Freitag, 10. Juni 2011

Noctambule II: Die Prügelei

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Armand raste. Seine Fäuste hagelten auf den stöhnenden Freund ein, der mehr und mehr zusammensank, sich aber kaum wehrte. Als Sergejs auf die Knie ging, hörte er endlich auf und trat atemlos einen Schritt zurück. Er beobachtete, wie Sergej nach Luft rang und fluchend sein eigenes Blut ausspuckte. Mühsam richtete er sich wieder auf.
"Jetzt reicht's aber! Ich will wissen, was das soll!" krächzte Sergej und sah aus dem Augenwinkel, wie Armand erneut ausholte. Sergejs Gegenangriff kam überraschend. Er blockte Armands Schlag ab und verpasste ihm einen mächtigen Schlag an die Schläfe.


Als Armand zurücktaumelte, hechtete er hinterher. Beide krachten gegen einen kleinen Tisch, der splitternd nachgab. Armand stürzte rücklings in die knirschenden Holzreste. Der Körper seines Freundes drückte ihn zu Boden, aber als Sergej etwas Abstand suchte, um nun selbst auf Armand einzuschlagen, nutzte er die Lücke, zog die Beine an und warf Sergej zurück.
Mit den Armen rudernd versuchte Sergej nicht zu fallen und riss dabei einen Vorhang herunter. Der Vorhang nahm gleich noch einen Kerzenhalter mit. Glas splitterte, als der Kerzenhalter durch den Raum flog und die Weinkaraffe zertrümmerte.
Armand kam auf die Beine und schnappte sich ein zersplittertes Tischbein. Drohend kam er auf Sergej zu, der nun abwehrend die Hände hob.
"Hör auf! Verdammt, was ist denn in dich gefahren!?" fauchte er seinen Freund an. Armand zögerte. Noch immer kochte die Wut in ihm und seine Augen glühten fast. Aber Sergejs Verblüffung verwirrte ihn. Er schien nicht die leiseste Ahnung zu haben, worum es überhaupt ging.
"Leg das Ding hin! Sag mir erst, warum du mich verprügeln willst!" Sergej versuchte ein Grinsen, was aber eher eine schmerzliche Grimasse wurde, denn seine linke Wange begann anzuschwellen. "Wir haben uns noch nie geprügelt! Wenn schon, dann will ich wissen, warum!" verlangte er noch einmal und wich noch einen Schritt zurück.
"Denk doch mal nach! Du nennst dich also Freund, ja? Jetzt ist mir alles klar!" zischte Armand, den Prügel in seiner Hand drohend erhoben. Sergej runzelte die Stirn.
"Was?"
"Ohja. Du hast Anya nicht einfach so das Leben gerettet, nicht wahr? Hast du sie missbraucht? Oder hattet ihr ein paar geile Nächte miteinander?" fuhr Armand ihn an. Sergej ließ sprachlos die Hände sinken und starrte Armand mit geweiteten Augen an.
"Hast du den Verstand verloren?" vergewisserte er sich schließlich. Armand machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und befand sich jetzt in gefährlicher Nähe. Ein Schlag und er hätte Sergejs Kopf gespalten. Aber Sergej war viel zu fassungslos, um abwehrend die Hände vor den Kopf zu halten.
"Du vergewaltigst nicht gern oder? Sie muss viel Spaß mit dir gehabt haben, was?" knurrte Armand. Sergejs Reaktion machte ihn wieder unsicher. Der erste Zorn war verraucht und er begann wieder klarer zu denken.
Sergej legte den Kopf schief, blinzelte und schien nicht zu verstehen, was er da hörte.
"Wovon redest du? Was hat sie dir gesagt?"
"Dass sie schwanger ist." Armand ließ seinen Knüppel sinken und schnaufte durch, Sergej noch immer mehr als misstrauisch betrachtend. "Naja, nicht ganz. Sie sagte, dass sie es nicht sicher weiß. Aber sie vermutet es." korrigierte er sich, weil er nicht ungerecht sein wollte. In Sergej tauchte kurz ein Lächeln auf, das aber sofort wieder erlosch, weil ihm die Tragweite dieser Nachricht bewusst wurde. Er breitete verständnislos die Arme aus.
"Verrätst du mir bitte auch, warum du mir dann die Zähne ausschlagen willst?" Armand zögerte. Sergej wirkte tatsächlich ehrlich. Er senkte den Kopf noch ein Stückchen weiter und stieß ein weiteres Knurren aus.
"Willst du mir weis machen, dass du nichts damit zu tun hast?" Seine Stimme war sehr leise geworden, doch schwang in ihr ein so tief drohender Klang mit, dass Sergej endlich verstand. Fassungslos ließ er die ausgebreiteten Arme herunterfallen und gaffte seinen Freund sekundenlang an.
"Ich?!" Mehr brachte er nicht heraus. Stattdessen stierte er Armand mit ungläubigem Blick an, was Armand stärker beruhigte als jedes Wort hätte erreichen können. Eine lange Zeit herrschte tiefste Stille in dem zertrümmerten Raum.
Mitten in diese Stille platzte Maurice, der kurz anklopfte, aber sofort herein stürmte, einen Schürhaken in der Hand.

1 Kommentar:

  1. Die zertrümmern ja tatsächlich das halbe Haus. Das Vampire sich immer so unbeherrscht zeigen müssen.

    Aber Sergej legt wirklich eine stoische Gelassenheit an den Tag. Da merkt man, wie blind rasend Armand war und wie ruhig Sergej bleiben kann. Wenn die Folgen einer Prügelei nicht Tage oder gar Wochen dauern, sondern nur Stunden oder sogar nur Minuten, nimmt man das eben auch leichter hin.

    Und der treue Maurice wird den Streit jetzt hoffentlich komplette beenden.

    Übrigens glaube ich nach wie vor richtig zu liegen. Sergej hatte nichts mit Anya.

    Gruß
    Joe

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.