Freitag, 15. Oktober 2010

Wahrheit

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Verstört sah Nadja ihre Mama an. "Nein. Bitte du musst hierbleiben.", bettelte sie verunsichert. Lelya seufzte. "Aber ich kann nicht einfach wie du von vorn anfangen. Ich kann hier nicht mal die Sprache. Und von den 700$ im Monat, die du mir bisher geschickt hast, kann man hier kaum eine Wohnung mieten." Nadja wollte ihre Mutter so gern überzeugen ohne von der schlimmen Zeit erzählen zu müssen. Doch langsam wurde das Unterfangen aussichtsloser.

"Du würdest sicher einen Job finden. Joe hilft dir dabei. Und ich kann dir auch mehr Geld geben als die 700$" Hilflos sah Nadja ihrer Mama tief in die Augen. Aber die strich nur eine Strähne aus dem Gesicht ihrer Tochter und schüttelte leicht den Kopf. "Ich komm dich gern besuchen mit Maria. Aber ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll hierzubleiben."

Ein neuer Schluchzer rollte in Nadjas Bauch nach oben. "Es ist wichtig. Glaub mir, du schaffst das!", unternahm sie einen letzten Versuch. "Wieso ist das so wichtig? Wir waren über ein Jahr voneinander getrennt. Und kaum, dass wir ein paar Tage zusammen verbracht haben, willst du mich nicht mehr gehen lassen?" Ihre Stimme wurde kritisch. Nadjas Beharrlichkeit schien ihr einen anderen Ausgangspunkt zu haben, als nur den puren Wunsch, die eigene Mama in Reichweite zu haben.

"Ich will das nicht sagen müssen.", patzte Nadja, die sich sichtlich ertappt fühlte. Lelya hatte keine Ahnung, worauf das jetzt hinauslaufen könnte, aber ein dumpfes Gefühl machte sich breit und sie begann zu glauben, dass es vielleicht keine gute Idee war, das jetzt aus Nadja herauszupressen. "Aber ich will nicht einfach in den USA bleiben, nur weil du das sagst." Die Worte kamen aus ihr heraus, bevor sie zu Ende gedacht hatte. Nadja drehte sich von ihr weg und starrte auf den Boden vor sich.

Nadjas Gedanken kreisten. Was wenn sie einfach darauf verzichten würde auszusagen. Vielleicht reichte Jurinas Aussage ja auch allein, damit Boris in den Knast kam. Und wenn nicht? Dann würde er frei herumlaufen und anderen Mädchen wehtun, als wäre nie etwas gewesen. Tom hatte erklärt, wie schwierig in Deutschland so ein Prozess wäre und wie oft die Täter mit viel zu geringen Strafen davon kämen. Und welchen hohen Stellenwert eine Zeugenaussage hätte. Aber würde das wirklich reichen um Mama dazu zu bewegen in den USA ein neues Leben anzufangen? Wäre es für sie genauso wichtig, wie für Nadja?

Traurig schaute sie ihre Mama an. "Ich war nicht ganz ehrlich zu dir.", flüsterte sie leise. Vor dem, was sie nun erzählen musste, hatte sie eine Heidenangst und noch mehr davor, wie die Reaktion danach ausfallen würde. Aber damit war sie nicht allein. Lelya verschränkte die Hände ineinander damit man nicht sah, wie sie zitterten.

2 Kommentare:

  1. Tja, da kommt Nadja wohl nicht mehr raus. Hoffentlich wird sie feststellen, dass es halb so schlimm ist, wie es sich anfühlt.

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  2. Doch ein Vorteil, wenn man drei/vier Tage nicht mitliest, dann hat man mehrere Kapitel auf einmal ;-)

    Ob sie will oder nicht, wenn der Mutti nichts passieren soll, muss Nadja die Wahrheit erzählen.
    Naja..Wahrheit und Wahrheit sind zwei Dinge.
    Sie muss ja nicht ins Detail gehen.
    Mutti ist ja nicht dumm..und sie kann (auch wenn man das als Mutter nicht will) ein paar sachen zusammenreimen.

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