Donnerstag, 2. Dezember 2010

Adventskalender 2 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 2. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Nach dem Training ging Jurina in Richtung des Kinderdorfes. Das Kinderdorf lag etwas weiter im Norden der Insel als die Quartiere der Erwachsenen. In dieser Anlage wohnten sämtliche Kinder, die auf der Insel lebten. Es gab dort zwar auch für jede ein eigenes kleines Zimmer. Aber die wurden selbst zum Schlafen kaum genutzt. Die Mädchen trieben sich tagsüber lieber draußen herum und schliefen nachts in Grüppchen in den großen Betten in den Aufenthaltsräumen.

Auch die Mütter wohnten dort. Allerdings waren immer genügend Erwachsene vor Ort, so dass man Kinder, die dem Säuglingsalter entwachsen waren problemlos von Anderen beaufsichtigen lassen konnte. So wechselte man sich mit der Betreuung ab und jede hatte ausreichend Freizeit für sich selbst. Das System funktionierte schon seit Langem reibungslos.

Jurina übernahm auch gern mal die Aufsicht für einige der Kinder. Sie war selbst erst 16 und es gab Zeiten da fühlte sie sich auch noch wie ein Kind, auch wenn die Vergangenheit und ihre Zeit in einem Puff in Deutschland sie hatten reifen lassen. Im Kinderdorf konnte sie ganz sie selbst sein, und dennoch war es ein gutes Gefühl hier die Verantwortung zu übernehmen. Mehr als einmal hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt, den Arzt zu bitten, ihr die Spirale herauszunehmen damit sie auch ein Kind bekommen könnte. Doch dafür fühlte sie sich dann doch noch nicht bereit.

Fröhlich ging sie den Waldweg entlang. Die ganze Insel war von Bäumen überzogen, die einen schönen schattigen Wald bildeten. Man hatte schon früh Wege angelegt, die mit einer Mischung aus Sand und Rindenmulch ausgelegt waren und über die es sich sehr angenehm mit nackten Füßen lief.
Das Kinderdorf kam in Sichtweite und noch vorher in Hörweite. Dort war immer Tumult und das Kreischen der hohen Stimmchen war fast immer weithin zu hören. Auch das war ein Grund, warum das Dorf recht weit von den Quartieren der Erwachsenen entfernt lag.

Plötzlich raschelte es rechts im Gebüsch und Jurina fuhr herum. Tiere gab es auf der Insel nicht. Allenfalls ein paar Ratten, die mit Schiffen auf die Insel gekommen waren. Da die Insel ein, geologisch gesehen, recht junges Atoll war und nie zum Festland gehört hatte, gab es sogar fast überhaupt keine Insekten. Angestrengt blickte sie in das Unterholz und versuchte auszumachen, was sie da erschreckt haben könnte.
Die älteren Kinder durften sich auf der Insel frei bewegen. Und manche machten sich einen Spaß daraus Leute zu erschrecken, oder spielten einfach nur im Gebüsch Verstecken. Für diesen Fall wollte Jurina wenigstens wissen, wer die Übeltäterin gewesen war. Vielleicht konnte sie ja auch gleich mit Verstecken spielen.

Was sie allerdings sah, ließ sie an ihrem Verstand zweifeln. Ein dunkelhäutiges Mädchen rannte mitten durch den Wald davon. Sie war nur noch von hinten zu sehen und dennoch war Jurina sicher, dieses Mädchen noch nie gesehen zu haben. Auf der Insel gab es etwa 50 Kinder. Jurina kannte sie alle. Überhaupt lebten auf der Insel inklusive Personal nur etwa 350 Menschen. Da kannte man zwangsläufig alle mindestens vom Sehen. Von den Kindern waren zwar einige dunkelhäutig. Doch keine war so pechschwarz, wie diese Kind.

Außerdem waren alle Frauen auf der Insel nackt. Warum das so war, und warum das Personal Kleidung trug hatte Jurina nie hinterfragt. Für sie war das nicht weiter schlimm. Sie fühlte sich auf der Insel nackt wesentlich wohler als damals im Bordell in den lächerlich knappen Kleidchen, die man ihr gegeben hatte. Außerdem waren die Temperaturen so besser zu ertragen und man wurde gleichmäßig braun. Allerdings trug das Mädchen, dass gerade davongelaufen war, völlig unverkennbar die zerfetzten Reste eines roten Kleides.

1 Kommentar:

  1. Ist da jemand aus der Quarantäne ausgebückst, von dem Jurina noch nichts weiß? Vielleicht sollte sie mal nachfragen.

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