Samstag, 20. August 2011

Was das Leben bereit hält

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Jurina hatte eigentlich keine Lust von der Insel zu erzählen. "Du weisst doch, wie es auf Arramoa zu geht. Frühstück, Mittag, Abend am Pool und dazwischen Training und Sex.", grinste sie. Nadja musste lachen und betrachtete nun doch wieder das Baby. "Und manchmal kommen ein paar Flüchtlinge vorbei und mischen die Sache auf.", gab sie dann schnippisch zurück. "Das war schon eine irre Aktion damals." Jurina nickte. Nadja überschlug grad ein paar Zahlen im Kopf. "Das war an Weihnachten. Wie alt ist die Kleine jetzt?"

"Sie ist jetzt 10 Wochen alt.", verkündete Jurina stolz. Nadja jonglierte noch weiter mit den Zahlen. "Dann bist du ja an Weihnachten schon schwanger gewesen.", verkündete sie ihr Rechenergebnis. "Ja. Aber da hatte ich noch gar keinen Bauch. Da war ich ja noch nicht mal in der zwölften Woche." Nadja schüttelte den Kopf. "Wenn du wüsstest, was deine Mama getrieben hat, während sie dich rumgetragen hat.", lachte sie die Kleine an. Als die Flüchtlinge im Dezember auf der Insel gewesen waren, hatten Jurina und Nadja noch regelmäßig geschrieben. Und Jurina hatte kaum ein Detail von dem, was damals passiert war, ausgelassen.

"Das braucht sie nicht zu wissen.", kicherte Jurina. Die kleine Julija lag immer noch in Nadjas Arm und schien sich dort pudelwohl zu fühlen. Sie zappelte ein wenig unkontrollliert mit den Ärmchen und prustete gelegentlich etwas Sabber auf Nadjas Klamotten. Doch das war ihr völlig egal. Dieses kleine Mädchen faszinierte sie unheimlich. "Wieso hast du dir die Spirale doch rausnehmen lassen? Damals als ich weg bin, wolltest du doch noch kein Kind haben.", fragte Nadja nun etwas ernst.

"Das ist so nicht ganz richtig. Ga'ilana und du, ihr wolltet nicht, dass ich ein Kind habe. Ich hatte eigentlich immer eins gewollt. Auch wenn mir klar war, dass ich eigentlich noch etwas zu jung dafür bin." Nadja versuchte sich an das Gespräch von damals zurück zu erinnern. Langsam dämmerte es ihr wieder. Während sie selbst sich unheimliche Sorgen gemacht hatte, sie könne schwanger sein, schien es Jurina nicht im Mindesten zu beunruhigen. Im Gegenteil, es schien sogar schon damals eine gewisse Faszination auszuüben. "Ja, und eigentlich bist du das auch immer noch.", kramte Nadja ihren belehrenden Ton von damals wieder hervor.

Jurina lachte nur amüsiert. "Aber jetzt ist es zu spät. Irgendwann als du weg warst, hab ich mir überlegt, was das Leben wohl noch für mich bereithalten wird. Und dabei bin ich drauf gekommen, dass ich wohl ein paar Kinder auf Arramoa bekommen werde und, sobald sie alt genug sind, von dort wegziehen werde." "Aber du könntest viel länger auf Arramoa bleiben, wenn du die Kinder später bekommen hättest?", mahnte Nadja. Jurina zuckte nur die Schultern. "Dann bin ich älter, wenn ich wegziehe und habe gar keine Chancen mehr einen Mann zu bekommen. Als alleinerziehende Mama, die nicht recht verraten kann oder will, wer der Vater ihres Kindes ist, hat man es sicherlich schon schwer genug jemanden kennen zu lernen."

Nadja seufzte und gab schließlich auf. "Ich sollte mich nicht einmischen. Es ist dein Leben.", gab sie zu. "Danke, Fräulein Schlauberger.", grinste Jurina nur wieder und knuffte sie liebevoll in die Seite. "Aber mir kannst du ja sagen, wer der Vater ist. Ist es von Thorsten? Weisst du es überhaupt?" Jurina lächelte sanft. "Ich wollte nicht, dass meine Tochter jemals zweifeln müsste, wer ihr Vater ist. Deshalb hab ich an dem Wochenende, als es passiert ist nur mit einem Mann geschlafen. Mit Tom."

Nadjas Augen leuchteten auf. Für sie war Tom immer noch eine ritterliche Gestalt. Sie hatte mit ihm zwar nur im Puff geschlafen, doch schon dort war er zuvorkommend und zärtlich gewesen. Und was er für sie getan hatte, würde sie ihm niemals vergessen. Fast schämte sie sich in diesem Augenblick ein wenig und so nahm sie sich vor, die Nummer von Tom herauszufinden und ihn anzurufen, um sich noch einmal zu bedanken. Nadja lächelte die Kleine an und strich ihr sacht über die winzige Nase. "Wenn du wüsstest, was dein Papa für einen Job hat."

2 Kommentare:

  1. Ja genau. Und wenn die Kleine wüsste, wieviele Halbgeschwister wohl auf der Insel herumlaufen :D

    So, wie Jurina drauf ist, wird ihre Tochter wohl eine Freidenkerin. Das ist ja auch nicht schwer, wenn man auf Arramoa aufwächst. Später wird Jurina also mehrere Kinder haben, alle von verschiedenen Vätern und alles Mädchen. Dabei haben wir weltweit doch eh schon einen Frauenüberschuss.
    Ach egal..

    Ich denke nicht, dass man auf Arramoa zu jung sein kann, um Mutter zu werden. Sie werden versorgt und medizinisch betreut und haben ein wunderschönes Zuhause. Ob Nadja nicht doch manchmal Sehnsucht hat Arramoa und der Zeit dort hat? Zumindest Tom anzurufen ist eine gute Idee. Auch wenn er sicherlich gut bezahlt wird für seinen Job, dürfte er sich mächtig über ein ehrliches "Danke" freuen.

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  2. cool :) Tom ist Papa :) Den mochte ich irgendwie von Anfang an :) C.H.

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