Dienstag, 14. Dezember 2010

Adventskalender 14 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 14. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Jurina und Ga'ilana waren losgerannt, als sie wieder bei Sinnen waren. Mitten durch die Felder. Anfangs war der Kerl ihnen gefolgt. Doch nach wenigen Metern gab er die Verfolgung auf und die beiden Mädchen hielten aber dennoch erst an, als sie an den Solaranlagen angekommen waren. Dort versteckten sie sich erst mal unter einem der Panels.

Zwei riesige Felder im Norden der Insel waren mit Solaranlagen vollgestellt worden. Diese fingen die Sonne ein und erzeugten den Strom für die Insel. Tagsüber wurde der Strom teilweise abgeleitet. Man speicherte ihn für die Nacht. Auf diese Weise waren die Solarzellen die einzige benötigte Stromquelle auf der Insel. Zwar gab es am Bauernhof noch ein Dieselaggregat, welches theoretisch in der Lage wäre, die gesamte Insel zu versorgen, doch das diente nur für Notfälle. Und es war schon seit Jahren, außer zu den regelmäßigen Probeläufen, nicht mehr benutzt worden.

Als die Freundinnen wieder zu Atem gekommen waren sah Jurina Ga'ilana in die Augen. "Was war das gerade?" Die zuckte nur mit den Schultern. "Der große schwarze Kerl oder das Lager?", fragte sie ironisch. "Beides.", war die lakonische Antwort. "Also das Lager sah aus, als wäre es ein afrikanisches Flüchtlingslager. Und ich glaube irgendwie, dass es auch genau das war." Jurina zog die Augenbrauen zusammen. "Wir sind hier über 10.000 km weit weg von Afrika." "Aber der große schwarze Kerl war zweifelsfrei ein Afrikaner. Glaub mir, ich weiß wie die aussehen.", grinste sie vielsagend.

"Also gibt es auf der Insel ein Flüchtlingslager für Afrikaner? Aber warum so improvisiert? Warum nicht ein vernünftiges Haus? Und wieso überhaupt? Und ich bin doch letzte Woche noch da entlang gegangen. Da war da noch nichts." Ga'ilana zuckte die Schultern. "Tja. Das sind eine Menge Fragen auf einmal!", nickte sie. "Frank und Mersad fragen? Oder lieber zurück zu den Häusern und Felix in die Mangel nehmen?", wollte Jurina dann wissen.

Ga'ilana raffte sich auf und klopfte sich die Grashalme vom Hintern. "Frank und Mersad." Jurina war nicht hundertprozentig wohl dabei. Irgendwie hatte sie das Gefühl, im Süden der Insel wären sie sicherer. Aber jetzt wollte sie sich auch keine Blöße geben. "Meinst du der Kerl wollte uns ...", sie brachte den Satz nicht zu Ende. "Sagen wir, einfach, dass wir das beide nicht herausfinden wollen.", fiel ihre ältere Freundin ihr ins Wort und Jurina nickte etwas beklommen. "Da hast du vielleicht Recht."

Sie huschten durch die Reihen der Solarzellen und gingen dann auf dem kleinen Weg nach Osten zum Bauernhofgebäude. Immer wieder sahen sie sich genau um, ob ihnen jemand folgte oder sie vielleicht irgendwem sogar direkt in die Arme liefen. Dann endlich kamen die Hofgebäude in Sicht und das Erste, was auffiel war eine Gruppe junger schwarzer Männer in zerschlissenen Klamotten, welche vor der Scheune hockten und offensichtlich Pause machten. Abrupt blieben sie stehen. "Was hat das zu bedeuten?", schluckte Jurina und beide rannten sofort ein paar Meter zurück. und hofften, dass noch niemand sie gesehen haben möge.

"Ob die Frank und Mersad haben? Vielleicht wollen die die Insel übernehmen?" Jurinas Stimme zitterte. Sie war nun ein Jahr auf der Insel und hatte sie erst ein einziges Mal zu einem Urlaub verlassen. Aber sie fühlte sich dort unendlich sicher. Und dieses Gefühl kam gerade massiv ins Wanken. Hier war das Leben doch so beschaulich und vorhersehbar. So einen Krimi brachte sie echt aus dem Trott. "Ich hab Angst.", flüsterte sie leise. Ga'ilana legte einen Arm um sie. Auch sie wusste nicht, was sie erwidern sollte.

1 Kommentar:

  1. Das ist gar nicht so abwegig. Hier oben ist die gesamte Versorgung der Insel, die man lahm legen könnte.
    Wenn die Männer ein wenig zu Kräften gekommen sind, wären sie durchaus in der Lage, Frank und Mersad in Schach zu halten und sich vor dem Rest der Männer zu verteidigen.
    Ein interessanter Gedanke.

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