Sonntag, 27. Mai 2012

Noctambule III: Der Plan zum Glück

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Anya hatte dank Armands Voraussicht die Möglichkeit, sich in einem ungenutzten Schuppen des Kleides zu entledigen und wieder eine weite Hose und ein Hemd anzuziehen. Das Kleid wurde sorgfältig in Papier eingeschlagen und verschwand in dem Sack, den Armand mitgenommen hatte. Anya fühlte sich wohl und gestärkt. Sie hatte Lechaivre geradezu hingerichtet und empfand nicht eine Spur der Reue.


Doch nun galt es, wieder zurück zum Hof zu kommen und dort wie verabredet auf Sergej und Miriam zu treffen, die beide nichts von Anyas Besuch bei Lechaivre wussten. Der Fußmarsch machte Anya allmählich mehr zu schaffen, als sie zuzugeben bereit war. Hatte sie vor dem Aufbruch in Lyon noch über Armands Sorge gelacht, musste sie inzwischen zugeben, dass er damit nicht ganz Unrecht gehabt hatte.
Doch schwieg sie darüber und hütete sich, Armand gegenüber zuzugeben, dass er Recht behalten hatte. Die letzte Zeit vor ihrer Niederkunft war das weite Reisen einfach zu beschwerlich. Doch war ihr klar, dass Armand sofort alle Unternehmungen abbrechen und sie nach Hause bringen würde, wenn sie auch nur den Ansatz von Erschöpfung zeigte.

Doch sie unterschätzte Armand. Seine scharfe Beobachtung hatte längst ausgemacht, dass Anya langsamer ging als gewöhnlich. Er passte sich ihrem Tempo an und ließ sie einfach nicht mehr aus den Augen. Für ihn stand fest, dass die Welt voller Gefahren für eine Schwangere war. Quasi hinter jedem Busch konnte ein Räuber, ein Raubtier oder einfach eine Stolperfalle warten und ihr gefährlich werden.
Ihm fiel überhaupt nicht auf, dass er fast überängstlich für ihre Sicherheit sorgte. Hätte man ihn darauf angesprochen, hätte er mit totalem Unverständnis reagiert. Schließlich ging es um seine Frau und sein Kind und genau damit rechtfertigte er, dass seine Sinne überall gleichzeitig waren und sein Hauptaugenmerk auf Anya lag.
Schon bereute er die weite Reise und die damit verbundene Anstrengung, beruhigte sich aber mit der Tatsache, dass Anya und Miriam mit der Kutsche reisen würden und es so viel bequemer hatten. Allerdings trieb es ihn inzwischen immer stärker zurück nach Lyon. Er wollte, dass Anya das Kind in Sicherheit gebären konnte und nicht hier, wo kein Maurice und keine Jocelyn da waren, die schnelle Botengänge erledigen konnten.
Trotz Anyas etwas langsamerer Gangart erreichten sie den Bauernhof rechtzeitig vor dem Morgengrauen und sahen die abgespannte Kutsche auf dem Hof.
"Ob Miriam schon schläft.. oder beide?" überlegte Armand grinsend und betrachtete die Kutsche, die zwar deutlich bessere Tage gesehen hatte, aber robust genug für die Reise nach Lyon sein würde.
"Bestimmt nicht. Miriam ist viel zu aufgeregt!" Anya streichelte beruhigend ihren Bauch nach einem ungeduldigen Tritt des Kindes. Tief durchatmend blieb sie auf dem Hof stehen und streckte ihren Rücken, die Hände tief ins Kreuz gedrückt. Armand legte den Arm um sie und sah prüfend zu ihr herunter.
"Alles in Ordnung?" Anya legte den Kopf an seine Schulter und nickte lächelnd.
"Aber ja. Nur ein wenig müde." beruhigte sie ihn und ließ sich von ihm zur Tür führen. Doch sie wurde bereits aufgerissen und eine glücklich quietschende Miriam stürzte heraus.
"Anyaaaaaa!" sie umarmte ihre Freundin stürmisch und drückte einen festen Kuss auf ihre Wange. Anya musste lachen und warf Armand einen bezeichnenden Blick zu, den er mit leicht genervt erhobener Braue quittierte.
"Na, du Ausreißerin? Geht es dir gut?" fragte Anya lächelnd. Miriam nickte eifrig.
"Ohja! Ich bin so aufgeregt! Endlich beginnt mein Leben!" strahlte sie. Anya lächelte und löste sich aus Armands Arm, um Miriam vor sich her zu schieben.
"Lass uns hineingehen. Ich will meine Füße hochlegen." erklärte sie dabei energisch. Miriam ließ sich schieben, plapperte aber munter weiter.
"Stell dir vor, was Amanda mir geschenkt hat! Ich habe die Hauptanteile von der Muschelzucht! Das hat sie alles hinten herum eingefädelt und mir ihre Anteile dazu geschenkt! Und ich habe gar nicht viel Gepäck dabei, nur zwei Koffer. Und der Richter war auch inzwischen da wegen der Anklage." Sie strahlte Sergej an, der gemütlich im Wohnzimmer saß und ein Glas Wein in der Hand hielt. Sein Blick zu Armand signalisierte amüsierte Resignation ob des Redeschwalls seiner Verlobten und Armand nickte ebenso resigniert zurück.
Während Anya erschöpft auf das Sofa sank und Miriam mit müdem Augenaufschlag zuhörte, sank Armand neben seinen Freund und versuchte, die Unterhaltung der Frauen auszublenden.
"Alles vorbereitet?" raunte er Sergej zu. Der nickte und schenkte ein weiteres Glas für Armand ein, das er ihm dann reichte.
"Soweit ja. Morgen Nacht geht es los. Wir brauchen für die erste Strecke nicht lange. Ich habe einen Pfarrer gefunden, der bereit für die Trauung ist. Er besteht auf Trauzeugen, also müsst ihr Beide hinhalten." erklärte er grinsend. Armand zuckte mit den Schultern.
"Kein Problem, machen wir gerne. Wo verbringen wir den Tag?"
"In einem kleinen Gasthof an der Straße. Sie wissen schon, dass wir erst spät abends eintreffen werden. Kein Problem." Armand war beruhigt. Der erste Teil der Reise war geplant und würde offensichtlich einfach sein. Er trank den guten Wein zügig aus und erhob sich wieder. Sein Aufstehen unterbrach Miriams Redeschwall. Beide Frauen sahen fragend zu ihm auf.
"Es ist Zeit. Anya braucht Ruhe." verkündete er schlicht, beugte sich zu der kleinen Schwangeren herunter und hob sie einfach auf seine Arme, ohne auf ihr protestierendes Lachen zu achten.

1 Kommentar:

  1. Mooment.. Da fehlt aber doch was. Die Kutsche ist abgespannt? War Sergej also dcoh nochmal draußen und hat die Pferde versorgt?

    Wo bleiben denn jetzt Maurice und Jocelyn? Die werden doch wohl mitkommen nach Lyon. Oder?

    Und hocken jetzt immer noch neben dem Hof die Sanghierimeuchler und warten nur darauf, dass all reingehen?

    ARGH Das kann doch alles nicht wahr sein. :)

    Du schreibst hier so ganz locker ein Kapitel, als wäre nichts gewesen, dabei hocen da MÖRDER in den Gebüschen....

    Liebe Grüße
    Joe

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