Sonntag, 5. Dezember 2010

Adventskalender 5 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 5. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Resigniert starrte Thorsten Stahl auf den Hörer, den er gerade aufgelegt hatte. Tom hatte ihm berichtet, was auf Arramoa passiert war und war bereits dorthin unterwegs um vor Ort die Lage klären zu können. Etwas verbittert drehte er den Schreibtischstuhl herum und schaute aus dem Fenster auf das winterliche Chicago. Schnee hatte sich diesen Dezember eingefunden und die ganze Landschaft weiß angemalt.

Wie hatte das nur passieren können? Arramoa war seit seiner Entdeckung im Besitz seiner Familie. Bei der Erstellung der Landkarten hatten seine Vorfahren vor über 200 Jahren dieses kleine Fleckchen einfach verschwiegen und mit Bestechungen und sicherlich auch der ein und anderen zwielichtigen Methode dafür gesorgt, dass niemand anders es erwähnte. Selbst den Eklat, als die Kriegsflotte der Amerikaner es im ersten Weltkrieg wiederentdeckte, konnte sein Urgroßvater mit einer satten Spende in die Kriegskasse abwenden.

Auch die moderne Zeit, das Internet, hochaufgelöste Satellitenbilder und präzise Karten für Jedermann hatten daran nichts ändern können. Stets war es möglich gewesen mit ein wenig Geld hier und da, und seit den Zeiten seines Urgroßvaters auch mit der Hilfe einiger weniger Beamter der US-Regierung, dafür zu sorgen, dass niemand allzu neugierig auf dieses Eiland wurde. Selbt dort wussten nur wenige Eingeweihte von seiner Existenz und der Deal von 1915 war niemals angezweifelt worden, sicherte er doch auch heute noch erhebliche Steuereinnahmen für die USA. Offizielle Seekarten führten dort einen herrenlosen Felsen, GoogleMaps zeigte einfach nur Wasser. Die Insel war die Spitze eines erloschenen unterseeischen Vulkans und lag quasi inmitten eines Hochplateus, von fast 30 Kilometern Durchmesser. Rund um die Insel war das Wasser also gerade ein paar Meter tief und durchzogen von Riffen und schroffen Unterseefelsen. Da brauchte man gar nicht zu lügen, die Anfahrt zur Insel war für Unkundige eine gefährliche Sache.

So war selbst der dichter werdende Schiffsverkehr immer in respektvollem Abstand an der Insel vorbeigezogen. Private Yachten verirrten sich selten so weit hinaus auf die offene See. Den Meisten genügte es schließlich die Hoheitsgewässer der USA bzw Mexikos zu verlassen um ihren Tätigkeiten nachzugehen. Und selbst wenn jemand eine private Tour durch diese Gewässer unternahm, vermied er es weiträumig, das gefährliche Gelände um die Insel herum zu durchfahren. Zufällig konnte sich eigentlich niemand dorthin verirren. Und Verkehrsflugzeuge, die den Pazifik überquerten flogen zu hoch, als dass man von dort oben auf dem Boden etwas hätte ausmachen können. Die Insel lag einfach perfekt.

Sogar eine kleine Störanlage hatte er vor etwa 15 Jahren installieren lassen, die dafür sorgte, dass die Radargeräte der Schiffe, die der Insel nahekamen komische Dinge anzeigten. Bis auf ein paar todesmutige Tauchurlauber, die in den Riffen vor Arramoa Wracks und Schätze suchten, war niemals jemand zufällig auf der Insel gelandet. Und diese Jungs waren mit einem fast lächerlich geringen Schmiergeld zufrieden gewesen und wieder abgezogen ohne den eigentlichen Sinn der Insel erforscht zu haben. So wusste außer den Leuten, die von Thorsten Stahl selbst oder seinen beauftragten Angestellten eingeweiht worden waren, niemand von der Insel, geschweige denn von dem, was dort vor sich ging. Und das hatte eigentlich auch so bleiben sollen.

Doch, was nun passiert war, hatte man nicht vorhersehen können. Bei Besprechungen mit Tom hatte Thorsten schon so ungefähr jegliches Szenario, was zur Offenlegung der Insel hätte führen können und die entsprechenden Gegenmaßnahmen ausdiskutiert. Aber auf die Idee, dass ein afrikanisches Flüchtlingsboot fast drei Monate völlig ziellos auf dem Meer treibt, Kap Hoorn passiert und schließlich am denkbar unwahrscheinlichsten Stückchen Strand landet, war er nie gekommen.

2 Kommentare:

  1. Da hast du dir aber grandiose Gedanken über die Insel gemacht. Was sind das wohl für Flüchtlinge? Und wie stellt man die ruhig?

    Eigentlich nur, indem man ihnen das Leben rettet, sie medizinisch und mit Kleidern und Nahrung versorgt und ihnen einen Job dort anbietet. Ich denke, die werden aus lauter Dankbarkeit die Klappe halten. Vielleicht sind ja auch ein paar Ausweise oder Visa drin? Wer die USA bestechen kann, kann das auch mit ein paar Flüchtlingen, oder?

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  2. Es ist echt nervig und zeitraubend, dass die Geschichte um Nadja ständig von anderen Geschichten unterbrochen wird.
    ich hoffe dass lässt sich ändern!

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