Donnerstag, 7. Juli 2011

Noctambule II: Die Feuersbrunst

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Die Ereignisse überstürzten sich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte die geöffnete Tür zu einer explosionsartigen Feuerbrunst geführt. Ein Eindringen durch die Tür war unmöglich geworden, denn die Flammen schlugen fauchend bis an die Decke und die Hitze war so enorm angestiegen, dass Möbel in Brand gerieten ohne direkt mit den Flammen in Berührung gekommen zu sein.


Dunkle, giftige Rauchwolken waberten durch den Raum und der erneute Sturz hatte Armand womöglich sogar das Leben gerettet, denn am Boden war wenigstens noch etwas Luft zum Atmen. Dennoch war die Hitze kaum zu ertragen und der Schmerz in seinem Bein raubte Armand beinahe die Sinne. Mit dem gesunden Bein trat er kräftig gegen den Arm seines Widersachers, der ihn zu Boden gerissen hatte.
Batiste brüllte und ließ Armands Bein wieder los, um sofort mit der anderen Hand wieder nachzugreifen. Dabei robbte er vorwärts, um so besser Armand erreichen zu können, während dieser versuchte, auf Abstand zu kommen.
Herunterfallende Fetzen der Stofftapete und Vorhänge versengten bei Beiden die Haut und Kleidung. Armands Blick ging immer wieder zum Fenster, aus dem nun Rauch und Flammen schlugen. Es würde kaum möglich sein, ohne üble Verbrennungen hindurch zu kommen und er hatte noch keine Ahnung, wie er springen sollte.
An solche Pläne war dank Batiste überhaupt nicht zu denken. Er hatte das verletzte Bein Armands erneut erwischt und begann, den Fuß so zu verdrehen, dass Armand vor Schmerz fast blind wurde. Gleichzeitig bemühte er sich, das gesunde Bein mit aller Kraft am Treten zu hindern. Armand richtete sich mühsam auf und erkannte, dass Batiste sich gerade mit gefletschten Zähnen über sein gesundes Bein warf.
Panik kam in ihm auf. Wenn Batiste es gelang, seine Beinmuskeln zu zerfetzen würde er lebendig in diesem Haus verbrennen. Die Panik verlieh ihm neue Kräfte. Obwohl er sich dabei die Hand verbrannte, griff er nach einer brennenden Vorhangstange und schlug mit aller Kraft das glühende Holz auf den Schädel seines Feindes. Funken stoben auf, das Holz brach, aber die Haare von Batiste fingen Feuer.
Brüllend schlug sich Batiste immer wieder mit den Händen gegen den Kopf um die Flammen zu ersticken. Armand nutzte den Moment und schlug mit aller Kraft nach. Die Stange brach erneut, aber das letzte Stück Holz, das noch nicht brannte, war nun so zersplittert, dass es zu einer Stichwaffe geworden war. Armand zögerte nicht.
Mit aller Kraft trieb er die Stange in Batistes Hals, zog sie zurück, robbte näher und erwischte nun endlich den Oberkörper in Herznähe.
Batiste röchelte und stierte Armand ungläubig an. Dann übermannten ihn die Schmerzen. Sein Tod war qualvoll, während er in Flammen aufging. Das Feuer würde von Batiste nicht einmal Knochen übrig lassen, das wusste Armand. Vampire brannten wie Zunder, wenn sie über keine eigenen Heilkräfte mehr verfügten.
Aber er hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Er musste aus diesem Hexenkessel hinaus. Hektisch robbte er zu dem umgefallenen Tisch, riss die brennende Tischdecke herunter und kippte ihn so, dass die Tischplatte senkrecht stand. Die bestrichene Holzoberfläche begann bereits Blasen aufzuwerfen und sich zu schwärzen. Hustend hielt sich Armand an der Plattenrückseite fest, um mühsam auf das gesunde Knie zu kommen.
Er entdeckte den heruntergefallenen Wasserkrug aus Steingut, der Gott sei Dank nicht zersprungen war. Ohne nachzudenken goss er sich das restliche Wasser, das noch im Krug schwappte, über den Kopf und zog sein leicht feuchtes Halstuch vor Mund und Nase. Er hielt den Tisch wie ein Schutzschild vor sich, stützte sich gleichzeitig daran ab und begann mit nachschleifendem Bein zum Fenster zu rutschen. Der Tisch erwies sich als guter Schutz, auch wenn die Platte und auch die Tischbeine schließlich zu brennen begannen.

Endlich hatte er das Fenster erreicht und holte geduckt noch einmal tief Luft. Stöhnend vor Schmerz zog er sich auf sein gesundes Bein, stützte sich am Fenstersims ab und ließ sich einfach nach draußen fallen, blind von dem schwarzen Rauch und verfolgt von wütenden Flammen, die nach Luft hungerten.
Armand schaffte es, sich noch rechtzeitig vor dem Aufprall so zu drehen, dass er seitlich fiel. Er hatte Glück, denn nicht weit entfernt stand eine Kutsche, die die Sicht auf das Fenster von der Straße aus verdeckt hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht unterdrückte er den Schmerzschrei und blieb benommen liegen, um erst einmal zu Atem zu kommen und dann herauszufinden, was hier draußen eigentlich los war.
Vor dem Haus herrschte Chaos. Schreie und Befehle vermischten sich zu einem unerträglichen Stimmengewirr. Das Feuer hatte sich offenbar massiv ausgebreitet. Das Haus ächzte und knackte, Glas zersplitterte von der Hitze, während eine Menschenkette versuchte mit Wassereimern das Feuer in Schach zu halten bis die Feuerknechte eintreffen würde.

Menschen rannten durcheinander und störten dabei die Löschkette, Kutschen kamen nicht weiter und blockierten die Straßen, was der Löschmannschaft das Weiterkommen erschwerte.
Armand hatte keine Zeit, sich weiter umzusehen. Die Gefahr entdeckt und von wohlmeinenden Helfern versorgt zu werden war einfach zu groß.
Er biss die Zähne zusammen und rollte blitzschnell unter die Kutsche, die neben ihm stand. Einfach war das nicht gerade, denn er musste sich zwischen den Wagenrädern hindurch zwängen und das möglichst rechtzeitig, bevor jemand ein- oder ausstieg.

1 Kommentar:

  1. Da hatte dieser Schläger also tatsächlich Ahnung, wie man jemand Schmerz bereitet. Und beinahe wäre er erfolgreich gewesen. Aber: JETZT ist Batiste also tot. Und das würdig mit dem Holzpflock im Herzen. Ach wie herrlich klassisch.

    Das Haus brennt lichterloh und die Feuerwehr ist noch nicht erfunden. Man wird wohl mit Eimern löschen wollen? Und ich bin recht sicher, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Nun heisst es: Rette sich, wer kann!

    Armand scheint wirklich Glück im Unglück zu haben. Die Kutsche bietet ihm Deckung. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht allzu bald weggefahren wird und er dort noch wenigstens so weit zu Kräften kommen kann, dass er sich, wenn wohl auch noch eine Weile humpelnd, bewegen kann.

    Aber ich befürchte, dass man das Gefährt allzu bald in Sicherheit bringen wird und dann liegt Armand offen auf der Straße. Hier wäre auch mal ein Plan B erforderlich.

    Liebe Grüße
    Joe

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