Mittwoch, 13. Juni 2012

Noctambule III: Feuer

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Fabrizio konnte zwar die Sonne selbst nicht sehen, doch das Licht verfärbte sich immer mehr und kündigte den Sonnenuntergang an. Die Wolkenfront hatte sich den ganzen Tag über fast konstant an der gleichen Stelle gehalten, doch nun schob sie sich mit Macht immer weiter über das Land. Das Oberhaupt des Sanghieri-Clans konnte bereits den nahenden Regen riechen.


Über dem Dach des Bauernhauses, das noch voll im Licht der Sonne lag, türmten sich in einiger Entfernung am Himmel dunkelgraue Wolken auf und schoben sich mit scharfen Abgrenzungen über das Firmament. Die Unterseite der Wolken wurde vom Abendlich rötlich verfärbt während der Himmel vor den Wolken noch immer dunkelblau war. Ein grauer, sich ständig verändernder Schleier zeugte für heftige Regengüsse, die von den Wolken vorwärts getragen wurden und bald alles hier durchnässen würden.
Ein Vampir sah so ein Schauspiel eher selten. Der auffrischende Wind wurde immer heftiger, doch das störte Fabrizio wenig. Etwas Regen würde ein brennendes Haus nicht löschen und so konnte er das Naturschauspiel genießen, das sich vor ihm auftat.
Nur ungern löste Fabrizio den Blick vom Haus, um ihn über seine Männer in der Scheune schweifen zu lassen. Die Pferde standen weiter hinten und waren an die Kutsche gebunden, wo sie vor sich hin dösten und ab und zu mit den Schweifen die Fliegen vertrieben.

Die Männer hatten sich in der Scheune verteilt. Drei von ihnen schliefen noch tief und fest weiter hinten, unter ihnen auch sein Freund Enrico. Das seltsame Verhalten seines alten Freundes bereitete ihm Kopfzerbrechen. Gerade von Enrico hatte sich Fabrizio absolute Loyalität versprochen und ausgerechnet er schien diesen Auftrag nur ungern und unter Vorbehalt auszuführen.
Die ständigen Versuche Enricos, seinen Freund, Chef und sein Oberhaupt immer wieder von dem Vorhaben abzubringen, machten Fabrizio unsicher. Nicht, weil Enrico vielleicht Recht haben könnte, nein er begann an der Treue seines Freundes zu zweifeln. Das letzte Gespräch hatte Fabrizio mit einem 'Entweder oder' beendet und Enrico hatte sich ihm gefügt. Aber seither beobachtete er seinen Freund sehr genau.

Doch Enrico schien gemerkt zu haben, dass er den Bogen überspannt hatte. Den ganzen Tag hatte Fabrizio den alten Freund wieder erkannt, die vertrauten Blicke wechseln können und hin und wieder sogar ein warmes Lächeln. Es war zu hoffen, dass Enrico verstanden hatte wo die Prioritäten seines Clanführers lagen.
Der Wachwechsel hatte allen außer Fabrizio einen großen Teil des Schlafes gebracht, den sie benötigten, um für die kommende Nacht fit zu sein. Die letzte Wache hatte Fabrizio selbst übernommen, denn er konnte ohnehin nicht mehr schlafen und wollte seinen Gedanken nachhängen ohne gestört zu werden. Carlos, sein bester Mann gleich nach Enrico war gerade erwacht und prüfte seinen wunderschön gefertigten Dolch auf Sauberkeit und Schärfe. Der fünfte Begleiter lümmelte an einer Wand und schnitzte ein obskures Gebilde, das beim Befehl des Aufbruchs achtlos in einer Ecke landen und unbeachtet verrotten würde. Es war reiner Zeitvertreib.
Das feine Gehör der Vampire vernahm ein fernes Rumpeln und Grollen. Das erwartete Gewitter kündigte sich an und der nächste Windstoß, der sich durch den Spalt der leicht geöffneten Scheunentür zwängte, trug den Geschmack des Regens mit sich. Prüfend blickte Fabrizio durch den Türspalt, doch im Haus gegenüber hatte sich noch immer nichts getan.

Ein mitleidiges Lächeln verzog Fabrizios Züge. Wahrscheinlich verbarrikadierten sich die Feiglinge da drüben gerade mit allem Mitteln, doch das würde ihnen nichts nutzen. Sobald die Sonne endgültig verschwunden war würde er die drei Schläfer wecken und das Haus umstellen lassen, um eine Flucht zu verhindern.
Gerade hatte sich Fabrizio zu seinen Männern umgedreht und den Mund zu einem Befehl geöffnet, als seine feine Nase einen leichten Geruch von brennendem Holz wahrnahm. Irritiert flog sein Blick durch die dunkle Scheune, als ein lautes Knarren ertönte und ihn ein heftiger Schlag in den Rücken traf, der ihn nach vorne warf. Fabrizio stürzte zu Boden und rollte herum, um zu erkennen, wer ihn angegriffen hatte. Die Scheunentür war aufgerissen worden und im blendenden Tageslicht erkannte er zwei vermummte Gestalten mit brennenden Fackeln in den Händen, von denen eine ihn mit enormer Kraft in die Scheune geschleudert haben mussten.
Die beiden Gestalten waren komplett in ihre bodenlangen Umhänge verhüllt, sodass Fabrizio deren Gesichter nicht erkennen konnte, aber die Größe und breitschultrige Statur des einen konnte niemand anderer haben als Armand.
Noch während Fabrizio hochschnellte, überschlugen sich die Ereignisse. Vier, fünf, sechs Fackeln flogen fauchend über Fabrizios Kopf hinweg in die Scheune, die Tür wurde zugeschlagen und mit dumpfen Schlägen verbarrikadiert.

1 Kommentar:

  1. Uiuiui.. - Ärger im Paradies - oder eher, zwischen Boss und rechter Hand. Das scheint mir noch Potenzial zu haben.

    Und so ganz untätig scheinen Armand und Sergej doch nicht gewesen zu sein. Jedenfalls haben sie sich etwas einfallen lassen.
    Ich möchte sagen, dass dieser Plan geradezu brilliant war! Es bestand zwar die Gefahrt, dass die Angreifer enen ähnlich frühen Beginn geplant hatten, aber es ist ja gut gegangen.

    Nur werden diese übermenschlich starken Wesen wohl kaum still in der Scheune sitzen und sich verbrennen lassen.

    Seid auf der Hut ihr beiden.

    LG
    Joe

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