Sonntag, 26. August 2012

Noctambule III: Neue Pläne

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand hatte inzwischen aus dem notdürftigen Unterschlupf im Wald eine gemütliche kleine Unterkunft gebaut, die es Anya und Raoul ermöglichten, sich in Ruhe miteinander zu beschäftigen und Armand die Sicherheit gab, dass er alles getan hatte, damit es seiner kleinen Familie halbwegs gut ging.


Natürlich war dort auch Platz für Sergej, doch der hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und grübelte trübsinnig darüber nach, wie er nun Miriam finden konnte. Er hatte mit sehnsüchtigem Blick beobachtet, wie sich Armand seinem kleinen Sohn angenähert hatte. Dem großen Mann mit den riesigen Händen war anzusehen, dass er unendlich viel Angst hatte, dem winzigen, nur wenige Tage alten Säugling irgendetwas zu brechen, wenn er ihn im Arm hielt.
Doch Anya hatte sich dicht neben ihn gesetzt und versprochen, aufzupassen. Andächtig hielt er das kleine, inzwischen wieder sehr zufriedene Geschöpf in seinem Arm und war nicht in der Lage, den Blick von ihm zu lösen. Armand und Anya sprachen nicht viel miteinander und das Wenige auch nur geflüstert, denn der junge Vater schien in Sorge zu sein, seinen Sohn aus dem Schlaf zu reißen.
Raoul hatte sich satt getrunken, nachdem er wieder in den Armen seiner Mutter gelandet war und erholte sich sichtlich von den Strapazen. So, wie er gerade in den Armen seines Vaters schlief, unterschied ihn äußerlich nichts von einem menschlichen Säugling. Doch schließlich konnte Anya nicht anders, als die Stille zu unterbrechen und auch Sergej in das Gespräch mit einzubeziehen, denn ganz offensichtlich gab es ja doch Unterschiede zwischen Raoul und den Kindern der Menschen.
Sergej riss sich zusammen, drängte seine Sorge in den Hintergrund und erklärte den unerfahrenen Eltern, dass auch die seltenen Kinder der Vampire schon von Geburt an in der Lage waren, sich mit anderen Artgenossen zu verbinden. Primär war natürlich die Verbindung zur Mutter vorhanden, doch wenn diese aus irgendeinem Grund abriss oder das Kind dennoch Angst verspürte, konnte es einen Ruf ausstoßen, der alle Vampire erreichte und bei ihnen einen intensiven Schutzmechanismus auslöste. Diese Situation war zwar selten, da die meisten Vampire in Familien lebten und besonders die jungen Mütter wie auch die Schwangeren unter höchstem Schutz standen. Aber die Natur hatte nun mal sicherheitshalber vorgesorgt.
Offenbar hatte auch Anya, die sonst keinerlei Verbindung aufnehmen konnte und auch noch immer nicht lesbar war, diese Verbindung zu ihrem Kind. Daher hatte sie auch zielstrebig das Haus von Jules und Manon angesteuert auf der Suche nach ihrem Kind.
Doch nachdem die ersten, für das Paar wichtigen Fragen über ihren Nachwuchs geklärt waren, mussten weitere Dinge besprochen werden. Noch einmal musste Anya genau berichten, was sie in der Nacht vorgefunden hatte. Zwar waren die beiden Männer sehr erleichtert, dass Anya die Tasche mit den wichtigen Unterlagen wieder gefunden hatte und sie waren sich auch einig darüber, dass Miriam versucht haben musste, Wäsche zu waschen, doch damit endete die Sicherheit. Alles Weitere blieb einfaches Rätseln.
Armand hatte problemlos in Manon lesen können, während er sie überredet hatte, das Kind zurückzugeben. Sie tat ihm leid in ihrem Unglück, doch nun überlegte er fieberhaft, ob ihr Mann Jules Miriam vielleicht aufgelauert hatte, um ihr das Kind wegzunehmen. Das waren schon abenteuerliche Gedanken und er bezweifelte die Geschichte selbst, doch wollte er nichts übersehen.
Hätte ein normaler Mann in seiner Verzweiflung nicht einfach nur das Kind genommen? Oder wollte er sicher gehen, keine weiteren Scherereien zu bekommen, weil sie ihr Kind suchen würde und hatte sie niedergeschlagen? Doch was wäre dann geschehen? Er hätte die Leiche irgendwie verstecken müssen. Während er noch überlegte, winkte Sergej bereits ab. Er war der Meinung, das Flussufer genau genug abgesucht zu haben.
Da alle drei die Möglichkeit ausschlossen, dass Miriam einfach das Kind verlassen haben könnte, blieb also nur noch ein Unfall. Doch dann musste jemand Miriam gefunden haben. Wer? Und wohin hatte man sie gebracht?
Anya war davon überzeugt, dass die Stelle am Fluss kein Knotenpunkt in diesem Bereich war und daher kamen für sie nur Wäscherinnen oder Bauern in Frage, die einen Grund hatten, den Fluss zu überqueren oder zu nutzen. Vielleicht noch spielende Kinder, die Miriam gefunden und Hilfe geholt haben könnten. In jedem Fall aber konnte Miriam nicht all zu weit weg gebracht worden sein.
So beschlossen die Freunde, in der folgenden Nacht die Aufgaben neu zu verteilen. Beide Männer befahlen Anya eindringlich, den Unterschlupf nicht zu verlassen. Während Armand losziehen würde, um erst einmal neue Kleidung zu besorgen und zusätzlich noch Maurice und Jocelyn eine Nachricht zukommen zu lassen, beschloss Sergej, eine wohlüberlegte Suche zu beginnen und die umliegenden Haushalte zu überprüfen.
Nachdem Anya auch noch von ihrem eigenen Abenteuer in der Bäckerei berichtet hatte, wehrte sie sich nicht gegen das Verbot, das Versteck zu verlassen. Sie wusste, dass das Thema noch nicht vom Tisch war sondern nur wichtigeren Dingen hatte weichen müssen. Armand hatte ihr keine Vorwürfe gemacht, aber sehr ernst ausgesehen. Und so fügte sich Anya ohne Proteste und beschloss, diese Nacht kein neues Abenteuer heraufzubeschwören.

1 Kommentar:

  1. So beruhigt sich die Lage also erstmal.

    Sergej kann natürlich nicht aus seiner Haut und, dass er erstmal Trübsal bläst ist ja gut zu verstehen.

    Aber es ist auch schön zu sehen, dass sie das sehr sachlich angehen. Miriam muss von jemand aus dem Flus geholt worden sein. Jetzt müssen sie also nur noch rausfinden, wer das gewesen ist.
    Die Überlegungen zielen ja schon ziemlich genau in die richtige Richtung. Und so viele Bauernhäuser sollte es dort ja nicht geben, die dafür in Frage kommen.

    Gut auch, dass Anya nicht auf die Suche geht. Wenn sie das richtige Haus finden, dürfte die Begegnung mit Yanis keineswegs angenehm werden :)

    Liebe Grüße
    Joe

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