Donnerstag, 3. Mai 2012

Lachen oder Weinen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Zu Hause angekommen war es auch Zeit fürs Abendessen. Danach wurde Mary, wie so oft, von ihrer Mutter abgeholt. Nadja war ganz froh, als sie weg war. Schon beim Essen war es ihr schwer gefallen, mit ihren Gedanken nicht aufzufallen und sie verhielt sich still. Da kam es sehr gelegen, dass Mary und Joe sich immer noch mit dem Gespräch über Autos beschäftigten. Mary erhielt sogar eine Einladung, doch mal den Fuhrpark im Keller eingehend zu besichtigen und noch ein paar Probefahrten zu unternehmen.

Nach dem Essen saßen Joe und Nadja auf dem Sofa und kuschelten sich aneinander. Nadja drängte ihr Gesicht eng an Joes Schulter und schlang die Arme um seinen Hals. Joe war von der Intensität etwas überrascht und strich ihr aber sacht über den Rücken. Erst dann spürte er wie Schluchzen ihren Körper schüttelte. Völlig perplex hielt er inne. "Nadja?" Doch es kam keine Antwort. Nur noch ein heftigeres Schluchzen und er spürte, wie sich die Nässe ihrer Tränen durch das Hemd den Weg an seine Haut bahnte. "Was ist los?", setzte er nach und strich sacht über ihr Haar. Joe fühlte sich völlig überrumpelt und hilflos.

Nadjas Gedanken kreisten immer weiter. Nie würde sie zurückgeben können, was er ihr geschenkt hatte. Nicht den Diamantring, nicht die Kette mit dem glitzernden Anhänger, nicht die Autos oder ihr Schulgeld. Sie konnte doch nicht ewig auf seine Kosten leben. Und nichts würde ihr gehören. Selbst wenn sie jemals einen gut bezahlten Job bekam, wäre nicht mal der ihre eigene Leistung, weil auch der nur möglich war, weil Joe das College bezahlen würde.

Joe schluckte heftig. Was hatte er falsch gemacht? Hatte er, ohne es zu merken, mit Mary geflirtet? War es schlimm, dass sie sich über Computer, Autos und Prozessoren unterhalten hatten? Hätte er das in Nadjas Gegenwart nicht tun dürfen? "Es tut mir leid.", flüsterte er in ihr Ohr und hoffte, das es ankäme. Nadja horchte auf. Langsam nahm sie ihren Kopf von seiner Schulter und sah ihn mit verweintem Gesicht und verständnisloser Miene an. Joe schluckte erneut. Nadjas weinendes Gesicht gehörte zu den Dingen, die er am wenigsten ertragen konnte. Es machte ihn hilflos und zwang ihn in eine Situation die er nicht kontrollieren konnte. "Was tut dir leid?", quetschte Nadja hervor.

"Dass ich mit Mary geflirtet habe. Ich hätte mich mehr um dich kümmern sollen", stotterte Joe hervor und hoffte, dass er richtig lag. Nadjas nasse Wangen zogen sich ein wenig nach oben und formten ein groteskes Lächeln. "Du denkst, das ist der Grund warum ich weine?", fragte sie und ein neuerliches Zucken ihres Zwerchfells schüttelte sie, wobei unklar war, ob es ein Lachen oder ein Weinen war. "Was ist der Grund?", bettelte Joe fast und griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. Dabei sah er sie intensiv an und schaute ihr tief in die Augen. Sie wandte den Kopf ab.

Alles würde er für sie tun. Er war so ergeben, so lieb und so verständnisvoll. Plötzlich kam sie sich mit ihren Gedanken so schrecklich materialistisch vor. Als wären ihre Gedanken so albern gewesen. "Es ist nur so über mich gekommen.", flüsterte sie zur Seite. Joe zog sie wieder eng an sich. "Was ist über dich gekommen?", verlangte er zu wissen. Dankbar legte Nadja sich an seinen Körper und verbarg erneut ihr Gesicht. Dann holte sie tief Luft. "Bitte.", verlangte er sacht. Sie wand ihren Kopf und suchte nach seinen Lippen. Jetzt wollte sie einen Beweis seiner Liebe. Vielleicht könnte sie dann reden.

1 Kommentar:

  1. Ach Joe! Das ist so typisch Mann: die Angebetete weint und obwohl er bereit wäre, die ganze Welt zu ihrem Schutz zu zertrummern, jeden abmurksen könnte, der ihr weh tun will, entschuldigt er sich sicherheitshalber mal. Dabei weiß er nicht mal wofür :D.

    Nadja weiß das auch nicht so genau. Hoffentlich erklärt sie ihm das auch genau so und lässt ihn nicht in seiner Unsicherheit hängen.
    LG Kay

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