Montag, 10. September 2012

Das wusste ich nicht

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Maria starrte Nadja mit offenem Mund an. Die Mädchen hatten sich nach der Rückkehr nach Hause in Nadjas Zimmer zurückgezogen. Nadja hätte zwar lieber im Wohnzimmer gesessen, aber Maria war nicht recht davon zu überzeugen gewesen, dass der Butler sie nicht belauschen würde, also waren sie hinauf gegangen. Und was Nadja dort erzählt hatte, ließ Maria den Atem stocken und nach Worten ringen.

"Er ist mit Ivan und dem Papa von Ivan in dein Hotelzimmer gekommen? Während du geschlafen hast?", hakte sie ungläubig nach. "Ja. Da wollten sie, dass ich mir etwas anziehe. Dabei haben sie alle im Zimmer herumgestanden und sie wollten mich mit zum Standesamt nehmen, damit ich Ivan heirate.", erklärte Nadja weiter. Dieses Kapitel ihres Besuchs daheim in Kiew war bisher nur kurz beim Gespräch mit ihre Mutter zur Sprache gekommen. Nadja hatte immer gedacht, dass Maria schon wissen würde, was damals passiert war, doch sie wusste es nicht. Mykola hatte über das unrühmliche Kapitel, in dem seine Tochter ihn erst aus dem Hotel und dann in die Verwahrungszelle der Polizei werfen ließ, nie ein Wort verloren.

"Aber wie hättest du denn heiraten können, wenn du auf dem Standesamt nicht 'Ja, ich will', gesagt hättest?", warf Maria ein. "Papa hatte das alles abgesprochen. Mit dem Standesbeamten, mit Ivan und dessen Vater und ich wette er hatte auch Trauzeugen organisiert. Glaubst du ein Standesbeamter, der von Papa ein Bündel Geldscheine bekommen hat, würde mich dann noch fragen, ob ich heiraten will?", gab Nadja nur zurück. Maria presste die Lippen aufeinander. Es gefiel ihr gar nicht, wie sich das alles nun darstellte. Für sie war ihr Vater immer ein strenger Mann gewesen, dem auch die Hand zuweilen ausrutschte und sie war eigentlich froh gewesen, als Mama sich hatte scheiden lassen und sie ohne ihn auskamen.

Auch wie sie hinter der Wohnungstür gehockt hatten, während Papa von außen die wüstesten Beschimpfungen und Drohungen aussprach hatte sie nicht vergessen. Doch jetzt wo er hier wieder aufgetaucht war, kamen auch die Erinnerungen an die vielen guten Zeiten hervor und in Maria erwachte die Sehnsucht danach wieder in einer vollständigen Familie zu leben. "Das wusste ich alles nicht.", verteidigte sie sich ein wenig halbherzig, nachdem Nadja nun die Geschichte über ihren Besuch damals abgeschlossen hatte. "Deshalb habe ich es dir ja erzählt!", nickte Nadja ihr zu und seufzte leise.

"Aber vielleicht hat er sich ja doch geändert?", fragte Maria gaz leise. Nadja rollte sofort mit den Augen und schüttelte den Kopf. "Er hat Mama im Café schon wieder bedroht. Und außerdem hat er sich nicht entschuldigt! Für gar nichts. Er hat nicht ein einziges Mal gesagt, dass ihm leid tut, was damals passiert ist. Nicht, dass er mich verheiraten wollte, nicht dafür, dass er Mama den Unterhalt weggenommen hat und ihr so lange ohne Geld leben musstet, für gar nichts! Und du kannst ja auch mal mit Lukas reden und dir erzählen lassen, wie es für ihn war, als er sich gegen die Arbeit entschieden hatte, die Papa für ihn ausgesucht hat."

Maria schaute etwas schmollend, nickte dann aber. "Vielleicht hast du recht.", seufzte sie. Doch in ihrem Hinterkopf formte sich der Plan ihren Vater zur Rede zu stellen. Und vielleicht konnte sie ja dafür sorgen, dass er sich entschuldigte?

2 Kommentare:

  1. Das bedeutet also dass Maria auf jeden Fall noch mit Mykola reden will. Das kann gefährlich werden, denn er wird genug Ausreden und Gegenargumente finden, denen die unerfahrene Maria nichts entgegen bringen kann.
    Ihr Gerechtigkeitssinn mag ja gut und schön sein. Aber der funktioniert bei ihr auch nur solange er ihren Plänen nicht im Weg ist. Vielleicht muss sie das selbst erfahren...
    Nadja hat nun alles versucht. Ich bin etwas unruhig, was Maria alles geschehen könnte. Und vor allem können auch Joes Millionen sie nicht schützen...

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  2. Na endlich , nun weiss Maria wenigstens was dals passiert ist. Eigentlich ist es ja löblich, wenn Maria sich beide Seiten anhöre will. Nur in diesem Fall kann das nicht gut sein. Mykola wird die Geschichte bestimmt ganz anders erzählen und sie entsprechend verharmlosen. Ererzählt vielleicht, dass Nadja und Ivan heimlich was miteinander hatten, Nadja ihn auch heiraten wollte, sie selber ihren Papa gebeten hat sie vom Hotel abzuholen und zum Standesamt zubringen. Der Rest war doch nur eine Verkettung unglücklicher Umstände *augenverdreh*. Mykola wird alles versuchen Maria auf seine Seite zuziehen.

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