Montag, 24. September 2012

Die aufrichtigste Zeugin

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Das ist mir jetzt zu bunt hier.", fluchte der Richter und hieb mit der Faust auf den Tisch. Es wurde schlagartig ruhig im Saal. Das Streitgespräch zwischen Lelya und Mykola verstummte. Die Verhandlung war bislang wenig fruchtbar gelaufen. Der Anwalt von Mykola hatte erklärt sein Mandant wünsche eine Familienzusammenführung und die Möglichkeit sein Sorgerecht auszuüben. Darauf war bereits ein Streit entbrannt. Erst ging es noch über Pierce und Pjorczyk und somit auf Englisch, so dass es der Richter verfolgen konnte.

Doch nach wenigen Augenblicken, hielt Lelya es nicht mehr aus und begann Mykola auf Ukarinisch anzufahren, was dazu führte, dass ihr eigener Anwalt das nicht mehr verstehen konnte, wohl aber Pjorczyk, der die schlimmsten Flüche dabei brav auf Englisch übersetzte, damit der Richter auch ja mitbekam, was da lief. Der war völlig perplex. Ebenso saß die Stenographin etwas verwirrt an ihrem Pult und wusste nicht, was sie tippen sollte. Resk hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass einer der Beteiligten des Prozesses kein Englisch sprechen würde. Und ein Anwalt als Dolmetscher war nichts, was er befürwortete. Die erzählten ihren Mandanten unter Umständen alles, nur damit sie Ruhe gaben.

Als sich schließlich von hinten auch noch Lukas und Nadja einmischten und verbal auf ihren Vater eindroschen, wurde es Resk zuviel und er beendete die Diskussion auf seine Weise. "Kann mir jetzt jemand erzählen, was eigentlich Sache ist? Worum geht es hier überhaupt?", schnauzte er die Anwälte an und blickte feindselig nach vorn. "Es geht um...", begannen beide gleichzeitig. "Schluss jetzt.", fauchte Resk. "Das ist mir ja noch nie untergekommen. Das grenzt ja an Missachtung des Gerichts!" Er ließ den Blick über die Anwesenden schweifen.

"Du!", sagte er dann und zeigte auf Maria. "Ich?!", kiekste diese überrascht. "Ja, du! Ich will, dass du mir erzählst, was hier los ist. Wer diese Leute sind und warum sie streiten! Komm bitte nach vorn." Unsicher stand Maria auf und ging zögerlich durch die kleine Abtrennung in den vorderen Bereich. "Keine Angst. Alles ganz einfach. Nimm bitte hier auf dem Stuhl Platz.", Resk deutete auf den Zeugenstuhl, welcher in einer kleinen Box neben seinem Richterpult angebracht war. "Setz dich.", ermunterte er Maria.

Sowohl Lelya, als auch Mykola wollten wieder etwas sagen, doch wurden sie beide von ihren Anwälten aufgehalten. "Euer Ehren, dass ist unorthodox.", wehrte sich Pierce nun. "Das ist mir egal. Dass man in einem Prozess, wo nicht alle Beteiligten unsere Sprache sprechen, ohne Dolmetscher auftaucht ist genauso unorthodox. Und ich möchte jetzt die Zeugin hören, von welcher ich mir die aufrichtigsten Antworten verspreche. War das ein formeller Einspruch?", patzte Resk zurück. "Nein, euer Ehren." "Gibt es von Ihnen einen Einspruch, Ankläger?", wandte der Richter sich an Pjorczyk. Der tuschelte kurz mit Mykola und schüttelte dann den Kopf. "Keineswegs euer Ehren. Aber ich beantrage das Kreuzverhör." Resk nickte. "Meinetwegen. Aber erst will ich die Geschichte hören."

2 Kommentare:

  1. Oh oh oh... Jetzt bin ich gespannt wie Maria das Ganze betrachtet und es dem Richter aus ihrer Sicht erklärt. Ich schätze ja, dass das nun doch nicht sooo gut für Lelya ausgehen wird, es sei denn ihr Anwalt kann das Ruder noch einmal herumreißen indem er Maria auf die gewalttätige Ader ihres Vaters anspricht.

    Ich hoffe wirklich, dass Maria nun nicht die schmollende und trotzige Göre gibt, wie sie es in den letzten Tagen getan hat.

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  2. Die Mahnung von Pierce Mykola zu ignorieren, hat ja leider nicht lange gehalten. Ich habe Lelya deutlich beherrschter eingeschätzt, aber da kam wohl bei allen Beteiligten das russische (jaja, ukrainische) Temperament durch. Nicht einmal Nadja schien sich beherrschen zu können.

    Dem Richter muss doch aufgefallen sein, dass sich mindestens zwei der Kinder und Lelya gegen den Vater richten. Ist er so neutral, dass er unter Umständen eine Beeinflussung durch Lelya in der Vergangenheit für möglich hält? Ich glaube nicht, denn er holt sich einen Teenie in den Zeugenstand!
    Er scheint selbst keine Kinder zu haben, denn er muss doch auf den Gedanken kommen, dass Maria sich wohl durchaus eingeschüchtert durch das Gericht und alles fühlt, aber dennoch dazu neigen kann, die Wahrheit ein bisschen nach ihrem Geschmack zu beugen. Außerdem kann er nun wirklich nicht davon ausgehen, dass ein Teenie wirklich die ganze Wahrheit kennt.

    Dass Maria selbst hin- und hergerissen zu sein scheint, kann ich verstehen. Da ist auf der einen Seite all das Schöne, was sie hier in den Staaten auf einmal hat: Freiheit, Mode, eine tolle Schule, Freundinnen, Inliner, Handy, Internet... alles Dinge, die ihr Vater ihr wegnehmen könnte. Und ich weiß, wie berechnend und materialistisch Teenies sind! Ich war ja selber mal einer.
    Auf der anderen Seite ist da nun mal der Vater selbst, den man vermisst hat. Schwer für Maria.

    Ich hoffe wie Jay, dass Maria nnicht alles kaputt macht mit ihren verdammten Launen.
    Liebe Grüße
    Kay

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