Freitag, 27. Mai 2011

Noctambule II: Pläne schmieden

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Sergej lümmelte in dem Sessel, die Beine weit von sich gestreckt und hielt das Glas mit dem blutroten Wein gegen den Feuerschein des Kamins. Mit dem versunkenen Blick des Genießers schwenkte er den Wein und beobachtete, wie die Flüssigkeit sich träge am Rand des Glases wieder nach unten zog.
"Wir sollten tatsächlich über einen Umzug nachdenken." meinte er und schnupperte am Wein, während er träge den Blick zu seinem Freund hob.

Armand saß ihm gegenüber, ähnlich zufrieden und lässig. Seine Finger spielten mit einer blonden Strähne von Anyas Haaren, die neben ihm auf dem Sofa kauerte und Sergej interessiert musterte.
"Es sieht wohl so aus. Mein Haus werde ich vergessen müssen, was mich kolossal ärgert. Vielleicht kann ich es noch über einen Strohmann verkaufen lassen." überlegte er und warf Anya einen kurzen Blick zu.
"Aber wohin wollen wir? Und wie machen wir das? Wo bekommen wir eine neue Unterkunft her? Wir können nicht tagsüber reisen. Wir müssten Maurice vorschicken." Anya lehnte sich an Armand. Ihr war egal, wohin sie ziehen würden. Armand lächelte leicht und zupfte an ihrer Strähne.
"Das ist richtig. Wir brauchen Maurice dringend. Mir schwebt ein abgelegenes Haus vor, irgendwo in der Nähe einer Stadt, aber weit genug weg, um niemandem aufzufallen. Ich bin es müde, in Städten zu leben. Wir sollten ihn zu uns bitten und mit ihm einiges besprechen." Sergej trank einen kleinen Schluck Wein und ließ ihn genussvoll auf der Zunge zergehen.
"Nichts überstürzen. Noch haben wir hervorragenden Wein im Keller." meinte er grinsend und streckte sich. "Was ist mit George? Soll der hier in Marseille weiter sein Unwesen treiben oder sorgen wir endlich ein für alle Mal für Frieden?" In seinen Augen leuchtete es kurz teuflisch auf. Anya schauderte. Sie würde den Namen am liebsten nie wieder hören. Als hätte Armand ihr Schaudern gespürt legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie eng an sich heran.
"Nun, wir sind zu dritt. Wir sollten es doch wohl schaffen, George endlich einmal klar zu machen, dass er uns stört." Sergej nickte zustimmend.
"Tja, gute Idee. Wir müssen uns einen Plan zurecht legen und das möglichst, bevor er sich wieder irgendwelche Verbündeten holt." Armand machte eine wegwerfende Geste.
"Für seinen letzten Plan hat er Jahre gebraucht." Anya drehte den Kopf und blickte zu Armand auf. Ihr wurde wieder einmal bewusst, dass Jahre keine Rolle mehr spielten und noch immer konnte sie mit diesem Gedanken nicht viel anfangen.
"Es wäre schön, nicht immer auf der Flucht vor ihm zu sein." raunte sie leise. Armand senkte den Blick zu ihr und lächelte ermutigend.
"Man gewöhnt sich an vieles, Kleines." Anya vergaß, dass sie gerade nicht alleine waren. Wenn Armand seine schwarzen Augen auf sie richtete, verlor sie sich darin. Sie hielt unbewusst den Atem an und ihr Blick wurde träumerisch. Sergejs Räuspern riss beide aus ihrer Versunkenheit.
"Wie auch immer, ich habe noch ein Rendezvous. Wir können später darüber nachdenken. Außerdem finde ich, dass Anya unbedingt lernen muss, sich effektiv zu verteidigen. Das übernehme ich gerne. Aber nicht mehr heute." meinte er und trank sein Glas aus. Ein kurzer Blick zu den Vorhängen genügte ihm, um zu erkennen, dass kein trübes Tageslicht mehr am Himmel war. Er erhob sich voller Tatendrang und grinste über Anyas plötzliche Neugierde.
"Ein richtiges Rendezvous?" wollte sie wissen. Sergejs Grinsen wurde breiter.
"Ach, es ist ein wirklich süßes Mädchen. Ich werde ihr einen Besuch abstatten." erklärte er. Anya lachte leise. Das Wort "Süß" hatte inzwischen eine neue Bedeutung gewonnen. Sie wusste nicht genau, ob Sergej das Mädchen nun wirklich mochte oder ob er es vorzog, sie in einer ständigen Angst zu halten, um sich immer wieder mal an ihrem von Adrenalin versüßtem Blut zu sättigen. Sie beschloss, dass es nur die letzte Variante sein konnte, denn bisher hatte sie Sergej noch nicht wirklich verliebt wahrgenommen und von Armand wusste sie ja um das Problem einer Beziehung zwischen Vampir und Mensch.
"Einen letzten?" fragte sie, um sich zu vergewissern. Armand drückte mahnend ihre Schulter, aber Sergej lachte leise auf.
"Ich hoffe nicht!" Mit einer übertriebenen Verbeugung verließ er den Raum und ließ die beiden alleine. Als Anya den Blick zu Armand hob, lächelte er mit funkelnden Augen.
"Zu viel Neugier wird bestraft, Mademoiselle!" verkündete er mit einem lüsternen Grollen. Anya senkte kokett den Blick.
"Ja, Herr. Ich bin sehr neugierig." bestätigte sie und bebte dabei leicht.

1 Kommentar:

  1. Also einmal mehr umziehen. In Frankreich bleiben? Armand spricht ja vermutlich inzwischen sämtliche "Europäischen Dialekte", wie meine Mutter immer sagt. Aber Anya kann vermutlich nichts weiter als französisch.

    Doch wohin soll man? Ich bin ohnehin erstaunt, dass sie es so lange in Südfrankreich ausgehalten haben. Wäre nicht etwas im Norden, wo die Tage kürzer sind viel praktischer für Vampire?

    Und mit wem hat Sergej jetzt ein Rendezvous? Ach ich habs: Er verliebt sich in die kleine Miriam und sie nehmen sie mit. Das wäre doch arg zu praktisch. Zumal der Comte wahrscheinlich sowieso gerade seine letzten Atemzüge aushaucht.

    Ich bin schwer gespannt.

    LG
    Joe

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