Donnerstag, 7. Oktober 2010

Unruhige Nacht

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

An diesem Abend lag Lelya noch lange wach und dachte über diesen Plan nach. Ein neues Leben in den USA anfangen? Konnte sie das wirklich? Wollte sie das überhaupt? Was für einen Job würde sie hier machen können. In Kiew ging sie nun seit einiger Zeit wieder putzen. Das könnte sie strenggenommen überall machen. Aber würde man hier in diesem Land, wo alles so teuer war, davon leben können?

In der Ukraine konnte man ja schon kaum davon leben. Käme nicht das monatliche Geld von Nadja und der schmale Unterhalt von ihrem Ex-Mann, hätte sie jedenfalls nicht genügend um alle Rechnungen bezahlen zu können. Aber wenn man hier leben konnte, wäre es dann nicht besser hier zu sein? Jetzt wo Lukas sich auch entschlossen hatte, sein Glück hier zu versuchen.

Lange kreisten die Gedanken und immer wieder kam sie zu dem Schluss, dass sie Englisch lernen müsste. Koste es was es wolle. Denn könnte sie vielleicht auch einen besseren Job bekommen. Immerhin sprach sie Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Und bald vielleicht auch noch Englisch. Da müsste sich doch etwas finden lassen? Und wäre es nicht auch besser für Maria, aus dem Einflussbereich ihres Vaters hinaus zu sein. Nicht, dass er in wenigen Jahren für sie das gleiche plante, womit er Nadja vertrieben hatte. Offiziell hatte er zwar kein Sorgerecht mehr, aber das würde ihn vermutlich nicht aufhalten.


Zwei Zimmer weiter lag Nadja eng an Joes Körper gedrängt und starrte in die Dunkelheit. Mama könnte in derselben Stadt wohnen. Sie wäre da, wenn man sie sie brauchen würde. Und nicht tausende Kilometer entfernt. Sie könnte zu ihr fahren, wann immer sie das wollte. Und auch Lukas und Maria jederzeit sehen. Und es bestand keinerlei Gefahr, dass Papa vorbei kam und sich mit irgendwelchen dummen Ideen in ihr Leben einmischte und alles zerstörte. Lelya und Nadja schliefen sehr unruhig in dieser Nacht. Beide unentschlossen, was zu tun wäre.


Staatsanwalt Greunert las die etwas überheblich formulierte Mail von Tom noch kurz bevor er das Büro verlies. Seine Ermittlungen zu Toms Person waren allesamt ins Leere gelaufen. Er hatte den Informanten offensichtlich deutlich unterschätzt. Vielleicht war es tatsächlich besser das Angebot anzunehmen und diesen geheimnisvollen Fremden in Ruhe zu lassen. Zwei wasserdichte Opferaussagen wären jedenfalls die Krönung für seine Beweisführung. Das würde diesem Verbrecherhaufen garantiert das Genick brechen.

Doch blieb bei der Sache ein bitterer Nachgeschmack, dass seine Methoden und Angebote an die Frauen, die man damals dort befreit hatte, nicht zu vernünftigen Aussagen gebracht hatten. Aber war nicht die Aussicht, die Anklage auf versuchten Mord, durch ein Beispiel belegen zu können, mehr wert als sein Ermittlerstolz? Seufzend fuhr er den PC herunter und fuhr nachdenklich nach Hause.

1 Kommentar:

  1. Es gibt Menschen, die einfach nur dankbar solche Angebote wie die von Tom annehmen würden. Mit seinem falschen Stolz könnte Greunert im Falle eines Freispruchs zig weitere Mädchenschicksale auf dem Gewissen haben.. *Greunert tret*

    Und Lelya soll sich einen Ruck geben. Red mal mit ihr, Herr Autor! Putzen kann sie überall, sparen auch, mit bald vier Fremdsprachen wird sich wohl was finden lassen und Lukas wird ihr auch nicht auf der Tasche liegen. *Lelya knuff*

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.