Samstag, 12. Februar 2011

Schuldig?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Der Staatsanwalt durfte anfangen mit seinem Plädoyer. Er hielt sich nicht lange auf. Zum einen, hatte er ohnehin nicht viel Erfahrung mit reissenden Reden und zum anderen gab es ja auch keine Jury, die man hier noch einmal überzeugen müsste. Hier war lediglich ein Richter zu überzeugen und der hatte sich seine Meinung vermutlich längst gebildet. So kam er schnell zum Schluss und beantragte Sebastian zu fünf Jahren Gefängnis zu verurteilen.

Davis hielt sich in seiner Ansprache ebenfalls zurück. Die letzte Zeugenbefragung war viel wichtiger gewesen als alles, was er jetzt noch sagen konnte. Allerdings vergaß er nicht, noch zu erwähnen, dass Sebastian sogar Drogen eingesetzt hatte um seinen Willen zu bekommen. Dann kam auch schon zum Ende und schloss sich dem Wunsch des Staatsanwaltes nach fünf Jahren Haftststrafe an.

Man konnte dabei sehen, wie Sebastian jedes mal auf seinem Stuhl zusammenzuckte. Zach hatte ihm zwar gesagt, was ihn erwarten könnte, wenn das Verfahren schlecht lief. Dennoch war es nicht leicht, es tatsächlich dann auch von der Gegenseite zu hören. Zach schaute zu Sebastian. "Wollen sie gestehen?", flüsterte er ihm ins Ohr. Sebastian schüttelte den Kopf. Zach rollte mit den Augen und erhob sich für sein Plädoyer. Er gab sich alle Mühe.

Immer wieder erwähnte er, dass Pamela den Alkohol selbst genommen habe und dass die anderen Mädchen die Drogen ja geradezu verlangt hätten und man somit auch der Darstellung der Vergewaltigung nicht trauen dürfte. Er blieb schlussendlich dabei dass es sich um einvernehmlichen Sex ggehandelt habe und forderte vom Gericht, dass man mit den Verfehlungen doch nachsichtig sein sollte. Dann setzte er sich. Der Richter bedankte sich und unterbrach die Verhandlung. Alle konnten nach draußen gehen. Der Richter selbst verschwand in seinem Arbeitszimmer.

Ungeduldig liefen alle auf dem Gang auf und ab und achteten darauf Martin, Zach oder Sebastian nicht zu nahe zu kommen. Zach war wütend und das war ihm auch anzusehen. Er hasste diese Jugendverhandlungen, wo nur ein einziger Richter entschied. Bei einem Erwachsenen wäre dies auf jeden Fall ein Juryprozess geworden. Doch bei einem jugendlichen Täter und auch jugendlichen Opfern war es nicht so leicht, den Verhandlungsrahmen ändern zu lassen. Ohne Jury fehlte ihm sein Hauptarbeitsmittel. Geschworene konnte man beeinflussen und Fakten anders darstellen. So ein abgefeimter Berufsrichter ließ sich von den meisten Spielchen nicht beeindrucken. Hinzu kam auch noch, dass die Beweislage in diesem Fall einfach Katastrophal war. Aus Sebastians Sicht jedenfalls.

Dann endlich rief der Gerichtsdiener alle wieder in den Saal. Den Mädchen war nicht wirklich nach Gesprächen gewesen und sie waren froh sich wieder setzen zu können. Der Richter kam wieder heraus und nahm ebenfalls wieder Platz. "Das Gericht befindet den Angeklagten in allen Punkten für schuldig.", erklärte er direkt. Nadja fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Damals in Deutschland hatte sie den Prozes ja lange vor der Urteilsverkündung wieder verlassen. Sie war nur gekommen um kurz ihre Aussage zu machen und hatte erst Wochen später erfahren, dass man die Kerle tatsächlich verurteilt hatte. Nun aber hatte sie ausgesagt, und bekam wenig später das Urteil serviert.

"Das Gericht verurteilt den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren im Stadtgefängnis von Seattle." Alle was danach kam, nahm Sebastian kaum noch wahr. Und auch Nadja durchfuhr ein merkwürdiges Gefühl. Für ihre eigene Angelegenheit hätte es ihr gereicht, wenn man Sebastian von der Schule geworfen hätte. Doch was sich aus der ganzen Angelegenheit tatsächlich ergeben hatte, war so grauenhaft, dass es damit nicht natürlich nicht genug war. Doch was sie nun davon halten sollte, dass er für drei Jahre eingesperrt werden würde, wusste sie noch nicht.

1 Kommentar:

  1. Ich kann mir vorstellen, dass einen da das Gefühl beschleicht, man sei schuld daran, dass der Täter nun ins Gefängnis einmarschiert. Schuld ist er aber ganz alleine.

    Sind Sebastians und Martins Eltern eigentlich gar nicht da? Wie schade...

    Drei Jahre finde ich angeemssen. Ich weiß nicht, ob man da noch Revision beantragen sollte. Zach wird sie wohl eher nicht übernehmen *g*

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