Freitag, 24. Dezember 2010

Verfluchtes Scriptkiddie

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Gordon besah sich die Sache. Der Artikel war handwerklich soweit in Ordnung. Er passte nur nicht ins Sprachkonzept des Intelligencers. Aber das war das geringste Problem. Die Sache besaß ingesamt schon einiges an Sprengstoff. Wenn es stimmte wäre es schlecht als einzige Zeitung keinen Artikel dazu zu haben. Martin hatte kein Exklusivhonorar gefordert. Dementsprechend hatte er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch noch andere Zeitungen angeschrieben. Also war schnelles Handeln geboten.

Er rief die Datenbank mit den freien Reportern auf. Hier konnten die Redakteure nachschauen, wenn sie jemanden außerhalb des Hauses mit einem Auftrag betrauen sollten. Jeder Reporter war dort aufgeführt und auch alle Artikel, die er je für die Zeitung geschrieben hatte. Martins Akte war ziemlich unspektakulär. Er hatte bisher lediglich für ein paar lokale Ereignisse, wie Schulveranstaltungen oder Sportliche Wettkämpfe, Auftragsartikel für die Zeitung geschrieben.

Gordon machte sich zuerst an die Arbeit und schrieb den Artikel großzügig um. Zum Schluß waren noch 700 Worte übrig und der Sprachstil war deutlich geglättet. Es war zwar immer noch reißerisch, doch klang es nun nicht mehr ganz so nach einem Boulevardblatt. Er pflege den Artikel ins Redaktionssystem ein und fügte die Bilder hinzu. Dann sendete er eine Mail an den Chefredakteur in der er auch Martins bisherige Arbeiten erwähnte. Das würde sicher in der Redaktionssitzung um fünf Uhr morgens besprochen werden.


Mary war in ihren Computer vertieft. Weiße Zeichen rauschten nach jeder Eingabe über den Monitor und sie gab immer wieder Befehle ein. Dann schließlich nickte sie triumphierend. "Ich hab's. Ich hab's!", jubelte sie. Nadja hatte schon ein paar Augenblicke hinter ihr gestanden. "Dann kannst du ja mit Mittagessen kommen und mir erzählen, was genau du hast." Mary zuckte gewaltig zusammen. "Du kannst dich doch nicht so anschleichen.", meinte sie vorwurfsvoll und sackte auf ihrem Stuhl zusammen.

"Ich wollte dich nicht stören bei deiner... - Was auch immer du gerade gemacht hast." "Ich hab die Webseite gehackt. Guck mal." Sie rollte nach rechts zu einem anderen Computer wo ein Browser geöffnet war. Die Seite von Netcorp wurde angezeigt. "Pass auf!", mahnte Mary und drückte auf F5. Als alles neu geladen war, war das Firmenzeichen gegen einen Totenkopf ausgetauscht und statt Netcorp stand Marycorp in der Kopfzeile. "Du hast die Webseite gehackt? Bist du verrückt? Die kriegen doch raus, dass du das warst?", meinte Nadja ehrlich etwas bang. "Das ist doch nur ein Dummysystem, du Dummy. Ich würde doch nicht die echte Seite meines Arbeitgebers hacken. Aber damit habe ich gezeigt, dass es eine Sicherheitslücke gibt und es auch jemand mit der echten Seite tun könnte, wenn er es drauf anlegte. Jetzt weiß man wo die Lücke ist und kann sie schließen." Nadja nickte. Es war das erste mal, dass Mary etwas über Computer erklärte, was sie auch verstand.

"Können wir jetzt trotzdem essen gehen?", meinte sie erleichtert. "Ich erstatte noch gerade Bericht, dann können wir los." Mary flitzte ins Büro des Abteilungsleiters und kam nach zwei Minuten grinsend heraus. "Verfluchtes Scriptkiddie!", rief er ihr noch feixend nach. Nadja schüttelte weiterhin nur den Kopf. Das war nun wirklich nicht ihre Welt. "Ich hab mit Pammy telefoniert. Wir können nach der Arbeit zu ihr fahren und sie unterhält sich mit uns.", wechselte sie endlich auf das eigentlich wichtige Thema. "Du sagst 'wir', heisst das ich soll mitkommen?", hakte Mary nach, während sie schon in Richtung Kantine gingen. "Genau. Sie ist einverstanden, dass du mitkommst. Ich hab ihr gesagt, dass ich dir auch alles über Sebastian gesagt habe." "Dann bin ich natürlich dabei."

Die Mädchen nahmen sich Tabletts und machten eine Runde an der Theke vorbei, wo sie sich mit Essen versorgten und schließlich an der Kasse nur ihre Firmenausweise auf ein Lesegerät legen mussten. "Ich bin wirklich gespannt, was da im Busch ist. Ich hoffe einfach, dass keiner sie angefasst hat.", meinte Nadja hörbar besorgt. "Wenn einer von den beiden sie angefasst hat, gehört er eingesperrt!", fauchte Mary direkt. Nadja nickte nur.

1 Kommentar:

  1. Oh ja! Einsperren! Alle Beide! Hände auf den Rücken fesseln und nackte, schlafende Mädchen an die Wände hängen. Auf Lebenszeit!

    Achja und natürlich jeden Morgen gefesselt in die Männerdusche. Ich hab gehört, manche Häftlinge helfen gern beim Duschen.

    Nur blöd, dass Martins Artikel es schon bis in die erste Besprechung geschafft hat. Auweia.

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