Nicht so wild

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Mary hatte Nadja heute eigentlich noch etwas zappeln lassen wolln. Zu gut erinnerte sie sich noch an Nadjas aufgebrachtes Verhalten vom Vortag und sie hätte gern noch eine kleine Lektion erteilt, indem sie Nadja etwas links liegen ließ. Doch ds brachte sie nun nicht mehr übers Herz. Nadja saß wie ein Häufchen Elend neben ihr und schluchzte lautlos. Mary zückte ein Taschentuch und reichte es ihr hinüber. "Komm, Süße, reiss dich zusammen, den machen wir später fertig!"

Dankbar nahm Nadja das Taschentuch. Während sie es nahm, drückte Mary einmal zart ihre Hand. "Danke.", flüsterte Nadja nur und versuchte sich so lautlos wie möglich zu schneuzen. Der Aufruhr in dem John die Klasse verlassen musste verdeckte kam dazu gerade recht. Der junge Mann ließ es sich auch nicht nehmen, die Türe noch mit reichlich Schwung ins Schloss zu werfen. "Jemanden mit Vorsatz zu blamieren ist völlig unangebrachtes Verhalten! Ich will so etwas niemals wieder erleben!", meinte der Lehrer vorn noch abschließend. Halbwegs zustimmendes Raunen war die Antwort. "Dann lass uns mit dem Unterricht fortfahren."


Nadja hielt sich gut für den Rest des Unterrichts, und obwohl nach dieser Stunde nur zehn Minuten Pause angsetzt waren, huschten Mary und Nadja nach draußen zu einem abgelegenen Winkel des Schulgeländes, wo man sich garantiert ungestört unterhalten konnte. Das würde zwar wahrscheinlich eine Verspätung in der nächsten Stunde verursachen, doch das war es wert. "Und?", hakte Mary nach, als sie sich umgesehen hatte, und somit sicher war, dass ihnen niemand zuhörte. Nadja versuchte sich an einem Lächeln und nickte. "Ich bin schwanger. Und Joe freut sich riesig."

Spontan fiel Mary Nadja um den Hals. "Ist wohl doch gar nicht so wild, hm?", feixte sie noch etwas. Nadjaschaute etwas geknickt. "Ist ja gut. Aber ich war eben gestern ziemlich aufgebracht. "Du warst voll nervig.", ergänzste Mary mit einem leichten Augenrollen. "Ist ja gut jetzt.", würgte Nadja das Gespräch ab, "Ich fahre nachher zu meiner Mama und erzähle es ihr. Aber sonst niemandem. Auch nicht Gretchen, Linda oder Ashley. Ich will nicht, dass sich das hier verbreitet."

Mary presste die Lippen zusammen und schüttelte etwas den Kopf. "Ich befürchte, du wirst Gerede nicht mehr verhindern können, nachdem was John eben abgezogen hat." Nadja straffte sich etwas und versuchte sich selbstsicher. "Ich werde es trotzdem abstreiten. Sollen sie doch reden!" Mary seufzte etwas und drückte Nadja einmal. Das waren natürlich schöne Worte, doch sie beide wussten, dass es Nadja keineswegs egal war, was die anderen über sie redeten. Das Klingeln scheuchte sie schließlich auf und sie rasten, so schnell sie konnten, zurück zum Gebäude und in den Unterricht.