Samstag, 25. Februar 2012

Kaffeeklatsch

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Lelya fuhr mit ihrem Wagen durch die Schrankenanlage, die Nadjas Wohnviertel vom Rest der Stadt trennte. Schon die ganze Fart lang grübelte sie, was Nadja wohl haben könnte. In den letzten Tagen hatte sie sich etwas rar gemacht. Aber das war eigentlich nicht weiter ungewöhnlich. Immer wieder kam es mal vor, dass Nadja sogar zwei Wochen gar nichts von sich hören ließ und dann wieder tagelang bei ihr zu Abend aß.

Lelya hatte sich längst an die Wankelmütigkeit ihrer Tochter gewöhnt und außerdem konnte sie ja sicher sein, dass es ihr dort wo sie lebte gut ging. Dann war es auch nicht nötig, dass man sich ständig über den Weg lief. Nadja war erwachsen geworden und hatte sich eben abgenabelt. Zwar hatte Lelya immer gehofft, dass sie etwas länger als bis gerade 15 etwas von Nadja haben würde, aber sie war eben auch nicht in der Lage gewesen, zu verhindern, was ihr Ex-Mann damals geplant hatte und was schließlich dau geführt hatte, dass alles, was von Nadja für über ein halbes Jahr zu hören gewesen war, ein Zettel auf dem Küchentisch war.

Aber schlimmer noch als dieser erste Verrat an ihr, empfand sie den zweiten. Nadja war tatsächlich nach Hause zurückgekehrt und wieder wartete ihr Vater mit dem selben Mistkerl auf, den Nadja schon vorher nicht hatte haben wollen. An diesen Tagen nicht eingegriffen zu haben, hatte sie sich bis heute nie verziehen. Und auch wenn die Sache ein gutes Ende genommen hatte und Nadja nun den besten Mann an ihrer Seite hatte, den Lelya sich vorstellen konnte, so schüttelte sie sich jedes Mal, wenn sie daran dachte, wie wohl Nadjas Weg zu all diesem Reichtum augesehen hatte.

Immer wieder hatte sie überlegt, Nadja einfach mal darauf anzusprechen oder irgendwie herauszufinden, wie es ihr wohl ergangen war. Von sich aus war Nadja niemals auf das Thema gekommen und Lelya hatte nie wagen wollen, die wertvolle Zeit mit Nadja auf diese Weise zu verschwenden, indem sie sich eine Geschichte anhörte, die mit Sicherheit in Tränen enden würde. Nun lebte sie zwar schon seit einer ganzen Zeit in Seattle und es hätte genügend Gelegenheiten gegeben, dieses Thema endlich vom Tisch zu bekommen, aber, wenn sie ehrlich war, dann war es Lelya genauso recht, nicht zu wissen, was damals in Deutschland passiert war.

Sie stellte den Wagen vor dem Haus ab und ließ sich, was für sie immer noch ungewohnt war, von Geoffrey in den Salon führen, wie das kleinere der beiden Wohnzimmer genannt wurde. "Hallo Schatz.", sagte Lelya und umarmte Nadja liebevoll. "Hallo Mama.", kam es zurück und schon an der Aussprache und der Reaktion merkte Lelya dass dies kein Kaffeeklatsch werden würde. Etwas verunsichert setzte sie sich. Geoffrey hatte sich bereits zurückgezogen und Nadja starrte in den Garten.

1 Kommentar:

  1. Aha! Mama ist und bleibt eben Mama. Sie ahnt mehr, als sie sich selbst eingestehen will, obwohl es ja eine unglaubliche Vielzahl von Möglichkeiten geben könnte, was Nadja damals geschehen ist. Zudem es ja gar nich um Deutschland gehen muss, denn Nadja kann ja alles mögliche besprechen wollen: Heirat, Schwanger, Krankheit..
    Aber eine Mutter geht ja meistens vom worst case aus und DAS ist etwas, das will keine Mutter hören. Da kommen Gefühle auf, die zwischen Mordgedanken und den abstrusesten Foltermethoden schwanken.
    Ich fürchte, es wird nicht bei diesem einen Gespräch bleiben, aber sicher werden beide wieder näher zusammenrücken und froh sein, auch diesen Damm endlich abgerissen zu haben. Und ein Spaziergang wird das nun wahrlich nicht für beide.

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