Du bist nicht Schuld

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Zach hatte sich ziemlich schnell aus dem Staub gemacht. Kaum hatte der Richter die magischen Worge gesprochen: "Die Verhandlung ist geschlossen.", hatte er sein Zeug zusammengepackt und war mit einem bösen Blick in Richtung Davis verschwunden. Sebastian stand bei seiner Mutter und sie hielten sich stumm im Arm. Nadja beobachtete die Szene und spürte den Drang das mit Sebastian irgendwie ins Reine zu bringen. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr leid tat, wie das alles gelaufen war.

Michelle, Pammy, Gretchen und Anita ging es allerdings völlig anders. Sie grinsten ziemlich unverholen in seine Richtung. Nadja erschrak sogar ein wenig als sie das sah. "Es fühlt sich merkwürdig an, Joe.", sagte sie leise und tastete unauffällig nach seiner Hand. Noch immer saßen sie auf den Plätzen im Zuschauerbereich des Gerichtssaals.

"Was meinst du? Merkwürdig?", fragte Joe etwas verblüfft. Er war hochzufrieden mit dem Prozess und mit dem Urteil. Er hatte ja mit Grant und Davis darüber gesprochen, was das Ergebnis sein könnte und die hatten befürchtete es könnte im schlimmsten Fall bei einer Bewährungsstrafe bleiben würde und Sebastian als freier Mann aus dem Gerichtssaal gehen könnte. Doch dazu war es ja nicht gekommen. "Es ist kein gutes Gefühl, dass er jetzt in den Knast geht.", gab Nadja zu. Grant war zu ihnen gekommen. "Du hast Mitleid mit ihm?", erkundigte er sich.

"Lass uns draußen reden.", meinte Joe und alle standen auf. Auch die anderen erhoben sich jetzt langsam. Sebastian stand immer noch dort und seine Mutter drückte ihn. "14 Tage hat er jetzt Zeit, die Strafe anzutreten.", erklärte Davis als er mit Grant, Nadja und Joe den Saal verließ. Die anderen Mädchen warteten schon auf dem Flur und eine nach der anderen bedankte sich bei Grant und Davis. "Das war unglaublich!", erklärte Michelle. "Sie haben es so gemacht, dass er nicht davon gekommen ist!", bedankte sich Anita. Die beiden nahmen die Komplimente entgegen. Schließlich verabschiedeten sich alle. Auch Davis ging. Er hatte noch einen anderen Prozess zu führen heute.

Nadja, Joe und Grant gingen jetzt langsam über den Flur des historisch anmutenden Gerichtsgebäudes in Richtung Ausgang. "Und warum hast du nun Mitleid?", wollte Grant wissen. "Ich weiß nicht. Irgendwie fühlt es sich so an, als wäre es meine Schuld, dass er ins Gefängnis muss. Ich meine, wenn ich ihn nicht angezeigt hätte, dann wäre das alles nie herausgekommen.", meinte Nadja geknickt. Joe sah sie etwas fassungslos an. Aber tatsächlich konnte er den Gedanken nachvollziehen. "Das siehst du zwar alles richtig. Aber der Schluß, den du ziehst ist falsch." erklärte Grant.

"Wie ist es denn richtig?", bat Nadja um Aufklärung. "Sebastian ist zu 100% selbst schuld an seiner Verurteilung. Er und nur er allein hat dafür gesorgt, dass er in den Knast kommt. Indem er fünf Mädchen Dinge angetan hat, die nicht in Ordnung waren. Und umgekehrt wird ein Schuh daraus. Dadurch dass keines der Mädchen ihn angezeigt hat, konnte es überhaupt erst soweit kommen. Stell dir vor, du hättest ihn nicht angezeigt. Welche wäre die Nächste gewesen? Und im Gegenzug. Stell dir vor, Anita hätte ihn bereits angezeigt. Dann wäre es bei dir nie dazu gekommen."

Joe nickte schon. Doch Nadja musste das erst etwas sacken lassen. "Das klingt logisch.", gab sie dann zu. "Siehst du?", lächelte Grant, "Du bist wirklich die letzte, die sich Vorwürfe machen muss!" Inzwischen waren sie am Auto angekommen und Grant nickte. "Wir sehen uns im Büro. Kommst du heute nochmal rein?", fragte er Joe. Der schaute auf die Uhr. Es war gerade 13 Uhr. Und man hatte auch noch nichts zum Mittag gegessen. "Das besprech ich gleich mit Nadja. Jetzt fahren wir, denke ich, erstmal etwas essen." Grant nickte: "Ich werd im Büro was essen. Bis später. Bis dann, Nadja.", verabschiedete er sich. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.