Sonntag, 1. Mai 2011

Noctambule II: Manchmal siegt die Frechheit

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

"George…"murmelte sie stockend und drängte sich enger an ihn. Armand schnaufte. Es hätte ihm klar sein müssen, dass sie ihre Erlebnisse mit George noch nicht überwunden hatte.
Sie hatte nicht mit ihm darüber gesprochen aber Armand kannte George gut genug. Er wusste, was dieser Mann den Frauen angetan hatte und bedauerte, dass er nun keine Möglichkeit hatte, George langsam und qualvoll für das zu töten, was Anya durch ihn hatte erleiden müssen. Nun stand dieser Dreckskerl immer noch zwischen ihnen und raubte Anya den Schlaf.

Ein neuer Gedanke keimte in ihm auf und seine streichelnde Hand blieb zögernd auf ihrem Kopf liegen.
"Bist du sicher, dass du ihn getötet hast?" fragte er nach einer Weile. Er hatte sich mit Sergej verbunden und die Bilder aus Sergejs Erinnerungen sehen können. Anya hatte Georges Kopf mehrere Male hart auf den Boden geschlagen. Aber hatte das gereicht? Bisher hatte er es nicht bezweifelt.
Anya hob den Kopf und sah fragend zu ihm auf.
"Aber ja doch. Er rührte sich nicht mehr und…" sie zögerte und blickte mit wachsendem Schreck in seine dunklen Augen. Armand versuchte ein kleines Lächeln. Sein Verdacht wurde immer stärker. Sanft zog er Anya zurück ins Bett, deckte sie zu und schlang seine Arme um sie. Anya drängte sich bebend an ihn.
"Ich spüre selbst, dass jemand in der Nähe ist. Ich dachte nur nicht an George. Wenn er noch lebt, dann hast du ihn vielleicht unbewusst auch wahrgenommen und begonnen von ihm zu träumen." vermutete Armand unsicher.
Anya durchforstete ihr Gedächtnis. Der Gedanke, dass George doch noch lebte, lähmte und ängstigte sie.
"Ich.. ich habe mich nicht davon überzeugt, ob er tot ist. Ich bin sofort zu dir gegangen." berichtete sie nun. Armand nickte. Auch das hatte er aus Sergejs Erinnerungen gesehen. Beruhigend presste er sie an sich.
"Hab keine Angst. Noch einmal wird er dich nicht bekommen." versprach er. Anya war froh, dass er nicht ihr zweifelndes Gesicht sehen konnte. George hatte sich damals Hilfe geholt, um den stärkeren Armand zu besiegen. Er würde das wieder tun.
"Wie fühlt es sich an, wenn du einen Vampir in deiner Nähe spürst?" fragte sie nun und hob den Kopf mit neugierigem Blick. Armand lächelte und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht.
"Vertraut irgendwie. Wenn ich denjenigen kenne, sogar freudig. Ansonsten ist es wie ein Instinkt, den man kaum greifen kann. Aber im Augenblick spüre ich weder Freude noch Vertrautheit. Eher eine Warnung." Anya runzelte die Stirn. Der Gedanke, dass George noch leben könnte hatten die Bilder ihres Traumes verjagt. Nun lauschte sie in sich und schüttelte ratlos den Kopf.
"Ich spüre gar nichts von alledem. Nicht einmal Sergej kann ich spüren. Auch dich nicht." meinte sie traurig. Armand lachte leise und schüttelte den Kopf.
"Du bist eben ungewöhnlich. Vielleicht kommt das noch. Immerhin musst du ihn unbewusst wahrgenommen haben oder der Traum war zufällig gleichzeitig mit meinem Gefühl der Warnung. Aber auch ich kann immer noch nicht in dir lesen." Anya seufzte und bettete ihren Kopf auf seiner Brust.
"Ich bin ein Krüppel." meinte sie deprimiert. Armand schüttelte den Kopf, schwieg aber. Sie lagen eine Weile still und eng aneinander gedrängt. Dann hob Anya wieder den Kopf.
"Wenn er noch lebt, dann müssen wir ihn suchen." stellte sie fest. Überrascht schaute Armand sie an und hob eine Braue.
"Wir? Sergej und ich vielleicht. Du mit Sicherheit nicht!" erklärte er bestimmt. Anya öffnete den Mund zum Widerspruch, aber sein strenger Blick ließ sie innehalten. Still klappte sie den Mund wieder zu.
Armands Finger strichen über ihre Wirbelsäule und genossen das leise Räkeln, mit dem sie unbewusst reagierte.
"Wir werden heute Nacht noch einmal in unser Haus zurückkehren. Ich will andere Kleidung. Meine Sachen stinken und sind starr vor Schmutz." Anya nickte leicht.
"Aber sie überwachen das Haus sicher immer noch." warf sie zweifelnd ein. Armand zuckte mit den Schultern.
"Sollen sie. Wir sind einmal hinein gekommen und schaffen das wieder. Wo soll ich denn sonst neue Kleidung her bekommen? Meine Sachen sind maßgeschneidert. Ich kann keine Kleider stehlen. Die sind mir alle zu klein." grinste er amüsiert. Anya kicherte zustimmend.
"Und danach? Wie finden wir Maurice?"
"Nun, wenn sie das Haus überwachen, dann haben sie vielleicht auch mitbekommen, wohin Maurice gegangen ist. Das sollte Lechaivre wissen. Und wenn er es nicht weiß, dann der Comte." meinte Armand gelassen, froh darüber, dass er Anya von dem Thema George hatte ablenken können.
"Willst du denn einfach so hineinspazieren?" fragte sie ungläubig.
"Warum nicht? Manchmal siegt die Frechheit. Wir werden sehen. Und wir werden Maurice finden!"

1 Kommentar:

  1. Mal sehen, wie sich Anya noch entwickelt. Ihre geistigen Fähigkeiten können sich ja noch ein wenig entwickeln.

    Und jetzt gehen sie also ihr Haus nochmal besuchen. Dann will ich hoffen, dass sie auch den Anstand haben, den armen Maurice zu befreien.

    LG
    Joe

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