Montag, 11. Juni 2012

Lethargie

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja war nun vollkommen verstört. Und ärgerte sich über sich selbst, dass sie Mary hatte gehen lassen. Der fünfte Teststreifen, den sie nun auf den Schreibtisch zu den anderen gelegt hatte, konnte sich nicht entscheiden. Die Indikationsmarkierung, dass der Testausgelöst htate, war klar und deutlich blau zu sehen. Aber der zweite Strich, welcher die Schwangerschaft anzeigen sollte, war nur zur Hälfte erschienen. Somit blieb es also unentschieden. Nadja fluchte immer wieder leise vor sich hin. Sehnsüchtig schaute sie zur Tür, durch welche Mary eben verschwunden war. Doch die Sehnsucht hielt nicht lange an. Mary war ihr doch auch keine Hilfe gewesen, sondern hatte nur irgendwas davon gefaselt, ein Kind sei kein Problem.

Sie schaute auf die Uhr. Es war erst kurz nach sechs. Es würde noch eine Stunde dauern, bis Joe nach Hause kam. Zu wenig, um sich noch um einen Arztbesuch zu kümmern und zuviel um einfach nur rumzusitzen. Doch was sollte sie sonst tun? Sie würde den Gedanken nie aus dem Kopf kriegen. An Schularbeiten war nicht zu denken und sie wusste grad einfach nichts mit sich anzufangen?

Dann kam der Geistesblitz. Mary hatte doch gesagt, der Test könnte sich nicht irren. Woher hatte sie dieses Wissen eigentlich? Nadja klappte ihren Laptop wieder auf, an dem Mary eben nachgeschaut hatte, rief die Historie der Webseiten auf und klickte sich durch die Seiten, die Mary eben aufgerufen hatte. Es musste doch irgendwo etwas geben, was sie übersehen hatte. So ein Test konnte bestimmt auch falsch sein, wenn er positiv war.

Das Ergebnis ihrer Recherche war ernüchternd. Die Möglichkeiten, welche zu einem positiven Test führen könnten, hingen alle mit irgendwelchen Hormonstörungen zusammen. Die genannten Ursachen dafür fielen bei ihr aber eigentlich alle aus, jedenfalls soweit sie das beurteilen konnte. Und auch sollte irgendeine Krebssorte das Ergebnis der Tests verfälschen können. Als Nadja das gelesen hatte, klappte sie den Laptop fast panisch zu. War gerade noch der Gedanke schwanger zu sein, der schlimmste, den sie hatte fassen können, so war nun die Vorstellung stattdessen vielleicht Krebs zu haben noch viel verstörender.

Sie schaltete den Fernseher ein und ließ sich aufs Sofa fallen. Der Versuch die Gedanken auszuschalten misslang zwar weiterhin, aber wenigstens war die Wartezeit zu ertragen. Kurz überlegte sie noch, Joe schon anzurufen, doch sie wusste ohnehin nicht, was sie sagen sollte. Also konnte sie genauso gut warten.
Kurz keimte noch der Gedanke auf, bei Mama anzurufen. Doch von dort erhoffte sie sich auch nicht allzu viel Zuspruch. Ihre Mutter wäre sicherlich wenig begeistert, Oma zu werden, bevor die Hochzeit stattgefunden hatte. Sollte sich die Sache bewahrheiten, würde sie sich zwar nicht mehr vor diesem Gespräch drücken können, aber bis dahin war hoffentlich noch Zeit.

Das erlösende Geräusch des Autos, dass auf den Hof rollte, riss Nadja aus ihrer Lethargie. Sie sprang auf und hechtete über den Flur zur Treppe. Doch dann wurde sie langsam. Hatte sie es wirklich so eilig, es Joe zu erzählen? Nervös blieb sie an der oberen Stufe stehen.

1 Kommentar:

  1. Man sollte doch immer auf seine erste Eingebung hören. Nadja sprang auf und rannte los. Also: Ja, sie will so eilig zu Joe!!
    Und warum?
    Ganz einfach: Joe ist für sie Trost, Schutz, Hilfe, Rettung, Sicherheit, Geborgenheit. Und die sucht sie gerade am allermeisten in ihrer verzwickten Situation.

    Ganz offensichtlich ist Nadja überfordert mit ihrer Lage. Mary hat sich ja verdrückt (was ich immer noch verstehen kann) aber Joe hat nun definitiv viel mit der Schwangerschaft zu tun und nicht nur ein Anrecht auf Auskunft sondern auch die Pflicht, sich Nadjas Problem anzuhören.

    Bei Mary mag durchaus auch ein gesundes Portiönchen Neid dazu kommen. Sie hat es nicht so leicht wie Nadja, keine Millionöre als Eltern und muss sich ihren Verdienst auch wirklich erarbeiten. Zum Glück hat sie Talent und Fähigkeiten für ihren Job. Sie steht aber deutlich mehr auf beiden Füßen im Leben als Nadja und hat die Situation ziemlich treffen beschrieben.

    Jetzt muss Nadja aber viel mehr die Bestätigung durch Joe bekommen. Ich hoffe, er ist nicht allzusehr schockiert sondern freut sich. Da bin ich mal gespannt :)

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