Samstag, 9. Juni 2012

Dann kann ich ja gehen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja sah ihre Freundin schniefend an. Mary setzte nach: "Du bist mit dem Kerl, von dem das Kind ist, sogar verlobt. Du musst dir keine Sorgen machen um Geld oder sonstwas!" Nadja presste die Lippen aufeinander und senkt den Blick wieder. Sie hatte sich von Mary Zuspruch und Trost erwartet. Stattdessen saß sie in ihrer ewig praktischen Art neben ihr und erklärte, warum all das kein Problem wäre. Und was sie besonders ärgerte, ihr fiel noch nicht einmal etwas ein, was sie dagegen sagen konte.

Gerne hätte sie enfach in ihrem Jammer verharrt und sich bemitleidet. Aber, dass dies mit Mary nicht zu machen war, hätte sie vorher wissen können. "Und was sollte ich deiner Meinung nach jetzt tun?", meinte Nadja ziemlich verbissen. Mary lehnte sich zurück. "Sagte ich doch: Es Joe sagen und zum Arzt gehen. Nicht zwingend in dieser Reihenfolge. Die ist eigentlich egal. Hauptsache du machst beides bald." Nadja atmete einige Male sehr schwer ein und aus. Dann endlich hob sie ganz leise die Stimme: "Meinst du, Joe freut sich?", flüsterte sie. "Woher soll ich das wissen? Ich hab mit Joe noch niht über Kinder gesprochen. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, dass er sich nicht freut."

Wieder kam das schwere Atmen von Nadja. Sie schloss die Augen und in ihrem Kopf liefen gleichzeitig so viele Bilder ab. Sie erinnerte sich an Arramoa und ihre erste Nacht mit Thorsten und Joe. Dort wäre ein Kind nicht das geringste Problem gewesen. Doch hier schien wieder alles anders. Aber sie konnte einfach nicht greifen wieso. Sie sah sich selbst, als Mutter in diesem Haus sitzen, ein Kind im Arm haltend und gleichzeitig zerplatzten all ihre Träume von einem Studium und einem guten Job. "Ich werde nie studieren können.", kam es als nächstes von ihr.

Mary hatte genug. Empört stand sie auf und baute sich vor Nadja auf. "Dein Katzenjamemer ist ja nicht zu ertragen. Du bist in ganz Seatte vermutlich die einzige verlobte 17jährige. Du bist die Einzige, der ein Kind keine Steine in den Weg legt. Natürlich kannst du studieren. Wofür gibt es Kindermädchen? Und ich sage dir, es haben auch schon andere Mädels mit weit weniger guten Vorraussetzungen geschafft zu studieren, obwohl sie ein Kind hatten. Meine Mutter, zum Beispiel, sie war 19 als sie mich bekam und hat trotzdem ihr Studium beendet."

Nadja klappte den Mund auf und dann doch wieder zu. Mit so einer heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Und schon gar nicht hatte sie damit gerechnet in so einem Tonfall angemacht zu werden. "Du verstehst mich nicht.", quäkte sie zurück, "Das passt alles gar nicht in den Plan." Mary lachte auf. "Natürlich passt das nicht in die Plan. Das tut es doch fast nie. Aber dann macht man eben neue Pläne!" "Du hast davon doch keine Ahnung!", platzte es jetzt aus Nadja heraus. Mary zuckte die Schultern. "Dann kann ich ja gehen.", meinte sie stumpf und ging Richtung Tür. Nadja stand noch auf um sie aufzuhalten. Doch da war sie schon hindurch.

1 Kommentar:

  1. Tja, Nadja: da hast du mit deinem Gejammer deine Freundin vertrieben. Das war nicht besonders klug. Manchmal ist es wohl doch einfach besser, nicht nur in Selbstmitleid zu baden, sondern wie Mary es vorschlägt, das Problem anzupacken.

    Nadja ist eine kleine Jammerliese :) Und es passt ihr gar nicht, dass sie zugeben muss, dass sie die besten Ausgangschancen hat. Sie WILL gerade in ihrem Kummer baden und Mary hat dafür kein Verständnis. Ich übrigens auch nicht. Aber Nadja ist nun mal eben so und vielleicht braucht sie nun einfach Joe, der sie in den Arm nimmt und ihr erklärt, dass alles lange nicht so schlimm ist, wie sie glaubt :-)

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