmetscher gebraucht würde, wurde dem Gericht vorenthalten.", erklärte er deutlich verärgert. Pjorczyk schluckte etwas. Das war so gar nicht, was er gerne hören wollte. Natürlich war ihm klar, dass es eigentlich jemand gebraucht hätte der übersetzt, doch einen solchen Termin zu bekommen hätte sich garantiert nicht innerhalb weniger Tage arrangieren lassen und so hatte er gehofft schon damit durchzukommen, dass er übersetzte. Doch damit war er bei Resk an den faslchen geraten.

"Wie ist die Wohnsituation ihres Mandanten?", unterbrach Resk zum nächsten Mal die Stille. Pjorczyk zuckte erneut zusammen. "Euer Ehren, mein Mandant wohnt in einem günstigen Hotel hier in Seattle. Ladungsfähig ist er über meine Kanzlei.", eiferte er schnell. "Nun und ihr Mandant hat keine Arbeitserlaubnis und ich würde bezweifeln, dass er noch Einkommen aus der Ukraine hat?" Pjorczyk straffte sich etwas. "Das ist korrekt." sagte er etwas gedehnt. Er wusste nicht genau, worauf das hinauslaufen sollte.

Resk tippte mit den Fingern verärgert auf dem Richterpult herum. "Wir haben hier also einen mittelfristig mittellosen Kläger, ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis und ohne festen Wohnsitz.", fasste er zusammen. Pjorczyk zögerte noch. Dann nickte er langsam. Resk stöhnte auf.

"Dann bleibt mir nicht weiter zu tun, als diese Verhandlung zu schließen und in die Ukraine zurückzuweisen. Ich gebe den Beklagten drei Monate Zeit um dem Gericht beglaubigte übersetzte Unterlagen über eine gültige Sorgerechtsregelung vorzulegen. Sollten diese Unterlagen nicht oder nicht fristgerecht eingericht werden, wird das Einwanderungsministerium über den Fall informiert und hat weiter zu entscheiden. Die Verhandlung ist geschlossen."

1 Kommentar:

  1. Wie jetzt? Will der Richter jetzt eine Übersetzung eines neuen ukrainischen Urteils? Oder der alten Sorgerechtsreglung? Die wäre ja auch gültig. Die muss sich ja beschaffen lassen und dann könnte weiter verhandelt werden in Seattle?
    Oh Mann, das passt mir gar nicht. Immerhin müssten die Anwälte einfach versuchen, einen schnellen Termin in der Ukraine zu bekommen und vorerst müssten Nadja und ihre Familie nur zum Verhandlungstag hinüber. Das wird doch wohl zu schaffen sein? Kann Pierce da nicht einige Beziehungen spielen lassen?

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