Freitag, 15. Juli 2011

Geblufft?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Ungeduldig wartete Nadja eine Weile vor der Türe. Dann entschloss sie sich doch hineinzugehen. Sacht öffnete sie die Türe und schob von hinten ihre Hand vorsichtig über seine Schulter um ihn möglichst nicht zu erschrecken. "Ist die halbe Stunde schon rum?", fragte er irritiert und nahm seinen Kopfhörer herunter. "Noch nicht.", gab Nadja ehrlich zu und klang dabei etwas bedrückt. "Ich hatte Sehnsucht nach dir.", fügte sie dann gleich an.

Die leicht grimmige Miene verschwand sofort von Joes Gesicht und es bekam einen gütigen Ausdruck. Sacht zog er sie auf seinen Schoß und schlang die Arme um ihren Körper. "Alles in Ordnung, Süße?", wollte er dann wissen und drückte ihr einen sachten Kuss auf die Lippen. Nadja nickte. "Wieso benutzt du eigentlich nicht KDE?", hakte sie dann nach und wunderte sich über sich selber. Mary hatte ihr gesagt KDE sei die beste Oberfläche für Linux. Aber noch mehr als Nadja wunderte sich Joe. "Ähm...", stammelte er, "KDE ist für meine Entwicklungsumgebung nicht so passend."

Nadja streckte sich und musste grinsen. Sie hatte also tatsächlich recht gehabt. Es war nicht KDE, was sie da auf dem Monitor sah. "Aber unter KDE gibt es doch KDevelop.", erklärte sie und kicherte albern. Joe sah sie jetzt ziemlich fassungslos an. "Aber KDevelop bietet mir nicht die Programmiersprachen, die ich brauche." Joe sah sie völlig perplex an. "Was weißt du über Linux und Entwicklungsumgebungen?" bohrte er jetzt und schüttelte immer noch unwillkürlich den Kopf. Nadja fühlte sich unglaublich gut. Sie hatte ihn überrascht. Kurz war sie versucht ihre Quelle preis zu geben. Aber dann entschied sie sich dagegen. "Dann mach du mal weiter mit deiner komischen Umgebung da. Hauptsache du benutzt kein Windows.", kicherte sie und rutschte von ihm herunter. "Ich warte unten auf dich."

In der Türe drehte sie sich noch einmal um. "10 Minuten?", verlangte sie mit erstarktem Selbstbewusstsein. Joe konnte nur noch nicken, als er ihr immer noch verwirrt hinterher sah. Woher wusste Nadja etwas über Linux. Er hatte ihr damals, als sie eingezogen war, extra den Laptop mit Windows installiert, damit sie es so einfach wie möglich hätte. Und nun redete sie über Softwareentwicklung und Linuxoberflächen. Hatte sie nur etwas auswendig gelernt und geblufft oder hatte sie sich tatsächlich damit auseinander gesetzt?

Nadja streckte sich auf dem Sofa aus und knabberte schon mal an dem frischen Popcorn, welches Geoffrey bereitgestellt hatte. Diese Aktion gerade war jede Stunde mit Mary wert gewesen. Das musste sie ihr unbedingt morgen erzählen. Nur hoffte sie, dass Joe jetzt am Abend nicht noch mehr fragen stellte und darauf kam, dass sie nicht viel mehr als das wusste, was sie gerade offenbart hatte. Aber immerhin hatte sie jetzt gesehen, dass er eben nicht KDE verwendete. Sie würde Mary die Oberfläche beschreiben damit sie auf dem eigenen Laptop die Gleiche installieren konnte. Dann würde sie ihn noch öfter überraschen.

Hatte sie sich vorhin noch Sorgen gemacht, Gretchen könnte im schlimmsten Fall sogar eine Chance bei Joe haben, war sie nun sicher, dass das nicht passieren konnte. Sie hatte ihn selten so verblüfft gesehen und das hatte wirklich gut getan. Sie hatten endlich auch bei seiner Arbeit einen gemeinsamen Nenner. Für den Rest des Abends musste sie sich nur in charmantes Schweigen hüllen, dann würde auch nicht rauskommen, wo sie ihr Spezialwissen her hatte.

1 Kommentar:

  1. Dabei könnte sie ihm eigentlich ruhig sagen, woher sie ihr Wissen hat und warum. Das würde ihn freuen und stolz machen.
    Aber ich kann auch verstehen, dass sie das noch ein bisschen für sich behalten will. Schließlich ist ihr "Lehrgang" ja noch nicht abgeschlossen.

    Was bekommt Mary eigentlich dafür? Reicht die Genugtuung aus, Nadja etwas beigebracht zu haben? Reicht sie eventuelle auch aus, um zu verzeihen, dass Gretchen von Nadja eingeweiht wurde?

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