Dienstag, 15. Februar 2011

Suchen sie sich jemand anders

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Sebastian lag noch lange bei seiner Mutter in den Armen. Zach wusste schon warum er so schnell verschwunden war. Wäre er jetzt in der Reichweite von Mrs. Settlemeyer gewesen, hätte er sich sicherlich einiges anhören müssen. "Wir kriegen das schon hin.", hatte sie ihrem Sohn zugeraunt und ihn feste gedrückt. Dann endlich waren sie zum Auto gegangen und nach Hause gefahren.

Sebastian fühlte sich wie erschlagen. Zach hatte sehr offen mit ihm geredet, bvor der Prozess angefangen hatte. Sie hatten darüber gesprochen, was ihn im schlimmsten und im besten Fall jeweils erwarten könne. Zach wagte selten Prognosen abzugeben und auch hier hatte er sich alles freigehalten: "Es kann sein, dass du freigesprochen wirst, wenn die Zeugen Mist erzählen. Aber wenn nicht, warten bis zu zehn Jahre auf dich. Alles dazwischen ist möglich."

Schon da hatte Sebastian schwer schlucken müssen. Er hatte doch nur ein paar Mädchen gezeigt, wer das Sagen hatte, nachgeholfen, zu bekommen, was ihm ohnehin zustand. Und jetzt sollte er dafür ins Gefängnis gehen? Endlich fand er wieder Worte. Er sah hinüber zu seiner Mutter: "Die haben mich fertig gemacht.", beklagte er sich. "Ja, mein Schatz, und wir werden mal sehen, was sich noch machen lässt.", versprach Mama ihm. Er sank wieder in den Sitz und starrte nach vorne. "Ich will nicht ins Gefängnis." Es klang weinerlich.


Kaum waren sie zu Hause angekommen, legte Sebastian sich ins Bett. Er starrte in seinem geräumigen Zimmer umher. Und das sollte er also für drei Jahre gegen eine Gefängniszelle tauschen. Gänsehaut bildete sich auf seinem Körper. Seine Mutter saß im Wohnzimmer und wählte Zach an. Er hatte sich noch nicht richtig gemeldet, da ging sie ihn bereits an: "Drei Jahre? Sind sie vollkommen bescheuert? Wie konnte das passieren? Sie hatten gesagt, es wäre ein Freispruch drin, oder wenigstens eine Bewährungsstrafe und sie würden gegen einen Schulverweis noch gleich mitklagen. Und jetzt muss mein Baby für drei Jahre in den Knast!"

Zach atmete schwer, doch dann fand er seine Fassung wieder: "Ich habe gar nichts versprochen. Ich habe gesagt, von Freispruch bis zehn Jahre ist alles drin. Und die Anklage hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Ich hatte auch keine Ahnung, dass Davis Jones als Nebenkläger da ist. Ihr Sohn kann froh sein. Die Anklage hat fünf Jahre beantragt, die hätten es ohne Weiteres auch werden können! Mit drei Jahren kann er nach 18 Monaten Bewährung beantragen und ist, wenn er sich drinnen gut benimmt nach zwei Jahren wieder draußen!" Das war aber keineswegs was Mrs. Settlemeyer hatte hören wollen: "Sie müssen den Prozess neu aufrollen. Beantragen sie Berufung, oder wie das heisst. Wenn er jetzt nicht mehr zur Schule gehen kann, ist sein Leben ruiniert!"

Das hasste Zach am Meisten. Ein Prozess konnte noch so glimpflich ausgegangen sein, solange es kein Freispruch war, schrien die Leute nach Berufung, Revision, nächster Instanz. "Ich erkläre es ihnen jetzt langsam, damit auch sie es kapieren: Ihr Sohn ist ein Vergewaltiger. Und obendrein einer ohne Reue. Solche Leute sperren wir in diesem Land ein. Ich habe mein Möglichstes getan um ihn billig davon kommen zu lassen. Aber kein Gericht im Bundestaat Washington, wird ihren Sohn bei einer solchen Beweislage zu weniger als drei Jahren verurteilen. Also wenn sie sich durchklagen wollen, suchen sie sich einen anderen. Das Mandat ist hiermit beendet! Übrigens gibt es im Stadtgefängis von Seattle eine High-School." Dann drückte er die kleine rote Taste an seinem Handy und ließ sich in den Stuhl sinken. In Zukunft nur noch Juryprozesse. Da konnte man es wenigstens den Geschworenen in die Schuhe schieben, wenn es nicht so lief, wie man das wollte.

1 Kommentar:

  1. Da bekommt Zach doch tatsächlich nochmal sympathische Züge. Das war mal eine klare Ansage :) Wahrscheinlich wird Sebastian im Gefängnis doch noch eines Besseren belehrt.

    Sooo... Basti ist vom Tisch gefegt. Und Martin? *gespannt guck*

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