Montag, 20. Februar 2012

Ein Kilometer

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

James Arbeitstag war in keinster Weise so vergangen, wie er sich das vorgestellt hatte. Ständig hatte ihm diese Evelyn über die Schulter geschaut. Sie war mindestens einmal pro Stunde an seinen Arbeitsplatz gekommen und hatte den Fortschritt sehen wollen. Nach der Pleite vom Anfang hatte er sich dann daran gegeben, die Datenbank zu schreiben. Er hatte dabei zwar noch etwas rumgetrödelt und sich die Arbeit möglichst umständlich gemacht, aber es hatte auch so nicht viel länger als zwei Stunden gedauert. Und das Gemecker von Evelyn war ihm während der Zeit ebenfalls sicher.

Als er endlich fertig mit der Basisdatenbank war, hatte er begonnen, die Vorgänge Akte für Akte einzutragen. Doch die Arbeit war stupide und frustrierend. Und die Aussicht war wenig attraktiv. Er brachte es zwar noch an diesem Tag auf gute fünf Regalmeter, welche er katalogisiert bekam, doch wie sollte das in Zukunft werden? Er hatte die Größe des Archivs überschlagen. Es waren drei Regalreihen mit jeweils vier Böden, welche in der Mitte halbiert waren, damit man sie von rechts und links befüllen konnte. Die Regale im Raum waren etwa 40 Meter lang.

Insgesamt befand sich in jeder der drei Reihen also etwa 320 Meter Regalfläche, was bedeutete, dass sich insgesamt ein ganzer Kilometer Regale in diesem Keller befanden. Wovon er heute die ersten fünf Meter katalogisiert hatte. Wenn er es auf 10 Meter täglich brachte, würde das, bei fünf Arbeitstagen pro Woche, immer noch bedeuten, dass er für fast fünf Monate dort unten eingesperrt sein würde. Und wer weiss, was sie sich danach als Arbeit für ihn ausdachten?

Er bekam ein wenig das Gefühl, sie wollten ihn nur auf die Probe stellen und sein Durchhaltevermögen testen. Wenn diese Evelyn ihm nicht ständig im Nacken hängen würde, dann wäre die Arbeit ja eigentlich sogar recht angenehm. Er könnte sich darauf zurückziehen, dass es nunmal komplizierter wäre, als es aussähe und sich einfach für die nächsten 10 Jahre mit einer Akte täglich und ansonsten mit Surfen im Internet beschäftigen. Doch da war sie ja dabei ihm einen kräftigen Strich durch die Rechnung zu machen.

Wütend saß er in seinem Wagen als er nach Hause fuhr und langsam begann er auch darüber zu grübeln, wie er mit knapp 50.000 pro Jahr über die Runden kommen sollte. Sehr viel mehr würde es nämlich auch mit dem Zuschlag von 20 % auf die Differenz nicht werden. Zwar bekam er natürlich ein paar Steuervorteile, jetzt wo er weniger verdiente. Aber er würde sich auf mittlere Sicht erheblich einschränken müssen. Oder er musste mit Maud zusammen, den Plan auf den Weg bringen, wie man doch noch an einen Haufen Geld kommen würde, den er nun dringender den je brauchte.

1 Kommentar:

  1. Tja, also rechnen kann er zumindest. Schade, dass er seine Talente so missbraucht und nicht zu seinen Gunsten nutzt. Gelernt hat er auf jeden Fall nichts aus der Sache. Wahrscheinlich schiebt er die Schuld auch noch Joe zu, der nun an der ganzen Misere Schuld ist.
    Aber die Stadtverwaltung besteht auch nicht nur aus dummen Hohlköpfen, die sich nicht denken können, dass James den gut bezahlten Posten ziemlich unfreiwillig geräumt hat. James unterschätzt seine Umwelt gewlatig. Und vergisst dabei ganz, dass er ein Kind hat, dessen Zukunft nun seinetwegen schwankt. So ein Vollspast!

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.