Samstag, 4. Dezember 2010

Adventskalender 4 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 4. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Jimmy Crane ließ die Sikorsky S-61 über das Flugfeld rollen um zur Startposition zu kommen. Er war angekommen und gerade wollte er das Triebwerk aufdrehen um abzuheben, als er im Kopfhörer deutlich ein "Abort" hörte. Kurz hakte er nach und hatte noch den Finger auf dem Schubhebel. Doch seine Starterlaubnis war widerrufen worden. Schulterzuckend wendete er das schwere Fluggerät und fuhr zurück zu der kleinen Halle, wo er gerade sein Material eingeladen hatte.

Ein Techniker wieß ihn in die Parkposition ein und tippte sich deutlich mit der flachen Hand auf den Helm. "Ausmachen?", fragte Jimmy zweifelnd und sah zu M'kele, seinem Copiloten, hinüber. Der zuckte die Schultern und bleckte die weißen Zähne in seinem schwarzen Gesicht hervor. "Er sagt ausmachen." "Die haben doch bestimmt wieder bloß vergessen etwas einzuladen. Da mach ich doch den Motor nicht für aus. Aber immer noch tanzte der Techniker vor der Maschine herum und klopfte sich inzwischen extrem energisch auf den Helm.

Jimmy fluchte und fuhr die Maschine herunter. Das Flattern der Rotorblätter ließ langsam nach und ettliche Lämpchen im Cockpit leuchteten auf. Er nahm das Shutdown-Manual aus einem Staufach und ging mit M'kele Punkt für Punkt die Prozedur durch, bis schließlich auch das letzte Brausen des Triebwerks erlosch und nur noch die Belüftung ein leises Rauschen in der Maschine hören ließ. Er kletterte aus seinem Sitz und stieg durch die hintere Türe aus und inspizierte den Laderaum. Der Postsack war da, und auch die drei Paletten mit Konservendosen und sonstigen Lebensmitteln. Die Kühlboxen für die frische Ware waren ebenfalls fest am Boden verzurrt. Was zum Teufel fehlte?

Die Packliste hatte er zwar jetzt gerade nicht zur Hand doch er war sicher, das er alles gewissenhaft kontrolliert hatte und auch alles eingeladen worden war. Routine hin oder her. Der Flug nach Arramoa dauerte fast drei Stunden und zurück nocheinmal die gleiche Distanz ohne eine Ausweichmöglichkeit zum Landen und ohne eine Chance, die schon etwas in die Jahre gekommene Maschine, vor Ort reparieren zu können. Die wussten doch, dass er alles sorgfältig kontrollierte und auch bei der Technik kein Stück nachlässig war.

Gereizt schritt er in die Halle. "Was ist los, warum lasst ihr den Start abbrechen?", fauchte er wütend. Der Lademeister kam aus seinem kleinen Verschlag in der Lagerhalle. "Kam grad ein Anruf rein. Du musst noch etwas mitnehmen. Aber das müssen wir erst noch besorgen. Hol dir einen Kaffee. Ich kann nicht sagen, wie lang es dauert." Jimmy schnaufte und legte den Helm auf einem Tisch ab. "Dann nehm ich es eben morgen mit. Wo ist das Problem?" Er machte aber kurz zwei Schritte aus der Halle und winkte M'kele, der noch im Cockpit saß, dass er ebenfalls aussteigen sollte.

"Die brauchen es heute noch.", erklärte der Lademeister und verschwand wieder in seiner kleinen Bude. Jimmy ging ihm hinterher und stutzte. Er deutete auf den Monitor und schaute fragend. "Solche Dinger?", brachte er schließlich hervor. "Und davon 60 Stück. Hast du 'ne Idee, wo ich die herkriegen soll, auf die Schnelle?" Jimmy runzelte nur die Stirn. "Wofür werden die denn gebraucht?"

Er kannte Arramoa gut. Neben den Schweigeklauseln, welche unter drakonischsten Strafandrohungen in seinem Arbeistvertrag verankert waren, durfte er dort auch seinen Urlaub verbringen, was er, vor seiner Hochzeit vor zwei Jahren, immer gern in Anspruch genommen hatte. Auch seine Frau hatte er auf Arramoa kennengelernt und lebte nun mit ihr und einer kleinen Tochter in einem Vorort von San Diego. "Da wird doch kein Haus eingestürzt sein?", fragte er etwas beunruhigt. "Oder vielleicht ausgebrannt?" Bert, der Lademeister zuckte aber auch nur mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Gerade kam ein Anruf und ich besorg die Dinger jetzt. Du weisst doch, viele Fragen nützen keinem. Nur Antworten. Und jetzt lass mich telefonieren." Damit griff er zum Hörer und Jimmy verließ das Büro und holte sich mit M'kele einen Kaffee und sie setzten sich in die klimatisierte Lounge. Der Abflug würde sich wohl noch etwas verzögern.

1 Kommentar:

  1. Schick, wie du das Runterfahren der Maschine beschreibst und überhaupt.. 60 Stück Irgendwas für Arramoa?
    Also wenn ein Haus einstürzt braucht man mehr als 60 Nägel oder Steine.. wenn so viele Mädels da drin wohnen, könnten es Betten sein, aber passen so viele in einen Hubschrauber? Decken? Luftmatratzen? Schwimmflügel? *rätsel*

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