Donnerstag, 21. Oktober 2010

Reisekosten

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

So gern hätte Nadja Joes Hand jetzt gehalten. Doch er saß hinter ihr auf den Zuschauerbänken. Vereinzelt drückten sich Reporter dort herum und alle im Raum waren offenbar gespannt, was sie nun zu erzählen hätte. "Guten Morgen.", begrüßte sie der Richter nochmal freundlich. Nadja nickte unsicher zurück. "Guten Morgen.", sie starrte geradeaus auf den Richter.

"Also Sie brauchen gar keine Angst zu haben. Wir werden uns erst mal über ein paar persönliche Daten unterhalten." Dann fragte er Nadja nach ihrem Namen, ihrem Alter und ob sie mit den Boris, Dimitri oder einem der anderen verwandt wäre. Brav antwortete Nadja auf die Fragen und fühlte sich langsam etwas besser.

Dann schließlich ging es an die wichtigen Fragen. Und Nadja musste erzählen, wie es damals passiert war, dass sie in den Bus gestiegen war. Sie musste erzählen, wie die Reise verlaufen war und immer wieder kamen Nachfragen. Es war ganz schön schwierig, sich an die einzelnen Details zu erinnern. Aber sie gab sich Mühe und es gelang ihr recht gut. So erzählte sie alles, bis sie in dem Keller angekommen waren. Schließlich nickte der Staatsanwalt.

"Und was ist dann in dem Keller passiert?", fragte er in strengem Tonfall. Nadja zögerte. "Er hat uns alle an Stühle fesseln lassen. Und er hat gesagt, wir hätten Schulden gemacht für die Reise. Aber davon war vorher überhaupt nicht die Rede gewesen. Und dann hat Boris das Mädchen vergewaltigt und Dimitri hat gesagt, das wäre das einzige, wozu wir gut wären." Nadjas Stimme bebte als sie erzählte, wie es weiter ging. Sie musste immer wieder Pause machen, wenn es darum ging, zu erzählen, wie Boris Jurina in die Schulter geschossen hatte. Und auch was danach passiert war.

Schließlich gab sie den Tränen nach und Joe reichte ihr Taschentücher. "Brauchen Sie eine Pause?", fragte der Richter gütig. Doch Nadja schüttelte den Kopf. "Es geht schon.", presste sie heraus. Boris und die anderen nahmen all die Erzählungen stumm zur Kenntnis. Und nachdem unendliche Details über die Abrechnungen im Puff und alles weitere erzählt waren, nickte der Richter den Anwälten zu. "Weitere Fragen?"

Dimitris Anwalt stand auf. "Was haben Sie denn gedacht, wie Sie die weite Reise von der Ukraine bis nach Deutschland bezahlen wollten?" Nadja zuckte zusammen. "Ich.. Ich... Ich weiß nicht? Von dem, was wir in Deutschland verdienen?" "Also wussten Sie genau, dass Sie schulden machen würden?" Nadja presste die Lippen zusammen. So hatte sie das nie gesehen. "Aber.. das war doch alles ganz anders." platzte es schließlich aus ihr heraus. "Sie sind doch schlau genug zu wissen, dass man ein Ticket von Kiew nach Deutschland nicht umsonst bekommt?" Nadja nickte verstört. "Und mein Mandant hat ihnen lediglich einen Weg aufgezeigt, wie Sie die Schulden abarbeiten können. Sie hätten ja auch die Kosten direkt begleichen können."

Nadja atmete schwer. Dimitri hatte gefragt, ob eine von ihnen das Geld hätte. "Aber wir hatten doch keine Wahl?" "Eben haben Sie gesagt, dass man sie gefragt hätte, ob sie das Geld hätten."

1 Kommentar:

  1. Au weh... das war zu befürchten, dass der gegnerische Anwalt Nadja als dumme Nudel hinstellt. Aber da muss sie durch. Ihre Dummheit schützt Boris nicht vor der Strafe. Mich wundert nur, dass niemand Einspruch erhebt. Der gegnerische Anwalt versucht Nadja einzuschüchtern.

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