Mittwoch, 28. September 2011

Noctambule II: Der neue Plan

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Zwar fragte er sich, wo Anya nun untergekrochen sein konnte, doch wirklich wichtig war ihm das im Augenblick nicht. Sie würde ihm wieder über den Weg laufen, zumal sie nun nicht mehr unter dem Schutz dieses Riesen Armand war. Allerdings konnte er Armand gegenüber so tun, als ob er sie hätte. Ein Plan reifte in ihm und je länger er darüber nachdachte, desto mehr gefiel er ihm.

Seine Augen glitten immer wieder suchend über die Straße. Er befand sich direkt am Hafen, wo gerade ein Schiff frisch beladen wurde, damit es bei Einsetzen der nächsten Flut auslaufen konnte. Eine Weile beobachtete er das Beladen und überlegte, ob er nicht mit einem der Schiffe ausreisen sollte.
Doch schob er seine Gedanken beiseite, als er fand, wonach er Ausschau gehalten hatte. Die Hafenstraße war um diese Uhrzeit schon lange nicht mehr so überlaufen wie am Tag und in den frühen Abendstunden. So konnte er die Eingänge der Kneipen und Hurenhäuser hier gut überblicken.
Die meisten Huren hatten ihre Quartiere nicht direkt am Hafen. Sie mussten ihre Freier dazu überreden ein Stückchen mit ihnen zu Fuß zu gehen, was die meisten Männer gerne taten, hofften sie sich doch in der frischen Luft noch einen klareren Kopf beschaffen zu können und so noch ihren Mann stehen zu können, um das, was sich bereits in ihren Köpfen abspielte, auch noch körperlich leisten zu können.
Die Frau, die am Arm eines torkelnden Seemannes gerade die Kneipe verließ, war genau das, was er suchte. Sie hatte ihre blonden, offenbar sehr langen Haare hoch gesteckt, um den schlanken Hals besser zu betonen. Ihr Kleid war mehr als freizügig, was dem Seemann wohl besonders gefallen hatte, denn auf dem Weg in eine Seitengasse bekam er kaum genug von dem Einblick, den der tiefe Ausschnitt zuließ.
Die Hure schob ihn immer wieder lachend zurück und vertröstete ihn bis zu ihrem Zimmer. Sie bemerkte den huschenden Schatten nicht, der ihnen längst folgte. Sie war zu sehr damit beschäftigt, den betrunkenen Kerl aufrecht zu halten und die Straße entlang zu lotsen.
Sie selbst hatte auch nicht gerade wenig getrunken. Der Abend war nett gewesen, sie hatte mehr als genug verdient und beschlossen, mit diesem kräftigen Kerl die Nacht in aller Ruhe ausklingen zu lassen. Ihr kreischendes Lachen war nur teilweise gekünstelt, teilweise war ihr eben einfach danach, albern zu sein.
Kurz vor ihrem Haus torkelte ihr Seemann so heftig, dass sie selbst ins Schwanken geriet. Mit rudernden Armen fand der Mann genug Gleichgewicht, um sich mit ihr zusammen an der Hauswand abzustützen und nach Atem zu ringen.
"Scheiß Rum. Der letzte war nicht mehr gut." lallte er verlegen grinsend und rülpste voller Inbrunst, was die Hure das Gesicht verziehen ließ. Eine Antwort blieb ihr aber im Halse stecken, denn aus dem Nichts tauchte hinter ihrem Kunden ein Schatten auf, der Mann wurde von ihr weggerissen und flog in hohem Bogen durch die Luft.
Der Aufprall auf der anderen Straßenseite klang so hässlich, dass sie zusammenzuckte. Solche Kräfte hatte sie noch nie erlebt und die Wucht, mit der er von ihr weg gerissen worden war, hatte sie so erschreckt, dass sie wie gelähmt in das blasse Gesicht starrte, das sich nun zu ihr herabbeugte.
"Der Kerl taugt zu gar nichts mehr. Da bin ich besser." schnurrte seine Stimme und ihre Knie wurden weich. Diese Stimme klang so seltsam, dass es nur an dem vielen Alkohol liegen konnte, denn sie bildete sich tatsächlich ein, ihn direkt in ihrem Kopf zu hören.
Sprachlos nickte sie nur und legte ihre Hand auf den angebotenen Arm, als wäre sie hypnotisiert. Willenlos ging sie mit ihm und schloss die Tür zu ihrem Zimmerchen auf, das direkt hinter der kleinen Tür lag. Das Lachen war ihr zwar vergangen, aber die gute Laune war nur einer erschreckten Faszination gewichen, der sie sich einfach nicht entziehen konnte.

1 Kommentar:

  1. Wieso geht George denn eigentlich so fest davon aus, dass Anya nicht zurückgelaufen ist zu Armand? Er scheint sich da recht sicher zu sein.

    Und nun hat er also einen neuen Plan? Was hast er denn mit der Hure vor? Will er sich mal wieder einen Kick holen, bei einer Vergewaltigung? Aber hätte er da nicht eher ein anderes Opfer wählen sollen, als eine gewohnheitsmäßige Dienstleisterin?

    Liebe Grüße
    Joe

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