Montag, 7. Mai 2012

Selbst machen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja sah Dr. Rosenbaum etwas verzweifelt an. Wollte diese Frau denn nicht kapieren, was das Problem war? "Naja ich schlafe doch mit Joe.", flüsterte sie kleinlaut. "Und das macht dich zur Hure?", hakte Dr. Rosenbaum recht sachlich nach. Nadja schluckte heftig. Diese Fragerei passte ihr gar nicht. In ihrem Kopf war das ganze Bild völlig klar, aber sie war nicht in der Lage es für die Psychiaterin mit Worten auszugeben.

"Macht es das nicht?", fragte sie etwas hilflos. "Würdest du auch mit ihm schlafen, wenn du kein Auto hättest und mit dem Bus zur Schule fahren müsstest, wie viele andere auch?" Nadja stand der Mund etwas offen. "Aber natürlich. Ich liebe ihn doch.", platzte es vorwurfsvol aus ihr heraus. Dr. Rosenbaum lächelte selig und nahm genüsslich eine Schluck Tee. "Dann also nochmal: Was macht dich zur Hure?", beharrte sie. Nadja wurde fast wahnsinnig und fühlte sich provoziert. "Was soll die Fragerei? Ich fühle mich scheisse mit dem Gedanken, dass er so viel Geld für mich ausgibt und ich es ihm niemals wieder zurückzahlen kann.", fauchte sie.

Dr. Rosenbaum nickte völlig unbeeindruckt. "Ich weiss.", sagte sie langsam und nahm noch einen Schluck Tee. "Aber um deine Frage vom Anfang zu beantworten: Du bist keine Hure.", erklärte sie sachlich. Nadja sackte etwas zusammen. "Aber warum fühle ich mich wie eine?", quengelte sie leise hinterher. "Weil du nicht glauben kannst, dass Joe das Geld nicht wichtig ist. Er kauft dir die Sachen doch nicht damit du mit ihm schläfst. Sondern, weil er möchte, dass du glücklich bist." Nada presste etwas die Lippen aufeinander. Das selbe hatte Joe ihr ja nun auch schon gesagt, wenn auch in anderen Worten.

"Überleg mal,...", setzte die Ärztin weiter fort, "...würde es dir auch falsch vorkommen, wenn du bei deinen Eltern alles bezahlt bekämst? Was wenn deine Mutter dir ein Auto kaufen würde?" "Mit der schlafe ich aber nicht.", konterte Nadja. "Und darauf kommt es auch nicht an. Denn, wie du ja selbst gesagt hast, ist das ja nicht der Grund warum du mit Joe schläfst. Weder für ihn, noch für dich.", kam es sofort zurück. Nadja starrte etwas grübelnd in ihre Teetasse. "So hab ich das noch nicht gesehen.", gab sie schließlich zu.

Die beiden Frauen saßen sich ein paar Augenblicke stumm gegnüber. "Aber was kann ich tun, damit das Scheiß-Gefühl weggeht?", fragte Nadja vorsichtig. "Mach etwa selbst!", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Was soll ich selbst machen? Ich kann mir selbst kein Auto kaufen.", patzte Nadja. Dr. Rosenbaum rollte mit den Augen. "Dann such dir etwas aus, was du selbst machen kannst. Was bezahlt er noch für dich?" "Naja alles. Taschengeld, Schulgeld, das College bald, das Essen...." "College?", wurde direkt eingehakt. "Ja, ich weiß noch nicht, wo hin ich gehen werde, aber er wird es wohl bezahlen." Dr. Rosenbaum zuckte die Schultern: "Du bist auf einer Eliteschule und wenn du mich nicht angeflunkert hast, wirst du einen verflucht guten Abschluss machen. Bewirb dich für ein Stipendium und bezahl dein College selbst." Nadja klappte den Mund auf und wieder zu. "Wow.", entfuhr es ihr nur.

1 Kommentar:

  1. Das ist allerdings eine Idee. Sie sollte dabei nur eines bedenken: Joe wird verblüfft sein, sich vielleicht sogar verletzt fühlen, weil sie mit ihrer Selbständigkeit ein Stück von ihm abrückt. Es wird also dann auch ihre Aufgabe sein, ihm vernünftig zu erklären, warum ihr das wichtig ist.

    Das muss natürlich nicht so sein. Joe kann es auch toll finden und unterstützen. Das wäre der beste Fall. Und den wünsche ich ihr dabei.

    Ich dachte allerdings bisher immer, dass ein Stipendium vom jeweiligen Träger bezahlt wird. Was muss Nadja dann noch bezahlen? Oder ist dann von Dr. Rosenbaum Wohnung und Verbpflegung gemeint? In dem Fall müsste Nadja jobben gehen :) Wäre auch mal eine Erfahrung für sie. Aber ich hab disbezüglich wohl echt keine Ahnung, wie das mit einem Stipendium geht.

    LG Kay

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