Donnerstag, 16. Dezember 2010

Adventskalender 16 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 16. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

"Es ist nicht so einfach Jobs für diese Leute zu finden.", rechtfertigte sich Tom. Ga'ilana zuckte die Schultern. Das Schicksal der Flüchtlinge ging ihr irgendwie nahe. Sie fühlte sich ihnen irgendwie verbunden. Und das nicht nur aufgrund der Hautfarbe sondern vor allem auch weil der Weg, den sie hinter sich hatten, ihrem so ähnlich war.

"Diese Leute können fast nichts. Viele von denen können nicht mal Lesen und Schreiben.", setzte Tom etwas rechtfertigend nach. Ga'ilana räkelte sich neben ihm auf dem Bett und streichelte sacht seine nackten Beine. Erst hatte er gar nicht über die Flüchtlinge reden wollen. Aber die meisten Mädchen auf der Insel wussten recht gut, was einen Mann zum Reden bringt. Und jetzt nach einem angenehmen Verwöhnprogramm war auch Tom redselig geworden.

"Viele von uns können auch nichts.", erklärte Ga'ilana gelassen. "Ich habe auch keine Ausbildung. Aber wenn ich die Insel verlasse, werde ich, wie schon viele vor mir, einen einfachen, aber gut bezahlten Job bekommen." Tom rollte mit den Augen. "Du stellst dir das so leicht vor. Aber du weisst nicht, wie aufwändig es ist, solche Jobs zu finden. Außerdem können nahezu alle auf der Insel mehr als eine Sprache und auch mindestens Lesen und Schreiben." "Und was hast du nun mit den Leuten vor?", fragt Ga'ilana rundheraus.

Tom druckste kurz. Doch dann gab er nach: "Wenn Thorsten zustimmt, werden wir sie wählen lassen zwischen Portugal und Frankreich. Ich besorge zwei afrikanische Boote und dann fliege ich sie hinüber nach Nordafrika, setze sie in die beiden Boote und lasse eines vor der Küste von Frankreich los und das andere vor der Portugiesischen. Und dann rufe ich die Küstenwache." Ga'ilana starrte Tom mit offenem Mund an. "Die werden sie zurückschicken." Jetzt zuckte Tom die Schultern. "Wenn die Asylanträge nicht begründet sind, werden sie das tun, ja." Langsam braute sich Wut in der jungen Frau zusammen. "Das kann doch nicht dein Ernst sein?"

"Glaub mir, ich finde das auch nicht das Beste. Aber es geht auch darum, was derjenige gutheißt, der die Aktion bezahlen muss." Verbittert presste sie nun die Lippen aufeinander. Ihr war klar, dass Tom zwar erstaunliche Summen aus dem Hut zaubern konnte, wenn das notwendig war. Aber ihr war genauso klar, dass dieses Geld aus dem Vermögen von Thorsten Stahl stammte und er nicht wirklich frei darüber verfügen konnte. Sie gab ihm noch einen Kuss und seufzte. "Wann kommt Thorsten mit seinen Gästen?", wollte sie Wissen, bevor sie losging. "Übermorgen."


"Diese Jungs sehen nicht sehr schlau aus.", beschwerte sich Mersad bei Tom. Frank stand auch bei ihnen. Der Hubschrauber hob gerade wieder ab. Heue waren wieder zwei Paletten mit Material ausgeladen worden. Aber auch 15 kräftige Kerle hatten den Laderaum verlassen. "Die sind auch nicht schlau.", gab Tom rundheraus zu. Die Kerle waren allesamt Ex-Marines und arbeiteten nun für jeden, der sie ausreichend bezahlte. "Und wir brauchen sie wirklich?", quengelte Mersad, dem das alles gar nicht passte. "Die ersten treiben sich schon an den Hügeln beim Altenheim herum. Sie kommen langsam zu Kräften und können wieder weiter laufen. Ich will nicht, dass sie herausfinden, wozu diese Insel dient." Frank nickte. "Seit dieser Riese Jurina und Ga'ilana gesehen hat, reden die Männer nur noch davon, die nackten Mädchen wiederzufinden."

Für heute waren alle Flüchtlinge auf dem Hof gut beschäftigt aber auf alle aufzupassen war, wie einen Sack Flöhe zu hüten. "Ich will jedenfalls, dass sie sich ausschließlich im Norden der Insel aufhalten. Und da ich keine Mauer mitten durch die Insel bauen kann und will, hab ich mir 15 Marines geholt. Die werden sich akribisch an ihre Anweisung halten und keine Fragen stellen." Mersad zog die Lippen ein wenig zu einem Schmollmund zusammen und entfernte sich von seinen Gesprächspartnern. Tom seufzte. Morgen wollte auch noch Thorsten Stahl kommen und einige Tage bleiben. Das würde es auch nicht einfacher machen. Wenigstens waren die beiden Boote schon aufgetrieben. Und auch der Flugweg der Flüchtlinge stand bereits fest. Man würde sie nach Marocko fliegen und dort in die Boote setzen. Eine gute Beziehung zum Flughafen von Al Hoceima machte das möglich. Der lag auch nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt.

1 Kommentar:

  1. Wäre es nicht billier, denen ein Urlaubsvisum nach Europa zu beschaffen und sie da hin zu fliegen?
    Bin mal gespannt, was Thorsten zu alldem sagt. Und ich hoffe doch sehr, dass die Exmarines die Mädchen wirklich in Ruhe lassen. Vielleicht sollten die Mädels sich einfach für die Zeit mal Kleider anziehen?

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