Wie kann man so blind sein?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja saß bei ihrer kleinen Schwester auf dem Sofa. Sie hatte sich bei Facebook eingeloggt und rief danach noch die Seite Ihrer Schule auf. Sie ignorierte die Anzeige bei Facebook, dass sie neue Nachrichten hätte und ließ als Erstes die Gruppe mit allen Schülern ihrer Schule bei Facebook anzeigen. "Mist.", fluchte sie. Das waren wenigstens 500 Leute. Maria saß daneben. "Was denn Mist?", wollte sie wissen.

"Das sind so viele, dass es wird ewig dauern, bis wir ihn da gefunden haben." Maria zuckte die Schultern. Nadja scrollte langsam über die Bilder und schaute abwartend zu Maria. Sie hoffte, dass irgendwann ein "Da!" die Suche beenden würde. Aber Maria schüttelte nur stetig den Kopf während sie die Bilder anschaute. "So auf den ersten Blick hab ich ihn nicht wiedererkannt.", gab sie etwas betreten zu, als die Seite bis unten durchgelaufen war.

Den nächsten Versuch machten sie auf den Seiten der Schule. Nadja klickte alle Fotos von Personen an, die sie finden konnte. Aber auch hier wartete sie vergebens darauf, dass Maria den Kerl identifizieren könnte, der am Vormittag so dreiste Fragen gestellt hatte. "Ich hätte Mary mitbringen sollen.", meinte sie schließlich resigniert. "Die findet immer alles und jeden im Netz." Maria zuckte die Schultern. "Tut mir leid, dass ich ihn nicht gefragt hab, wie er heisst. Aber er hat mich echt überrumpelt."

"Das ist es ja, was mir Sorgen macht. Wenn er wirklich nur eine Auskunft gewollt hat, warum hat er sich nicht vernünftig vorgestellt?", gab Nadja zurück. Sie loggte sich aus und klappte den Laptop resigniert zu. "Wir finden das schon noch raus.", meinte ihre kleine Schwester und knuffte sie liebevoll in die Seite. "Aber was machen wir denn jetzt? Bleibst du zum Abendessen?" Nadja musste kichern. Das Knuffen hatte sie gekitzelt. "Wie wärs, wir zwei machen Abendessen, damit es fertig ist, wenn Mama kommt?"

Maria zog die Lippen zu einem Schmollmund zusammen. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Aber mit der großen Schwester wäre Kochen durchaus eine erträgliche Pflicht. Für Nadja dagegen war es etwas Besonderes. Seit sie bei Joe im Haus lebte hatte sie sich schnell daran gewöhnt, dass Maricruz dort das Kochen übernahm. Die Mexikanerin war zwar eine hervorragende Köchin. Doch Nadja hatte fast ein wenig Angst, zu verlernen, was sie in der Küche konnte und nahm somit jede Gelenheit zu trainieren gern wahr. Und bei ihrer Mutter war eigentlich immer Gelegenheit.


Pamela starrte irritiert auf den Monitor. Nadja hatte sich nach kaum 20 Minuten wieder ausgeloggt. Ob sie die Nachricht gar nicht gelesen hatte? Oder wenn sie sie gelesen hatte ihr aber nicht glaubte? Wütend warf sie sich aufs Bett. Wie konnte die so blind sein?