Dienstag, 7. Dezember 2010

Adventskalender 7 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 7. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Tom sah kritisch auf die Uhr. Der Flug nach San Diego hatte schon ärgerlich viel Verspätung. Jetzt war es schon nach 11 Uhr. Ob es noch reichen würde, den Transporthubschrauber zu erwischen? Gepäck hatte er zum Glück keines aufgegeben. So hastete er aus dem Terminal hinaus und zückte sofort das Handy um sich bei Bert dem Lademeister zu melden. Es wäre doch zu ärgerlich, wenn er jetzt erst noch einen Flieger auftreiben musste, um auf die Insel zu kommen. Man konnte nicht schließlich jedes beliebige Flugzeug mit jeder beliebigen Crew mit dieser Aufgabe betrauen.

Dankbar erfuhr er, dass der Hubschrauber noch nicht wieder von seiner Einkaufstour zurück war. Er ließ sich am Terminal abholen und hatte an der kleinen Halle, die für die Wartung des Helikopters und die Materiallagerung angemietet war, sogar noch Zeit für einen Kaffee. Berts Neugier war langsam erwacht, nachdem er nun sicher sein konnte, dass er die Bestellung abwickeln konnte. Doch Tom hüllte sich in Schweigen. Er wusste selbst noch nicht, wie er mit der Situation umzugehen hatte. Da konnte er keine überflüssigen Mitwisser gebrauchen.

Bert zeigte sich zwar etwas beleidigt, war jedoch längst an die Heimlichtuerei rund um die Insel gewöhnt. Er selbst war nie dort gewesen. Er wusste grob, was dort vor sich ging, aber mehr auch nicht. Er bezog von Thorsten ein fast schon fürstliches Gehalt, zumindest für einen simplen Lagerleiter. Dafür konnte er auch ertragen, wenn man ihm nicht alle Fakten erzählte. Er hatte sich schon immer über die Schweigeklauseln in seinem Vertrag amüsiert. Wer sollte ihm schon glauben, wenn er von Arramoa erzählen würde?

Tom tippte nervös mit dem Fuß. Er arbeitete schon lange für Thorsten und erledigte überall auf der Welt Dinge, mit denen ein Milliardär sich die Finger nicht schmutzig machen möchte. Er hatte in Deutschland eine kurze Karriere beim Militär mit einem kleinen Abstecher in Richtung Geheimdienst hinter sich. Doch hatte ihn die Politik, die in diesem Bereich seine Arbeitsaufträge bestimmte, nie überzeugt. Sein Verständnis von Moral war einfach ein Anderes. Über Umwege hatten er und Thorsten sich kennengelernt und schließlich begann er Aufträge für ihn zu übernehmen. Die ersten sogar noch während er beim Geheimdienst angestellt war.

Er hatte in den letzten Jahren schon viele Mädchen nach Arramoa gebracht. Er hatte nicht weniger als vier Ringe gesprengt wo sich Menschenhändler tummelten. Zwei Afrikanische und zwei Osteuropäische. Doch was nun auf Arramoa auf ihn wartete machte ihm Sorgen.
Endlich knatterten vor der Halle die Rotorblätter. Ein Tankwagen rollte an und der Hubschrauber wurde wieder komplett aufgefüllt. Tom nahm einen Helm aus dem Regal und verabschiedete sich von Bert. "Guten Flug!", rief der ihm noch nach. Er winkte noch einmal. Dann wartete er auf dem Flugfeld, bis der Tankstutzen entfernt wurde und Jimmy ihn heranwinkte. Einmal mehr stellte er amüsiert fest, dass er nicht in der Lage war, ohne sich zu ducken unter den Rotorblättern entlangzugehen. Obwohl er wusste, dass sie in über fünf Metern höhe kreisten.

Jimmy verriegelte die Türen und sofort wurde es merklich leiser im Innenraum. "Willkommen an Bord, Tom.", begrüßte er den Passagier. "Danke, dass ihr Verspätung habt.", lachte Tom zurück und ließ sich auf dem Platz des Bordfunkers nieder. Jimmy schnallte sich an und M'kele zeigte ihm, wo er das Kabel für den Kopfhörer einstecken konnte. Tom lehnte sich zurück und atmete tief durch. Heute war kein guter Tag. Er hasste diese Hubschrauberflüge. Und ein Flüchtlingsdrama ohne das Licht der Öffentlichkeit zu klären würde auch kein Spaziergang.

1 Kommentar:

  1. Soso, ein ehemaliger Geheimdienstler isser. Dann hat er eigentlich ja auch nicht viel mit Öffentlichkeitsarbeit am Hut. Hat Thorsten da nicht einen anderen zur Hand? Der muss doch Beziehungen ohne Ende haben?

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