Dienstag, 17. April 2012

Keine Affäre

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe schaute sich etwas abwartend um. Ihn amüsierte die aktuelle Situation. Der Fokus war völlig weggerückt von seiner Beziehung mit Nadja. Das war ihm natürlich höchst recht und es zog die gane Diskussion auch etwas ins Lächerliche. Nach wie vor hatte er Angst, die Sache könnte an diesem Tisch eskalieren und er wäre in ein paar Minuten tatsächlich seinen Posten los, doch das belastete ihn in diesen Sekunden erheblich weniger, als in den ganzen Tagen zuvor.

Er hatte tagelang darüber gebrütet, wie es werden würde, wenn seine Karriere zurückgesetzt würde und er diese Stelle räumen musste. Finanziell würde er sich weiterhin keine Sorgen machen müssen. Er bräuchte seinen Lebensstil vermutilch kaum einzuschränken und könnte trotzdem die nächsten 60 Jahre unverändert leben. Fast war es ihm, als wäre es auch in gewisser Weise befreiend. Er könnte sich Nadja viel besser widmen als bisher und er könnte mit ihr in jede Stadt ziehen, in der sie studieren wollte. Doch er liebte seinen Job viel zu sehr, um das wirklich zu wollen. Es war allenfalls eine brauchbare Alternative für den schlimmten Fall.

Malcquin erhob die Stimme erneut und beendete das Gemurmel. "Das Gerücht wird sich kaum von selbst verbreitet haben.", erklärte er stumpf und sah in die Runde. Sein Blick blieb bei Hill hängen, doch der hob abwehrend die Hände. "Sehen sie mich nicht so an!", bellte er sofort zurück. Malcquin zuckte die Schultern. "Es wird jetzt wohl kaum jemand einräumen, dass er es gewesen ist.", meinte er resigniert, "Also können wir uns nur noch mit den Auswirkungen befassen. Was wir brauchen ist eine starke Erklärung, dass der CEO nicht zur Disposition steht. Am besten geben wir die jetzt sofor über eine Sekretärin raus. Also noch während der Sitzung.", schlug er vor.

"Das sehe ich ander!", bellte Hill dazwischen, "Ich bleibe bei meiner Forderung, dass Mr. Bernstein ersetzt werden sollte." "Und Sie wissen natürlich am allerbesten durch wen.", frotzelte Saltstone ihm entgegen und sofort ging das Gerede wieder los. "Ich muss doch um Disziplin bitten!", brüllte Malcquin über die Stimmen der anderen. Es wurde wieder still. "Danke. Ich muss gestehen, dass mir das genaue Prozedere über den Ablauf einer CEO-Entlassung nicht bekannt ist. Ich habe mich nicht darauf vorbereitet, da ich nicht annahm, dass man einer solchen Lappalie eine derartige Bedeutug beimessen würde. Ist unter denjenigen die eine Entlassung forcieren jemand, der den Ablauf kennt und bitte darlegen kann."

Hill nickte selbstgefälig. "Es gibt kein genaues Proceder. Der Aufsichtsrat kann firmenrelevante Entscheidungen mit einfacher Mehrheit treffen. Meiner Ansicht nach gehört dazu auch, dass die Anstellung des CEO aufgelöst wird. Wir haben Mr. Bernstein hier gewählt, wir können ihn auch abwählen.", erklärte er. Malcquin seufzte etwas. Diese Aussage war ihm erheblich zu dünn und er verfluchte sich selbst, nicht durch seinen Anwalt ermittelt zu haben, wie ein solches Verfahren zu führen wäre. Müde sagte er: "Ich schlage vor, wir stimmen gleich zum Verbleib von Mr. Bernstein ab. Sollte dies allerdings eine Mehrheit für die Entlassung ergeben, will ich, dass wir die Anwälte herzitieren und die Sache gerichtsfest machen. Eine solche Personalentscheidng per Handheben durchzuwinken ist mir deutlich zu riskant!" Zustimmendes Nicken war die Antwort.

"Dann möchte ich jetzt jedem die Gelegenheit geben, noch Fragen zur Sache an Mr. Bernstein zu richten und Ihnen, möchte ich die Gelegenheit geben, sich noch einmal zu erklären.", nickte Malcquin Joe zu. "Ich habe mich bereits erklärt, doch ich wiederhole es gern noch einmal: Ich habe keine Affäre mit einer Minderjährigen, sondern ich habe eine Minderjährige Verlobte, welche ich in Kürze, mit Zustimmung ihrer Mutter, heiraten werde. Der öffentliche Auftritt auf der Filmpremiere war ein bewusst gewählt und die Berichterstattung im Anschluss beschränkte sich auf die Illustrierten Magazine, wo quasi unrecherchierte Artikel veröffentlicht wurden. Ich bin mir keiner Verletzung meiner Pflichten als CEO dieses Unternehmens bewusst." Joe hatte diese Erklärung 1000 mal in seinem Kopf aufgesagt und er erntete einen gefälligen Blick von Saltstone und auch von Anna Korg.

1 Kommentar:

  1. Es wundert mich ja gar nicht, dass alle zu Mr. Hill schauen und er sofort losblafft. Nachweisen kann man es ihm ja nicht, eine Plaudertasche zu sein, aber es liegt nahe.. er oder einer seiner Getreuen.
    Wobei ich ja gar nicht das Gefühl habe, dass er so viele Anhänger hat. Malcquin ist ja schon mal auf Joes Seite, wenn er von einer Bagatelle spricht, Saltstone sowieso und Anne Korg wohl auch. Die anderen scheinen sich entweder zu enthalten oder schweigen einfach.
    Er hat seinen auswendig gelernten Satz schön formuliert. Aber es genügt vielleicht nicht, als CEO keine Pflichten verletzt zu haben. Es kann schon genügen, dass seine "Eskapaden" (die Saltstone ja nicht mal als solche einstuft) dem Ruf der Firma schaden. Wenn Mr. Hill sich da durchsetzt, kann Joe mit dem Taschentuch seinem Schreibtisch hinterherwinken. Aber daran mag ich noch gar nicht so recht glauben. Mal sehen, wie die Abstimmung verläuft.
    LG Kay

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