Dienstag, 23. August 2011

Noctambule II - Einfach verhungern?

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

George rollte zur Seite und stieß Anya mit einem groben Schubs aus dem Bett, sodass sie unsanft auf dem Boden aufprallte. Zufrieden seufzend streckte er sich aus, schloss seine Hose und verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf, während Anya ihr Nachthemd hastig herunterzog und wieder in ihre Ecke krabbelte.
George bedachte sie mit amüsiertem Grinsen und war mit sich zufrieden. Anyas schöne, lange Haare wirkten strohig und waren völlig zerzaust, was auch ihre Hände nicht änderten, die immer wieder darüber strichen und versuchten, sie zu glätten.


"Du könntest dich ruhig ein bisschen beteiligen und nicht nur still halten." maulte er und begann im Liegen sein Hemd zuzuknöpfen. "Du könntest dich zur Abwechslung einmal wehren oder ein paar neue Ideen einbringen. Was hat den Armand so alles mit dir gemacht?" fragte er scheinbar interessiert.
Anya zuckte jedes Mal zusammen, wenn er diesen Namen erwähnte. Sie hob den Blick vorwurfsvoll, schwieg aber und versuchte immer noch ihre Haare wieder zu ordnen.
George wartete nicht lange auf ihre Antwort, sondern schwang die Beine aus dem Bett und erhob sich, um sich fertig anzuziehen. Anya beobachtete ihn mit einem leichten Hoffnungsschimmer in den Augen, was ihn amüsierte.
"Du scheinst dich zu freuen, dass ich gehe? Oder denkst du, ich nehme dich mit?" fragte er, während er ein frisches Halstuch aus dem Schrank wählte und kunstvoll um seinen Hals schlang. Dann beugte er sich vor dem Spiegel, um seine Haare zu bürsten und schließlich zu pudern, nachdem er seinen Zopf ordentlich zusammengebunden hatte. Noch immer antwortete Anya nicht. Sie zog stumm die Beine an ihren Körper und umschlang sie, während sie ihn beobachtete.
Es kümmerte ihn überhaupt nicht, ob sie antwortete oder nicht. Er wusste genau, dass jedes seiner Worte von ihr gehört wurde und wenn er wollte, konnte er stundenlang so reden und sich an dem Wissen freuen, dass seine stichelnden Worte ihr weh taten.
"Ich könnte wetten, dein Armand ist ein ganz Sanfter, was? Groß und stark tun, aber im Bett ein Weichei!" Er lachte selbstzufrieden und schüttelte seine Spitzen zurecht. Wer ihm nun begegnen würde, käme niemals auf die Idee, dass George in einem schäbigen, heruntergekommen Haus lebte und seine Kleidung von einer Wäscherin richten ließ. Als ob er den flammenden Blick seiner Gefangenen spüren konnte, sah er nun auf und lächelte sie sanft an.
"Steh auf!" forderte er ruhig. Anyas Blick flackerte unruhig, aber sie gehorchte und erhob sich.
"Zieh den Fetzen da aus." verlangte George nun. Er weidete sich an ihrer Verlegenheit und genoss es, wie sie die Augen niederschlug und zögerte. Geduldig verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete. Langsam folgte Anya der Aufforderung und raffte ihr Hemd zusammen, um es über den Kopf zu ziehen. Ihr zierlicher Körper war makellos. Die helle Haut glänzte samtig, natürlich nur an den Stellen, an denen nicht der Schmutz des Bodens haftete. Georges Blick wanderte genüsslich über ihre vollen Brüste zu dem flachen Bauch und blieb an den Schenkeln hängen, die noch immer seine Spuren zeigten. Sein Lächeln wurde breiter und ließ sein Gebiss aufblitzen, das inzwischen komplett nachgewachsen war.
"Man müsste dich so auf die Straße treiben und Wetten abschließen, wie viele Männer dich haben wollen." überlegte er. Anya hielt das Wäschebündel in ihren Händen und zog es bei seinen Worten verlegen vor sich. Ihr langer Blick, den sie ihm zuwarf, barg eine Mischung aus Scham, Verzweiflung und Hass, was George nur ein breites Grinsen entlockte.
"Hast du Hunger?" fragte er nun. Zum ersten Mal seit Stunden sprach Anya wieder.
"Ja. Großen Hunger." George setzte sich in Bewegung und näherte sich ihr, was in Anya den Drang zu einer Rückwärtsbewegung auslöste. Aber sie bog sich nur leicht zurück, blieb aber stehen. George berührte sie nicht weiter, sondern nahm ihr nur das Nachthemd ab. Seine Hoffnung, dass sie nun voller Scham versuchen würde, ihre Blößen zu bedecken, wurde enttäuscht, denn sie ließ ihre Arme einfach herunter hängen. Unwillig musterte er das Halsband, das sie noch immer trug und sich weigerte abzunehmen. Es würde spätestens bei seiner Rückkehr fallen. Es gehörte nicht hierher und würde ihr das letzte nehmen, was sie an Armand erinnerte. George gefiel dieser Gedanke.

"Ich habe keine Lust, dich heute Nacht mitzunehmen. Morgen darfst du mich begleiten. Oder ich bringe dir jemanden mit." erklärte er nun und griff nach ihrem Umhang, der ihm im Bett als Unterlage gedient hatte. "Das hier nehme ich mal an mich. Du wirst wohl schlecht nackt auf die Straße gehen wollen?" Sein anzügliches Grinsen verpuffte an der fehlenden Reaktion Anyas, die ihn nur mit ihren Augen bei seinen Bewegungen verfolgte.
"Falls doch, so sei dir sicher, dass ich dich finden werde. Du gehörst nun mir. Du trägst meinen Balg." erklärte er ihr. "Hast du verstanden?" Anyas Blick war lang und vorwurfsvoll. Aber sie nickte langsam.
"Ich will mich waschen." erklärte sie leise. George wies mit dem Kinn in die Richtung des Nebenraumes.
"Da drüben. Sieh zu, dass du sauber bist, wenn ich zurückkomme, Schlampe." meinte er. Mit wissendem Grinsen verstaute er ihre Sachen in seinem Kleiderschrank, schloss ihn ab und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche. Dann nickte er ihr zu und verließ das Zimmer.
Anya rührte sich nicht, bis sie die Haustüre hörte und selbst danach lauschte sie noch angestrengt auf seine Geräusche. Erst als sie sicher war, alleine zu sein, sackte sie in sich zusammen und sank auf die Bettkante. Ihr tiefer Seufzer drückte den ganzen Kummer aus, der sie bedrückte.
Wieder einmal legte sie ihre Hand flach auf ihren Bauch. Doch noch immer spürte sie nichts und hatte leise Zweifel, ob die alte Hebamme wirklich Recht behalten würde. Lange saß sie dort auf der Bettkante und starrte gedankenverloren vor sich ins Leere. Der Hunger nagte an ihr und begann, ein unangenehmes Schwächegefühl in ihr zu verbreiten. Ihr Jagddrang war nur mühsam zu bremsen und lediglich die Tatsache, dass sie keinerlei Kleidung besaß, hinderte sie daran, auszubrechen.
Hier in der Stadt würde sie einen mehr als fragwürdigen Anblick bieten, wenn sie nur das Bettlaken um sich schlingen würde. Zumal sie nichts hatte, um das Laken richtig zu befestigen und so immer eine Hand brauchen würde, um es festzuhalten. Ihr Blick lag auf dem Kleiderschrank. Sie könnte versuchen, den Schrank aufzubrechen. Das dürfte nicht weiter schwer sein. Normalerweise. Nun aber machte der Hunger sie schwach, müde und löste Schwindel aus. Sie hatte zu lange mit der Jagd gewartet.
Kurz streifte sie der Gedanke, dass sie einfach die Jagd verweigern könnte. Sie war sehr schlank und hatte nicht allzu viel zuzusetzen. Vielleicht würde sie ja schnell genug verhungern? Nein, das konnte sie nicht. Sie fand kein Recht, ihr Kind sterben zu lassen, weil sie dem Leben nichts mehr abgewinnen konnte. Sie musste erst jagen und dann konnte sie aktiv werden. Es würde bei ihrem ursprünglichen Plan bleiben. Resigniert seufzend erhob sie sich und wechselte das Zimmer, um sich endlich die widerlichen Spuren vom Leib zu waschen.

1 Kommentar:

  1. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Anya nackt durch die Gegend rennt. Allerdings das erste Mal, dass es mitten in der Stadt passierte. Wobei nachts, das Risiko ja kaum so gigantisch sein kann. Und sie kann sich doch schließlich wirklich schnell bewegen. Weiterhin kann sie dem erstbesten Passanten die Klamotten klauen. Also ich glaube nun nicht, dass sie das wirklich aufhält, sobald sie nach einer tüchtigen Mahlzeit wieder zu Kräften gekommen ist.

    Aber George scheint es zu glauben. Und irgendwie hat Anya scheinbar auch noch Skrupel hinauszugehen. Fragt sich, wie sich diese Skrupel entwickeln, wenn er ihr das Halsband wegnehmen möchte. Ich bin wirklich gespannt, ob Anya es aufgibt, oder darum kämpft.

    Jedenfalls wird George sicherlich lernen, dass Unterdrückung kein haltbarer Dauerzustand ist.

    Liebe Grüße
    Joe

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