Freitag, 16. Dezember 2011

Mehr als einmal?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja fühlte sich unendlich erleichtert, als sie auf Joes Schoß lag und er sie nur streichelte. Sie war dankbar, dass er jetzt keine weiteren Fragen stellte und sie entspannte sich zunehmend. Noch immer spukte in ihren Gedanken zwar die Zeit von damals herum, aber die aussicht, dass sie Hilfe bekommen würde war sehr tröstlich. Allerdings war sie trotz Jurinas Bericht immer noch sehr skeptisch, was das anging. Man konnte doch einzelne gefühle nicht einfach so ausschalten?

Sie nahm sich jedenfalls fest vor, sich die Wirkung eines Medikaments genau erklären zu lassen, bevor sie sich bereiterklärte es zu nehmen. Wieder durchfuhr es sie unangenehm, als sie an die Zeit dachte, wo man sie im Puff mit Beruhigungsmitteln vollgestopft hatte. Das dumpfe Gefühl im Kopf hatte zwar alle kritischen und unangenehmen Gedanken verbannt, aber es hatte sie auch träge und dumm gemacht. Manchmal hatte sie keinen Satz zu Ende denken können.
Der Abschied von diesem Zeug auf Arramoa war ihr gleichzeitig leicht und schwer gefallen und seitdem hatte sie sich geschworen nie wieder etwas derartiges anzurühren. Aber vielleicht war es ja auch etwas anderes, wenn ein Arzt solche Medikamente verschrieb?

Schließlich hob sie den Kopf. "Wo bekomme ich denn einen Arzt her?", fragte sie dann, mehr interessiert als kritisch. Joe zuckte die Schultern. "Ich werde mich mal umhören und herausfinden welcher der Beste ist. Dann machen wir da einen Termin." Nadja gab ein unbestimmtes "Hmm", von sich und ließ sich wieder auf seinen Schoß sinken.
Seit sie in Seattle war, hatte sie keinen Arzt mehr aufgesucht. Und das war nun schon über ein Jahr. Sie war kein einziges mal krank gewesen. Nicht einmal der nasse Winter hatte ihr eine Erkältung verpassen können. Und zur Verhütung diente immer noch die Spirale, welche sie auf Arramoa eingesetzt bekommen hatte. So hatte es bisher keine Notwendigkeit für einen Arztbesuch gegeben.

"Kommst du dann mit dahin?", flüsterte Nadja dann aus heiterem Himmel. Es klang ziemlich ängstlich. Joe sah zu ihr herunter und strich mit etwas Nachdruck über ihre Wange um ihr zu bedeuten, dass sie ihn ansehen sollte. Verunsichert drehte sie den Kopf und ihre Blicke trafen sich. "Willst du, dass ich mitkomme?", fragte er ernst. Sie nickte und sah ihn unsicher an. "Wenn ich da öfter hinmuss dann nur beim ersten Mal, glaube ich.", beschwichtigte sie etwas.
Ihre unsichere Art war etwas, was Joe so bezaubernd fand an ihr und spontan musste er lächeln. "Ich komme immer dann mit, wenn du das möchtest! Und ich befürchte, du wirst da wesentlich öfter als einmal hinmüssen." Er gab sich Mühe so sanft wie möglich zu klingen. "Danke.", kam es nur zurück.

Der erste Schritt war gemacht. Aber vermutlich würde es ein weiter Weg werden, bis Nadja das Geschehen aus Deutschland endlich verarbeitet hätte.

1 Kommentar:

  1. Ich fürchte auch, dass Joe nicht mehr als einmal mitkommen wird. Und wenn doch, darf er vor der Tür warten.. einfach weil ich vermute, dass Nadja ihm nicht zumuten will, all das nacherleben zu müssen. Und weil ich glaube, dass der Arzt ihm freundlich aber bestimmt erklären wird, dass es Dinge gibt, die sie alleine schaffen muss. Und letztendlich, weil ich davon ausgehe, dass Nadja auch von Joe reden wird und dann natürlich ohne ihn.

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