Merkwürdiges Abendessen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Das Essen im Haus verging merkwürdig. Joe versuchte sich zwischendurch zu erinnern, wann er das letze Mal hier ohne Nadja gegessen hatte. Es war bei ihrem Urlaub, gewesen als Nadja in Californien mit den Freundinnen ein paar Tage verbracht hatte. Und was vor Nadjas Einzug noch so völlig normal gewesen war, kam ihm jetzt völlig falsch vor. Dann setzte sich auch Jurina noch mit einiger Verspätung zum Essen, weil sie im Wohnzimmer noch ihre kleine Tochter gestillt hatte.

Geoffrey dagegen gab sein möglichstes, sich nichts anmerken zu lassen. Mit der ihm eigenen Professionalität glitt er zuweilen um den Tisch um das Essen zu servieren und Getränke nachzuschenken. Nur Augenblicke später, war er bereits wieder lautlos verschwunden. Überhaupt war es ein unglaublich stilles Essen. Joe starrte verbissen auf seinen Teller und aß schweigend. Er hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte, dass Nadja nun verschwunden, ja geradezu vor ihm weggelaufen, war. Er wagte es nicht Jurina zu fragen, ob sie zu Boris fuhr.

Jurina war die ganze Situation ohnehin ziemlich unheimlich. Zwar war sie jetzt schon seit einigen Tagen im Haus und bewegte sich völlig ungezwungen. Aber natürlich war sie eigentlich Nadjas Gast gewesen. Und nun hatte Nadja sich verkrümelt und sie war mit Joe allein im Haus. Zwar zweifelte sie nicht daran, dass Nadja schon zurückkommen würde. Dennoch war ihr diese Lage etwas unbehaglich. Joe hatte sich äußerst ungeschickt angestellt darin, Nadja zu besänftigen oder zu unterstützen. Und wer weiß, was er heute noch von ihr wissen wollte. Sie beschloss sich möglichst schnell auf ihr Zimmer zurückzuziehen und dort den Abend zu verbringen.


Nadja sauste die Einfahrt hinunter. Das breite Tor, dass den Weg zur Straße trennte, hatte sich bereits zur Seite geschoben. Sie bog auf die Straße ab und aus dem Community-Village hinaus. Die Schranke an der Ausfahrt öffnete sich automatisch und schloss sich auch sofort hinter ihrem Wagen wieder. In ihrem Kopf pochten nach wie vor die wütenden Gedanken. Und das Joe sie mit Jurina belauscht hatte, gefiel ihr noch viel weniger. Auch wenn ihr natürlich klar war, dass nichts verstanden haben dürfte.

Ohne es zu merken war Nadja zur Schule gefahren. Hier war natürlich um diese Zeit nichts mehr los. Der Schulparkplatz war verwaist. Nur einige wenige Autos standen noch herum. Dafür drang aus der Turnhalle Licht. Es lag wohl ein Spiel an. Ganz dumpf waren immer wieder Anfeuerungsrufe und das Trampeln von Zuschauern zu hören. Aber Nadja war in keinster Weise nach Gesellschaft. Sie atmete tief durch und starrte etwas verloren auf die erleuchteten Fenster der Turnhalle.