Freitag, 19. August 2011

Sie heisst Julija

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Seit Nadja nach Seattle gezogen war, war der Kontakt mit den Freundinnen auf der Insel etwas müde geworden. Natürlich hatte man sich beim Abschied versprochen, man werde ständig, mindestens wöchentlich, Emails schreiben oder Briefe und Pakete verschicken. Aber sowohl auf der Insel, als auch in Seattle hatte der gute Vorsatz nicht lange gehalten. In den ersten zwei Monaten, wo Nadja noch im Wesentlichen zu Hause war, hatte sie tatsächlich viel geschrieben. Aber kaum, dass bei ihr die Schule losging, war das Engangement erheblich eingeschlafen.

Auch Ga'ilana und Jurina auf der Insel ging es allerdings nicht anders. Die Insel war eine abgeschlossene Welt und was abseits von dort passierte, hatte wenig Einfluss auf das Leben dort. So kam es, dass auch von dieser Seite die Emails irgendwann seltener wurden. So ganz eingeschlafen war der Kontakt allerdings nie. Es gab immer noch ein paar geschriebene Zeilen, welche alle paar Tage oder auch nur Wochen ausgetauscht wurden. Allerding schrieb Nadja mehr mit Ga'ilana denn mit Jurina. Die letzte Mail von Jurina war sicherlich schon fast vier Monate her und über die Schwangerschaft hatte sie niemals ein Wort verloren. Nadja war auf der Insel immer gegen eine frühe Schwangerschaft gewesen. Und irgendwie hatte Jurina sie damit nicht provozieren wollen.

Nadja riss die Tür zum Salon heftig auf. Die Klinke entglitt ihr und die Türe schlug herum und donnerte gegen die Wand. Nadja stürmte auf ihre Freundin zu, als ein langgezogener Babyschrei die Szene unterbrach. "Was ist das?" Nadja stocke und starrte entgeistert auf ihre Freundin. "Du hast sie erschreckt.", lächelte Jurina sanft und beugte sich über die Babyschale und flüsterte einige beruhigende Worte und strich dem kleinen Mädchen über die Wange und die Nase.

Es dauerte einige Augenblicke, bis Nadja die offensichtlichen Puzzleteile in ihrem Kopf zusammengesetzt hatte. "Du hast ein Baby.", verkündete sie dann. Das Geschrei aus der Babyschale war wieder verstummt und Jurina richtete sich wieder auf. "Immer noch so clever wie damals.", lachte sie, "Lass dich doch erstmal begrüßen." Jurina ging auf Nadja zu und schloss sie fest in den Arm. "Schön, dass du da bist.", meinte Nadja dann ehrlich, schielte aber schon wieder zur Babyschale. "Vielleicht sollte ich eher sagen, schön, dass ihr da seid." "Ich finde es auch toll, dich wieder zu sehen. Du wohnst ja ganz schön nobel jetzt."

Die beiden ließen sich schließlich auf dem Sofa nieder und Nadja starrte unentwegt auf das kleine Bündel vor sich. Auf Arramoa waren Babys und Kinder nichts außergewöhnliches gewesen. Aber hier in Seattle hatte sie eigentlich noch keines so recht aus der Nähe gesehen. "Sie ist wunderschön.", flüsterte Nadja und starrte in das kleine Babygesichtchen, dass sie mit offenen Augen anlächelte. "Sie heisst Julija.", erklärte Jurina sanft und hob den kleinen Körper aus der Schale und legte sie Nadja in den Arm. Von oben herunter starrte Nadja die kleine immer noch verträumt an. "Du hast gar nicht gesagt, dass du schwanger bist.", meinte sie vespielt vorwurfsvoll.

"Ich wusste, du hättest mir Vorwürfe gemacht deswegen." Nadja reagierte nicht auf diese Provokation sondern lächelte nur sanft und gab der Kleinen einen sanften Kuss auf die Stirn, was diese mit einem fröhlichen Quietschen quittierte. "Du musst aufpassen, sie ist überall kitzelig.", lachte Jurina. "Genau wie du.", grinste Nadja nur zurück. "Und sie ist wunderschön." Nadja hätte das Baby ewig betrachten können. Aber endlich besann sie sich. "Aber jetzt erzähl mal, was ist dir so passiert? Was hast du alles erlebt? Wir haben uns über ein Jahr nicht gesehen und seit Monaten nicht geschrieben."

1 Kommentar:

  1. Ja genau, erzähl mal!
    Und ich will auch wissen, welche Gedanken gerade in Nadjas Kopf kreisen, wenn sie das Baby auf dem Arm hat. Sind nicht die meisten Mädchen in dem Alter total verzückt und wollen unbedingt auch eins?
    Jurina scheint deutlich reifer geworden zu sein. Immer wieder erstaunlich, was ein Kind ausmacht. Jetzt bin ich natürlich auch auf Joes Heimkehr gespannt und auf seine Reaktion.

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