Dienstag, 20. September 2011

Noctambule II: Hilflose Wut

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

In Armand tobte ein Aufruhr. Die Tatsache, dass Anya unbedingt bei George gewesen sein musste, machte ihn rasend. Er konnte nicht abschätzen, was geschehen war, aber für ihn war klar, dass sie bei ihrer kopflosen Flucht geradewegs in seine Arme gelaufen sein musste.
Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was Anya geschehen sein mochte. Das Blut, das sie im Haus gefunden hatten, hatte nun eine ganz andere Bedeutung gewonnen und die Gefahr, dass Anya verletzt sein konnte, machte ihn fast wahnsinnig.

Sie mussten sich beeilen, um rechtzeitig zu Hause anzukommen und die letzte Viertelstunde rannten sie gebeugt und in ihre Umhänge gehüllt, denn die Sonne ging auf und kündigte einen herrlichen Spätsommertag an. Als sie auf das Haus zu rannten, öffnete sich bereits die Tür und beide Männer polterten ungebremst hinein.
Maurice schloss die Tür sanft wieder und warf Beiden einen fast vorwurfsvollen Blick zu.
"Ich war bereits in Sorge und bin froh, Euch wohlbehalten zu sehen." erklärte er. Sergej klopfte ihm grinsend auf die Schulter.
"Mann, solche Gefühlsausbrüche machen mir Angst." feixte er. Armand hatte gerade überhaupt keinen Humor. Er warf Maurice seinen Umhang zu und stürmte ins Wohnzimmer, wo Maurice bereits die Vorhänge wieder zugezogen hatte. Sergej machte eine entschuldigende Geste zum verblüfften Butler und hob die Schultern.
"Schlechte Nachrichten." flüsterte er, was Maurice nicht gerade beruhigte. Doch er musste zusehen, wie Sergej seinem Freund folgte und verzog sich seufzend in die Küche, um den Mantel seines Dienstherren zu säubern, so gut es ging.
Armand rannte im Wohnzimmer auf und ab wie ein gereizter Tiger. Die Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt, seine Haare hatten sich teilweise aus dem Zopf gelöst und hingen wirr in die Stirn.
"Wie kam er an das Halsband?" fauchte er und stieß ein wütendes Knurren aus. Sergej sank in seinen Sessel und fuhr sich durch die lockigen Haare.
"Ich habe keine Ahnung, Armand. Aber sicher nicht ohne Gegenwehr." vermutete er. Sein Freund wanderte um ihn herum, blieb am erloschenen Kamin stehen und drosch mit der Faust so hart auf den Sims, dass der Mörtel herunterrieselte. Es interessierte ihn nicht, sondern er nahm seine alte Wanderung wieder auf.
"Wenn du jetzt das Haus auseinander nimmst, kommt sie davon auch nicht zurück!" protestierte Sergej. Er erntete ein zorniges Knurren, das ihn wenig beeindruckte. Er hatte vollstes Verständnis für Armand, der nun gedankenverloren mitten im Raum stehen blieb.
"Und wenn sie zu ihm gegangen und das Ding selbst ins Feuer geworfen hat?" Seine Stimme war leise und ungläubig und es tat ihm selbst weh, diese Worte auszusprechen. Sergej sank zurück in den Sessel und fixierte seinen Freund mit schmalen Augen.
"Ich kann dir diese Gedanken jederzeit gern aus deinem sturen Schädel prügeln. Möchtest du sie vielleicht noch einmal wiederholen?" fragte er ruhig. Armand hob den Blick ohne den gesenkten Kopf zu bewegen und musterte Sergej. Dann nahm er seine Wanderung wieder auf.
"Ich weiß nicht, wie oft ich in der Gegend gewesen bin! Sie war da und ich wusste es nicht! Ich bin zweimal knapp an ihr vorbei gerannt!" Sergej nickte bedächtig. Auch er nagte an dem Gedanken, dass er vor dem Haus gestanden hatte und sie vielleicht darin gewesen war. Für ihn war glasklar, dass George sie gefangen gehalten hatte, doch warum hatte er das weder ihm noch Armand zugesteckt? Warum hatte er das verschwiegen?
"Ich bring den Saukerl um!" zischte Armand nun hinter ihm. Wieder nickte Sergej deutlich.
"Lass mir was übrig."
"Das kannst du vergessen!" fauchte Armand und drosch erneut gegen den Kaminsims. Sergej erhob sich und streckte seine Glieder.
"Du solltest dich ausruhen. Ich für meinen Teil werde das tun. Heute Abend spreche ich bei der alten Schrapnelle vor, dieser Dubrés. Du kommst wohl nicht mit?"
"Nein. Ich werde George suchen und umbringen." erklärte Armand nun deutlich ruhiger. Sein Ziel war klar. Erst George töten, dann Anya finden. Sergej nickte und marschierte zur Tür.
"Ich komme nach dem Besuch dann zu dir. Zu zweit finden wir ihn besser." erklärte er und noch bevor Armand mit ihm überhaupt einen Treffpunkt ausmachen konnte, verschwand Sergej bereits müde in seinem Zimmer. Er war zwar nicht wie Armand die ganze Nacht durch geritten, aber seine Nacht hatte ihn auch Kraft gekostet, wie er grinsend feststellte. Mit erotischen Gedanken an seine Miriam schlief er sofort ein, während Armand noch immer im Wohnzimmer wütende Kreise zog.

1 Kommentar:

  1. Gut, dass der Tag Armand zwingt sich für ein wenig zurück zu nehmen. Seine kopflose Wut würde ihn vermutlich nur Fehler machen lassen.

    So und nun wird geschlafen, und dann gehts auf die Jagd - George ist mit Sicherheit noch nicht wieder vollständig genesen. Da stehen die Chancen gut.

    Gut, dass Sergej schon die richtige Meinung dazu hat, was Anya angeht. Er wird es Armand schon beibringen. Und ich in schwer gespannt, wie es bei Dubres für Sergej läuft. :)

    Liebe Grüße
    Joe

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