Sonntag, 6. Februar 2011

Noctambule: Rückblick - Isabelle

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Ungarn 1325

George hatte sich lange genug verkrochen. Mehrere Jahrzehnte war er ziellos quer durch Europa gestreift. Das Leben als Vampir hatte durchaus seine Vorzüge. Kleinere Verletzungen durch wehrhafte Menschen heilten schnell. Er hatte begriffen, dass seine Erscheinung bei Frauen fast sofort eine faszinierte Erregung auslöste und nutzte dies schamlos aus. Mit höfischer Eleganz lockte er die Frauen in eine ruhige Ecke, um dort erst seinen körperlichen Hunger und dann seine Blutgier zu stillen.


Er liebte es, die Angst der Frauen zu schüren. Kaum hatte er sie in seinen Händen, zeigte er seine wahre Natur. Er genoss ihre panische Gegenwehr. Es erregte ihn, wie sie strampelten und schrieen, sie zu erniedrigen brachte ihn fast zum Höhepunkt.
Nachdem er zu lange an einem Ort geblieben war und die Frauenleichen schließlich eine Spur zu ihm legten, lernte er die Wutattacken der Menschen kennen. Beinahe hätten sie ihn am Tag überrumpelt und verbrannt. Er konnte im letzten Moment fliehen und musste sich verkriechen wie ein räudiger Hund, um seine Wunden auszukurieren. Danach hatte er erst einmal genug von der Sesshaftigkeit und beschloss zu reisen.
Wie er schnell feststellte, waren die östlichen Staaten wie Rumänien und schließlich Ungarn ein herrliches Revier. Der Aberglaube schien hier extrem ausgeprägt zu sein. Die Menschen versuchten sich mit allen Mitteln vor "bösen Geistern" zu schützen und lebten in ständiger, süß schmeckender Angst. Kaum jemand wagte sich nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straßen. Er musste seine Taktik ändern und brach nachts in die Bauernhöfe ein, holte sich eine Frau und ließ sie im Wald nach der Vergewaltigung wieder frei, um sie ein wenig zu jagen, bevor er sie tötete.
Er zog eine tödliche Spur hinter sich her wie jeder seiner Art. Aber er fühlte sich einsam. Immer wieder hatte er Ausschau gehalten, versucht einen seiner Art zu entdecken, aber es schien fast so, als wären Adaliz und Armand die einzigen Vampire gewesen, die es noch gegeben hatte. Ausgerechnet Armand. In seinen Träumen malte er sich oft aus, wie erregend es mit diesem kleinen, gierigen Luder Adaliz hätte sein können. Jedes Mal wachte er extrem erregt auf, verfluchte Armand und machte sich auf die Suche nach einer Frau.
In diesem kleinen Kaff, das er gerade umrundete, erwartete er eigentlich keine große Chance auf Beute. Die Menschen hatten ihre Häuser verbarrikadiert und sich mit Einbruch der Dunkelheit zurückgezogen. Das war ärgerlich, denn George hatte Hunger. Er hatte die Wahl, weiter zu ziehen oder den frühen Morgen abzuwarten und zu hoffen, einen Bauern zu erwischen, der noch vor Sonnenaufgang sein Feld bestellen würde. Er entschied sich zu warten und suchte sich ein gemütliches Plätzchen am Waldrand zwischen zwei Bauernhöfen.
Die Nacht wurde langweilig für George. Aus reinem Zeitvertreib baute er sich eine kleine Höhle etwas tiefer im Wald unter einem Felsvorsprung. Allmählich wurde ihm das Reisen zuwider. Er vermisste ein gemütliches Bett, gute Kleidung und gepflegten Umgang. Ewig im Dreck zu übernachten und bei Regen ständig feuchte Kleidung zu haben, ekelte ihn an. Es zog ihn wieder in eine Stadt und sein Entschluss stand fest. Für zwanzig Jahre ungefähr würde er sich in der nächsten großen Stadt einmieten.
Als der Tagesanbruch bevor stand, entdeckte George zu seiner Freude einen stämmigen Mann, der seinen Ackergaul zu einem Feld führte. Zufrieden bleckte er sein Gebiss und leckte sich über die Zähne. Als der Mann hinter einer kleinen Baumgruppe verschwand, setzte er sich in Bewegung. Schnell spurtete er los. Der Hunger zog empfindlich in seinem Körper und die Ungeduld machte ihn noch schneller. Doch als er das letzte Gebüsch umrundete, bremste er so heftig, dass Erdbrocken aufflogen.
Vor ihm lag der Körper des Bauern. Die Beine zuckten noch unkontrolliert, die Füße zitterten. Eine verhüllte Gestalt hatte sich über den Körper gebeugt und sein Auftauchen ließ sie herumfahren. George konnte nicht mehr reagieren. Eine blonde Frau fauchte ihn angriffslustig an, schnellte hoch und warf sich gegen ihn. Überrascht fiel George rücklings auf den lehmigen Boden. Er spürte den weichen und dennoch muskulösen Frauenkörper auf sich liegen und sah in das zum Morden geöffnete Maul eines Vampirs.
"He!! Stopp! Überleg dir was du tust!" George packte die Schultern der Frau und drückte sie zurück. Sie war erstaunlich stark, aber leichter als George und er konnte sie mühelos weit genug zurückschieben, um aus der Reichweite ihrer Fänge zu geraten. Die Frau stutzte kurz, aber ihr Zorn ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Fauchend schlug sie seine Hände weg und holte aus, um die Handkante auf seine Kehle zu setzen.
George musste alle Kraft aufwenden, um ihren Schlag abzuwenden und sie von sich zu werfen. Sie rollte ab und noch während George sich aufrichten wollte, warf sie sich bereits erneut auf ihn. Er stürzte zurück. Wieder lag sie auf ihm.
"Hör auf, verdammt! Ich tu dir doch nix!" Jetzt endlich stutzte sie. George grinste sie begeistert an. Sie war der erste Vampir, dem er seit der Trennung von Armand begegnete. Und ihr verblüfftes Gesicht war zudem auch noch ungemein hübsch.
Da sie bei seinem Grinsen sein Gebiss erkannt hatte, entspannte sie sich ein wenig und setzte sogar ein kleines Lächeln auf.
"Na so was! Dich kenn ich gar nicht. Wer bist du?" George war fast von Sinnen vor Freude. Noch immer hielt er sie an den Schultern gepackt. Aber jetzt glitten seine Hände langsam über den schlanken Rücken der Frau, die fast sofort reagierte und statt sich zu erheben begann, sich leicht auf seinem Körper zu winden.
"Ich bin George. Ich habe versucht, jemanden wie mich zu finden." erklärte er freundlich und tastete sich tiefer. Tatsächlich, er hatte sich eben nicht getäuscht. Diese Frau trug Hosen wie Adaliz! Georges Hände legten sich mit festem Griff auf die Hinterbacken der Frau und grinste noch breiter.
"Und ich habe Glück! Ich habe die schönste Frau der Welt getroffen! Wie heißt du?" schnurrte er leise. Die Frau blinzelte leicht bei seinem unverfrorenen Griff und zögerte. Dann veränderte sich ihr Gesicht zu einem lüsternen Lächeln.
"Isabelle. Du weißt schon, dass du gerade deine Pfoten auf meinem Arsch hast?" Georges Grinsen wurde noch breiter. Er hob den Kopf ein wenig und leckte einige Blutstropfen von ihrem Mundwinkel.
"Klar weiß ich das. Ein verdammt knackiger sogar. Nur deine Hose stört." schnurrte er leise. Isabelle begann zu lachen. Nun presste sie ihr Becken sehr bewusst gegen Georges. Sie spürte seine wachsende Erregung und in ihren Augen tauchte ein Funkeln auf.
"Deine auch. Wenn du schon so sehr nach mir gesucht hast, sollten wir uns schnell genauer kennen lernen." raunte sie und begann sein schmutziges Hemd zu öffnen.

2 Kommentare:

  1. Hallo KayGee,

    ich konnte leider meine Vorsätze nicht einhalten. Ich habe es nicht geschafft deine Geschichte am Bildschirm zu lesen.

    Also habe ich meinen Freund beauftragt es mir weiterhin auszudrucken. Das bringt dich natürlich um dein Feedback, aber ich konnte mich eben nicht überwinden. Dafür komme ich jetzt mal vorbei und schreibe dir wieder ein bisschen was.

    Also mir gefällt das Buch immer noch wunderbar. Ich verschlinge alle paar Tage die Ausdrucke vorm Einschlafen mit Wonne. Lesen gehört für mich einfach vors Einschlafen uns ins Bett. Mein Freund hat angefangen mich damit zu ärgern, dass er den Ausdruck an spannenden Stellen unterbricht. :)

    Sagte ich schon, dass ich die Rückblicke sehr gerne mag? Ich finde es toll, wie du hier eigentlich zwei Geschichten in einer erzählst und auf diese Weise eröffnest, wie Armand zu dem geworden ist, was er ist. Und auch wie sein Verhältnis zu George entstanden ist.

    Ich bin gespannt, wohin das Buch noch führen wird. Selten habe ich so wenig Ahnung gehabt, wie ein mögliches Ende aussehen wird. Allerdings habe ich inzwischen das Gefühl, dass George auf jeden Fall noch seine Rolle zu spielen hat.

    Abschließend: Dein Buch ist wirklich toll. (Ich sag das auch wenn ich mich damit wiederhole)

    Mach bitte weiter und schreib noch viel mehr.

    Achja: Diesmaml verspreche ich nicht, dass ich jetzt öfter vorbeikomme. Ich hoffe zwar selbst, ich denke öfter daran dir ein bisschen was zu schreiben, aber ich komm oft einfach nicht dazu. Und nachts im Bett nach dem Lesen mag ich dann auch nicht mehr aufstehen und an den PC gehen.

    Ganz liebe Grüße von deiner treuen Papierleserin Angelina

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  2. Hallo Angelina,

    Wenn ich so ein ausführliches Feedback bekomme, dann warte ich gerne eine Weile :-) Vielen Dank dafür.
    Natürlich ist Kritik auch immer Willkommen oder Hinweise auf Fehler, die mir jederzeit unterlaufen können, auch wenn ich sehr akribisch recherchiere.
    Damit du auch noch reichlich Nächte zum Lesen vor dir hast, verrate ich dir schon einmal, dass das zweite Buch bereits fertig ist und nur darauf wartet, hier in den Blog zu kommen. Das muss aber noch warten, denn der erste Teil wird noch lange dauern.

    Ich bin gespannt, ob du George auch weiterhin mögen wirst. Und ja, er hat seine Rolle definitiv zu spielen und er wird sie gut spielen! Oder besser: er wird sie auf seine Weise spielen.
    Viel Spaß beim Lesen und meld dich bald wieder.

    Liebe Grüße und allzeit Papier im Drucker ;-)

    Kay Gee

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