Dienstag, 21. Dezember 2010

Adventskalender 21 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 21. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Der kleine Kosmetiksalon, welcher in einem der Wohnhäuser für die Mädchen untergebracht war, platzte aus allen Nähten. Die Maschine mit den Gästen war gerade gelandet und viele der Mädchen wollten sich noch hübsch machen lassen, bevor sie auf die Party gingen. Es war bei jedem Besuch von mehreren Gästen das selbe Bild. Sobald eine Feier veranstaltet wurde, konnte es den Mädchen nicht schnell genug gehen, ihre Haare nachgetönt zu bekommen oder die Fingernägel noch einmal in Form bringen zu lassen.

Die beiden Jungs, die normalerweise den Laden gut im Griff hatten, waren zu diesen Zeiten hoffnungslos überfordert und koordinierten mehr, wie sich die Mädchen gegenseitig aufhübschten. Jurina war schon am Vorabend dort gewesen, als noch kaum Betrieb war, und hatte sich die Haare schneiden lassen und ein wenig Farbe hineingebracht.

Jetzt hockte sie vor einem Tisch, hatte die Zunge in den Mundwinkel geklemmt und feilte gewissenhaft Ga'ilana die Nägel zurecht. "Und du bist sicher, dass das klappt? Ich meine, ich finde es ja auch nicht fair. Aber welche Chance haben wir denn?", plapperte Jurina drauf los. Sie saßen etwas abgelegen in dem kleinen Raum und es wurde so viel geschnattert, dass sie nicht befürchten mussten, von anderen belauscht zu werden. "Natürlich klappt das. Er wird schon darauf eingehen, wenn wir es richtig anstellen.", grinste Ga'ilana zurück. "Aber umso wichtiger ist, dass wir gut aussehen."

Jurina war fertig mit den Fingernägeln. "Das war's.", erklärte sie und verstaute das Arbeitsmaterial. "Dann gehen wir mal auf die Feier." Ga'ilana ließ ihr herrliches weißes Grinsen hervorblitzen. "Auf ins Gefecht.", gab sie zurück. Damit verließen die beiden das Gewusel des kleinen Salons und machten sich auf den Weg zu den Gästequartieren. Jurina war aufgeregt wie noch nie. Schon oft hatte sie hier auf der Insel mit Männern geschlafen. Aber diesmal würde es anders sein.


Tom saß in Thorstens Quartier auf einem der Sessel. Das Zimmer war eine großzügige Suite mit etwas antik anmutender Einrichtung. Thorsten stellte den Koffer vor den Kleiderschrank. "Hallo Tom.", nickte er freundlich und ließ sich auf dem anderen Sessel nieder, nachdem sich die Männer die Hände geschüttelt hatten. "Also du willst sicherlich einen Bericht?", begann Tom ruhig und nahm einen Schluck von seiner Cola, die er sich mit heraufgebracht hatte. Für Thorsten hatte er ebenfalls ein Glas hingestellt.

"Ausführlich.", nickte Thorsten. "Aber nur gute Nachrichten, wenn's geht." Tom nickte und zuckte die Schultern. "Es sind 51 Leute. Sie kommen aus sechs verschiedenen zentralafrikanischen Ländern. Sie sprechen Portugiesisch, Französisch und noch einen Haufen anderer Sprachen. Als sie losfuhren müssen sie über 80 gewesen sein. Der Rest ist bedauerlicherweise im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben." Thorsten nickte. "Naja. Wenn ich dich recht verstanden habe, ist es wohl eher ein Wunder, dass der Rest hier angekommen ist." Tom nickte wieder und holte tief Luft.

"Das kannst du laut sagen. Die Leute haben zwar alle nichts Ernstes, doch gesund ist kaum einer von denen. Zum Glück sind keine schlimmen Infektionskrankheiten dabei. Der Doc hat soweit alles im Griff. Er hält täglich eine Sprechstunde dort ab. Die Marines haben eine Linie um den Bauernhof gezogen. Unsichtbar, aber undurchdringbar. Anfangs haben die Kinder versucht vorbei zu kommen. Aber geklappt hat es nicht." Thorsten schlürfte noch einen Schluck Cola. "Soviel zum Sachstand. Was hast du für Morgen geplant?"

"Um sieben Uhr morgens verfrachten wir sie in ein Flugzeug. Mit dem fliegen sie direkt nach Marokko. Ohne Zwischenlandung. Am Flughafen dort, wird man keine Fragen stellen. Die Piloten sind von unseren Leuten. Vor der Küste, keine 1000 Meter vom Flugfeld entfernt, liegen zwei Boote am Strand mit je einem Navigator und ausreichend Proviant ausgestattet. Die werden die Leute an die Küste Frankreichs bzw Portugals bringen. Was dort mit ihnen passiert ist nicht mehr unser Bier. Wir helfen ihnen nur, ihre Reise ans ursprüngliche Ziel fortzusetzen." "Will ich wissen, was Frankreich und Portugal mit denen machen, wenn sie ankommen." Thorsten schaute etwas fragend. Tom zögerte kurz. "Abschieben wahrscheinlich. Zumindest die meisten."

"Wissen die schon, was ihnen blüht?", hakte Thorsten nach. Tom schüttelte den Kopf. "Ich habe mit dem Kapitän gesprochen. Er hat die Gruppe bis hier geführt. Er hat gesagt, er will es seinen Leuten nicht erzählen. Das würde die Sache einfacher machen. Scheint mir ein vernünftiger Mann zu sein." Thorsten nickte wieder. "Danke. Ich mach mich jetzt erstmal frisch. Wir sehen uns gleich auf der Party." Damit verschwand er im Badezimmer.

1 Kommentar:

  1. Typisch Frauen: Da haben sie das ganze Jahr über Zeit, sich auf die Besuche vorzubereiten und können kostenlos die herrlichsten Pflegeangebote wahrnehmen und auf den letzten Drücker muss dann noch Farbe ins Haar machen, Nägel feilen und Brauen zupfen *g*
    Will jetzt wissen, was die beiden vorhaben!

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.