Mittwoch, 20. Juni 2012

Noctambule III - Rückblick: Gute Neuigkeiten

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Obwohl Agnes wusste wo die Höhle lag, war sie doch erleichtert, als sie den Eingang auf Anhieb wieder gefunden hatte. Mit einem freudigen Ruf kündigte sie sich an und kletterte an den kleinen Vorsprüngen hinunter. 
Auch wenn die Abendsonne nun den Eingang der Höhle streifte, griff Brid helfend hinaus und zog Agnes in die Höhle hinein. Zu Begrüßung schlang sie ihre Arme um das Mädchen und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Agnes strich lächelnd ihre roten Haare aus der Stirn und ließ sich müde an der Wand neben Brid zu Boden sinken.


Armand lehnte entspannt auf der anderen Seite an der Wand, das Hemd offen über der Hose hängend und die Beine in den Stiefeln entspannt ausgestreckt. Agnes konnte nicht widerstehen und betrachtete blinzelnd seine breiten Schultern und die kräftigen Brustmuskeln. Als ihre Augen seinen Bauch erreichten, wandte sie errötend den Blick ab und kramte verlegen das letzte Stück Brot aus ihrer Tasche.
"Ich habe gute Neuigkeiten!" verkündete sie nach dem ersten Bissen und strahlte in zwei erwartungsvolle Gesichter. Aber da war noch etwas in den Gesichtern der Beiden, was Agnes so schnell nicht einordnen konnte. Zudem lenkte Armands nackter Oberkörper ihre Aufmerksamkeit ab und Brids Forderung, die schließlich ungeduldig herausschoss.
"Nun erzähl schon!" Agnes riss sich zusammen und schluckte den letzten Brocken herunter.
"Ich habe ein hübsches Haus gefunden! Es ist perfekt! Etwas außerhalb auf einer Anhöhe. Und richtig malerisch!" erklärte sie nun freudig. Armand begann sein Hemd zu schließen.
"Das klingt gut. Wer wohnt dort?" fragte er ruhig. Agnes genoss es sichtlich, die Zwei ein wenig auf die Folter zu spannen und glättete ihren Rock. Ein kleiner, ungeduldiger Stoß von Brid ließ sie grinsen.
"Erst bekam ich einen Riesenschreck, weil ich eine junge Frau fand, die bald niederkommen wird. Aber das ist nur die Schwiegertochter, die dort jeden Tag nach dem Rechten sieht. Sie kann aber kaum noch, denn ihr Rücken schmerzt schrecklich und sie hat Angst, allein den weiten Weg zu gehen und dann unterwegs niederzukommen. Sie hat ja auch noch den eigenen Haushalt." Brid stieß ein kleines Knurren aus.
"Also wohnt sie nicht dort. Wer dann?" verlangte sie energisch. Agnes lächelte sie freudig an.
"Die Schwiegermutter natürlich, Dummchen! Aber sie ist sehr alt und krank. Irgendwie Husten und Atemprobleme. Zira, also die junge Frau, sagt, dass sie Pflege braucht. Zira ist ganz verzweifelt. Da habe ich angeboten, dass wir dort einziehen und ich die Alte pflege. Damit wäre dann unsere Miete auch bezahlt. Und wenn sie stirbt, zahlen wir dann einfach." Agnes schaute triumphierend von einem zum anderen und wartete auf deren Begeisterungsausbruch. Doch Armand legte die Stirn in Falten.
"Ist es denn überhaupt groß genug für uns alle?" fragte er zweifelnd. Agnes seufzte und strich sich ihre roten Strähnen aus dem Gesicht.
"Naja, es ist im Moment etwas klein. Die Alte liegt in einem kleinen Zimmer. Es gibt noch eines, in dem Brid und ich schlafen könnten und eine Stube. Da könntest du wohnen." erklärte sie ihren Plan. Da sie Armand dabei ansah, entging ihr das Grinsen in Brids Gesicht, doch auch Armand wirkte leicht erheitert.
"Soso. Du hast also schon alles geplant, ja? Und was ist, wenn der Sohn zu Besuch kommt und ein Vampir schläft vor der Tür seiner Mutter?" Agnes zuckte zusammen. Auch wenn sie sich in Gegenwart von Brid und Armand sicher fühlte, konnte sie sich einfach nicht mit dem Wort "Vampir" anfreunden und vermied es, wo sie nur konnte. Armand hatte das bereits oft genug erlebt. Menschen schienen sich mit einer Situation besser abfinden zu können, wenn sie sie nicht beschreiben mussten.
"Dann verriegeln wir das Haus?" meinte Agnes nun zaghaft. Brid lachte und schüttelte den Kopf.
"Wir können ihn nicht davon abhalten, seine Mutter zu sehen. Das wäre ein wenig zu auffällig, meinst du nicht?" Agnes schob die Unterlippe schmollend vor. Ihr Erfolg schien hier nicht die Begeisterung auszulösen, die sie erhofft hatte. Brid legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich heran.
"Ach, das hast du sehr gut gemacht, Agnes. Armand wird sich das Zimmer mit uns teilen. Und wenn Besuch kommt, bleiben wir entweder im Schlafzimmer oder das Haus wird abgedunkelt und wir können den Sohn einmal begrüßen." Nun erhellte ein zweifelndes Lächeln das Gesicht des Mädchens. Sie sollte mit einem Mann ein Zimmer teilen? Würde Brid auf sie aufpassen? Armand war inzwischen dabei, seine Stiefel anzuziehen. Er wollte aufbrechen.
"Ja. Gut gemacht. Ein Haus ist allemal besser als dieses Loch hier. Lasst uns aufbrechen!" Auch Brid begann nun, sich ihre Stiefel überzustreifen und den Mantel umzulegen.
"Vielleicht geht ihr vor? Ihr seid schneller und der Sohn wird heute Abend bei seiner Mutter sein. Wir dürfen nur nicht zu spät ankommen. Ich komme dann nach." schlug sie vor. Armand hielt inne und betrachtete Agnes nachdenklich.
"Ich lasse dich nicht in der Nacht alleine herumspazieren, Agnes." meinte er grübelnd. "Wie hast du uns vorgestellt? Wer sind wir und wie stehen wir zu dir?"
"Ich bin Brids Zofe. Und ihr Beide seid von zuhause weggelaufen. Ich habe erzählt, dass Brid verheiratet werden sollte mit einem alten, hässlichen, dicken Mann. Deswegen seid ihr Hals über Kopf davon gelaufen, ohne richtig zu planen, wohin eigentlich. Ach und heiraten wollt ihr auch!" Armand hatte sich gerade den Mantel umlegen wollen, doch bei Agnes' Worten hielt er inne und starrte sie verblüfft an. Brid hingegen kicherte.
"Oh, wie romantisch! Das dürfte der Frau gefallen haben. Und wie ich dich kenne, hast du es noch ein wenig abenteuerlich ausgeschmückt?" Agnes wurde rot und räusperte sich, Armands Blick verlegen ausweichend.
"Ein wenig. Aber dafür haben wir ein Haus!"

1 Kommentar:

  1. Agnes is weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen. Das gefällt mir. Und Armand scheint es in gewisser Weise zu imponieren.

    Auffällig fand ich Brid stürmische Begrüßung. War das nur die Wiedersehensfreude nacheinem Tag, den ie für gefährlich hielt, oder hat da jemand ein schlechtes Gewissen?

    Und nun? Nun schlafen die drei also in einem Zimmer? Ob das züchtig angeht? Ich habe da so meine Zweifel. Zumindest Brid hat ja einige Gelüste. Und auch Agnes Blick war eindeutig.

    Und Agnes hta das alles wirklich sehr geschickt eingefädelt. Auch sorgt si so dafür, dass kein Mensch auf der Strecke bleiben muss.

    LG
    Joe

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