Freitag, 2. Dezember 2011

Adventskalender 2011 - 2. Dezember

Dies ist ein Teil des Advendtskalenders 2011. Für die Übersicht der bisherigen Kapitel schaut doch bitte hier: Inhaltsverzeichnis

Ein Singsang ging durch seinen Kopf. Leise stimmte er summend in die Melodie mit ein. Es war eine Melodie, die ihm seine Mutter zum Schlafengehen immer vorgesungen hatte. Und genau das hörte er nun wieder. Eine langsame Abfolge sanfter Töne. Ein Text hatte wohl nie dazu gehört, jedenfalls kannte er keinen. Er summte weiter nur leise um die Erinnerung an die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf nicht zu zerstören. Auch achtete er darauf nirgendwo anzustoßen, während er die Treppe hinunterging. Selbst seine Füße setzte er leise auf. Er trug nur Socken, keine Schuhe, um nur ja keinen Lärm zu machen.

Der langsame Rhythmus des Gesangs gab sein Tempo vor. Auf jeden neuen Takt schlich er eine Stufe Abwärts. Fast wie eine einsame kleine Prozession, kletterte er, auf diese Weise, langsam die Stufen hinunter. Das Licht brauchte er nicht einzuschalten. Er kannte sich hier vollkommen blind aus. In seiner Werkstatt würde er Licht brauchen, aber den Weg dorthin konnte er mit geschlossenen Augen gehen. Unten angekommen setzte er seinen Weg fort. Das Lied war immer noch in seinem Kopf und als es zu Ende war, begann es von vorne, als wäre es auf dauernde Wiederholung eingestellt. Immer wenn er den Keller betrat, blieb diese Melodie in seinem Kopf.

Er öffnete die Tür zu seiner Werkstatt und schlüpfte hindurch. Wieder achtete er darauf, so leise wie möglich zu sein um den wertvollen Gesang nicht zu zerstören. Sorgfältig schloss er die Tür hinter sich wieder und dann erst bediente er den Lichtschalter. Er hielt die Augen geschlossen um nach den Augenblicken der Dunkelheit nicht sofort wieder geblendet zu werden. Durch seine geschlossenen Lider konnte er das Flackern der Leutstoffröhren erkennen. Als er sicher war, dass es hell war, begann er seine Augen vorsichtig zu öffnen.

Dann machte er sich ans Werk. Das Lied in seinem Kopf wurde schneller und er konnte seiner Arbeit in fast normalem Tempo nachgehen. Er hängte sich die Schürze aus Kunstleder über und verknotete sie hinten sorgfältig. Dann griff er im Regal nach den Einweghandschuhen, blies kurz hinein und ließ sie nacheinander routiniert über seine Finger gleiten. Immer noch glich alles, was er tat, einem eigenartigen Tanz. Immer noch bemühte er sich peinlichst genau, keine Geräusche zu machen. Das würde nicht nur das Lied zerstören, sondern es würde auch sie aufwecken.

1 Kommentar:

  1. Wow, Joe. DAS ist mal ne gruselige Angelegenheit. Da formen sich Bilder im Kopf.. nur durch deine andeutungen.. und man weiß nicht, ob sie überhaupt zutreffen.. man fürchtet es nur. Klasse!

    Ich mag solche Stories. Eine Mischung aus Krimi, Grusel, Psycho.. ein perfekter Cocktail und das aus der Hand eines solchen Autoren *sabber*

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